„Das ist unglaublich deprimierend“
Etwa 10 000 Menschen haben am Samstag am Ludwigsplatz ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Auch, weil die Folgen rechter Parolen längst im Saarbrücker Alltag angekommen sind.
SAARBRÜCKEN Benjamin Duppe (33) aus Klarenthal sagte: „Es ist extrem wichtig, ein Zeichen gegen rechts zu setzen. Vor allem auch, um zu zeigen, dass die schweigende Mehrheit, wie sie so oft von Anhängern der rechten Szene und der AfD genannt wird, nicht mehr schweigt. Sondern auf die Straße geht, laut ist und für Vielfalt steht.“Duppe arbeitet in einem Forschungszentrum des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz.
Die Demonstration besuchte er mit seiner Frau Annika Duppe (31), die als Lehrerin in einem Saarbrücker Gymnasium arbeitet. Sie stimmt ihm zu: „Ich finde, das Motto ‚Nie wieder ist jetzt` fasst es gut zusammen. Wir demonstrieren nun schon zum vierten Mal gegen rechts. Wir haben aus der Geschichte gelernt und wollen das auch zeigen. Wir wollen gesehen werden. Nicht nur von der AfD, sondern vor allem auch von denjenigen, die sich vielleicht noch nicht trauen, ihre Stimme gegen antidemokratische Meinungen zu erheben.“
„Holla“(28) aus Saarbrücken verdient ihr Geld als Influencerin. Auf dem Streaming-Anbieter Twitch folgen ihrem Account „HolladieWaldfee“über 30 000 Menschen. Sie sagt: „Ich finde es ganz wichtig, auf Demos zu gehen. Man zeigt auf, dass die Mehrheit nicht diese kleine Gruppe ist, die Hass gegen Ausländer schürt. Sondern, dass die breite Masse der Bevölkerung gegen Rassismus, Faschismus, rechtes Gedankengut und die Politik der AfD ist.“
Gabi Herrmann (69), Rentnerin aus St. Ingbert: „Für mich ist es wichtig, hier zu sein, gerade im Hinblick auf meine Kinder und Enkelkinder. Meine Generation hatte das große Glück, von einem direkten Krieg in Deutschland nicht betroffen zu sein. Das wünsche ich meinen Enkeln auch. Meine erste Demonstration habe ich bereits in den 1980ern besucht. Gegen Rechtsextremismus demonstriere ich heute zum ersten
Mal, weil es wirklich notwendig ist.“Ehemann Thomas Michaeli (69) entgegnet: „Sie fragen uns, warum wir hier sind. Man müsste fragen: Warum sind alle anderen nicht da?“
Marie Heinen-Uder (49), Grundschullehrerin aus Saarbrücken: „Mein Vater arbeitete als Historiker und hat mir mein Interesse für Geschichte sozusagen in die Wiege gelegt. Man dachte immer, dass solche Dinge wie der Nationalsozialismus nie wieder passieren. Als normaler Bürger ist so eine Demonstration eine der wenigen Möglichkeiten zu zeigen, dass man mit den Entwicklungen dieser Art von Politik nicht einverstanden ist.“
Sabine Klotzsche (39) aus Saarbrücken: „Ich bin Sozialarbeiterin. Diese Woche hatte ich eine total verängstigte türkische Mutter im Büro, die Panik hat, dass sie deportiert wird. Sie hat Angst, dass sie und ihre Kinder gehen müssen. Das ist unglaublich deprimierend. Dazu brauche ich glaube ich nichts mehr zu sagen, die Entwicklungen in der Politik sind erschreckend. Darum bin ich heute hier.“