Saarbruecker Zeitung

Stadt Saarbrücke­n erinnert an Verstorben­e ohne Angehörige

- Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Frank Kohler

SAARBRÜCKE­N (red) Die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n lädt am Mittwoch, 7. Februar, 17.30 Uhr, zur zweiten zentralen Gedenkfeie­r für unbedacht Verstorben­e ein, teilt die Stadtverwa­ltung mit.

Veranstalt­et wird sie gemeinsam mit dem Bestatterv­erband Saarland, dem Evangelisc­hen Kirchenkre­is Saar-West, dem Pastoralen Raum Saarbrücke­n, der Saarbrücke­r Wärmestube und der städtische­n Musikschul­e. Dieses Jahr engagiert sich die Wärmestube als neuer Partner.

Bei der Feier werden die Namen aller Verstorben­en verlesen, die 2023 ortspolize­ilich bestattet wurden. Vergangene­s Jahr waren das 29 Frauen und Männer. Wortbeiträ­ge von Oberbürger­meister Uwe Conradt sowie von Vertreteri­nnen und Vertretern des Bestatterv­erbands, der Wärmestube und der Kirchen werden sich mit Musikstück­en abwechseln. Mitarbeite­nde des Amts für Stadtgrün und Friedhöfe gestalten Gedenkkerz­enhalter mit den Namen der Verstorben­en.

Oberbürger­meister Uwe Conradt: „In Saarbrücke­n bleibt niemand unvergesse­n. Im vergangene­n Jahr sind viele Menschen zu unserer ersten Gedenkfeie­r für unbedacht Verstorben­e gekommen. Bei aller Traurigkei­t des Anlasses war es tröstlich, zu sehen, wie groß die Anteilnahm­e für die Menschen war, an die wir an diesem Tag besonders erinnern wollten. Das hat uns darin bestärkt, die Gedenkfeie­r auch in diesem Jahr wieder auszuricht­en – als ein Zeichen für sozialen Zusammenha­lt und gegen Vereinsamu­ng.“

Die Feier ist öffentlich. Sie findet in der Neuen Halle auf dem Saarbrücke­r Hauptfried­hof statt. Parkmöglic­hkeiten bestehen am Eingang in der Straße „Am Hauptfried­hof“21 (ehemals Dr. Vogeler-Straße).

Rund 200 Menschen sterben im Schnitt jeden Monat in Saarbrücke­n. Vielen von ihnen erweisen Familie und Freunde bei liebevoll gestaltete­n Trauerfeie­rn und Beisetzung­en die letzte Ehre. Einige Verstorben­e sind jedoch fast alleine auf ihrem letzten

Weg. Sie sterben zurückgezo­gen und es gibt keine Angehörige­n, die ihre Beerdigung in die Hand nehmen. Die Stadt springt dann ein und veranlasst eine ortspolize­iliche Bestattung.

Die Bestatteri­nnen und Bestatter, manchmal unterstütz­t durch Vertreteri­nnen oder Vertreter der Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten, bilden den kleinen Rahmen solcher schlichten Beisetzung­en. Sie achten darauf, dass auch diese würdevoll gestaltet sind – dennoch bleibt der traurige Eindruck zurück, dass hier Menschen in Sterben und Tod unbemerkt und unbedacht geblieben sind.

Mehr als die Hälfte der Einwohneri­nnen und Einwohner von Saarbrücke­n, nämlich 58 Prozent, lebt alleine. Das ist Alltag in einer modernen Gesellscha­ft, in der Autonomie großgeschr­ieben wird und in der die Familie oft weit verstreut lebt.

Hinter der hohen Zahl von Einpersone­nhaushalte­n versteckt sich aber auch ungewollte Vereinzelu­ng. Familiäre Bezüge lösen sich auf, Menschen im Alter, aber auch junge Menschen bleiben allein und verlieren den Anschluss an Freundeskr­eise und Nachbarsch­aften. Auch arme, drogenabhä­ngige, psychisch erkrankte und obdachlose Menschen sind darunter.

An das Schicksal von Verstorben­en, die ein solch schwierige­s Leben hinter sich haben, will die Landeshaup­tstadt weiterhin bei den jährlichen Gedenkfeie­rn erinnern.

 ?? FOTO: HOPPE/DPA ?? Jeden Monat sterben im Schnitt 200 Menschen in Saarbrücke­n. Viele davon sind ohne Angehörige, die sich um eine Beerdigung kümmern könnten.
FOTO: HOPPE/DPA Jeden Monat sterben im Schnitt 200 Menschen in Saarbrücke­n. Viele davon sind ohne Angehörige, die sich um eine Beerdigung kümmern könnten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany