Liga-Enttäuschung vor dem Pokalknaller
Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken kommt vor dem Viertelfinale gegen Gladbach nicht über ein 1:1 gegen BVB II hinaus.
SAARBRÜCKEN 67 Mal, so haben Statistiker penibel mitgerechnet, hat Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken in den drei Spielen seit der Winterpause aufs gegnerische Tor geschossen. Nur ein Versuch landete im Ziel. Der Kopfball von Kapitän Manuel Zeitz am Freitagabend im Stadion Rote Erde rettete den Saarländern einen ebenso verdienten wie enttäuschenden Zähler bei Borussia Dortmund II. Am Ende hieß es 1:1 (1:0). „Das ist zu wenig“, brachte es Außenbahnspieler Marcel Gaus auf den Punkt, „mit dem Anspruch, den wir an uns selbst haben, ist das nicht befriedigend.“
„Manchmal machst du aus wenig unglaublich viel, wir machen aus viel gerade unglaublich wenig.“Marcel Gaus Spieler des 1. FC Saarbrücken
80 Prozent Ballbesitz, 16:1 Eckbälle gegen 80 Minuten in Unterzahl intelligent und beherzt verteidigende Borussen – weitere Zahlen, die zusätzlich belegen, dass die Moral beim FCS stimmt. „Den Willen kann uns keiner absprechen“, so Gaus weiter, „es ist aber auch eine Frage des Selbstvertrauens. Manchmal machst du aus wenig unglaublich viel, wir machen aus viel gerade unglaublich wenig.“
Nach sieben Minuten und einem Foul an Julian Günther-Schmidt musste Dortmunds Falko Michel vom Feld, „Günni“kehrte mit zehn Stichen am Ohr genäht und einem Turbanverband am Kopf zurück. Doch das Angriffsspiel der Saarländer wirkte kopflos und behäbig. Hohe Bälle über außen oder aus dem Halbfeld auf Stürmer Kai Brünker stellte den BVB II vor geringe Probleme. Saarbrücken war nach dem Feldverweis das dominierende Team – bis zum Strafraum. Dort wurde es hektisch oder zu kompliziert – oder der FCS scheiterte am Willen der Hausherren. „Die haben sich einfach in alles reingeworfen“, sagte Gaus, der kurz vor der Pause eine gute Möglichkeit zum Ausgleich vergab, „wir müssen einfach mal wieder Tore schießen.“Das tat Dortmund – effizient und sehenswert. Der Schuss von Rodney Elongo-Yombo aus gut 25 Metern in der 26. Minute war der erste aufs und eben auch ins Saarbrücker Tor.
Nach einer Stunde flankte Gaus von links genau auf den Kopf von Günther-Schmidt, der brachte aus fünf Metern den Ball nicht an Torwart Silas Ostrzinski vorbei. Haderte der FCS gegen Ingolstadt noch mit den Fehlentscheidungen des Unparteiischen, musste man am Freitag dankbar für eine ebensolche sein. Der Freistoß, der zum Ausgleich (86.) führte, hätte nie gegeben werden dürfen. Dortmunds Michael Eberwein spielte gegen Kasim Rabihic klar den Ball, Schiedsrichter Timon Schulz pfiff dennoch. Rabihic bediente maßgenau seinen Kapitän, der in der Nachspielzeit wieder per Kopf den Siegtreffer liegen ließ.
Das elfte Unentschieden in dieser Spielzeit sorgt für Unmut beim FCS – im Umfeld und beim Trainer. „Wir sind enttäuscht. Wir haben aus den ersten Spielen zwei statt neun Punkte“, sagte Rüdiger Ziehl, „darum sind wir in der Tabelle, wo wir gerade sind.“Im Niemandsland, hinter den eigenen Aufstiegszielen zurück. Das nervt die Fans, von denen 500 den Weg nach Dortmund auf sich genommen hatten.
Selbst bei den Treuesten steht der
Trainer und Manager in der Kritik. Zum einen, weil er in der Winterpause keinen Stürmer geholt hat. Zum anderen, weil er nicht Nachwuchsspieler Leo Sahin einfach mal die Chance gibt. Ziehls Vorgänger Lukas Kwasniok machte das mit Luca Kerber, der am Freitag in der ungewohnten Innenverteidigung ein starkes und sein 99. Drittliga-Spiel absolvierte. „Wir brauchen ein Spiel, in dem wir unsere Chancen nutzen und den Bock umstoßen“, sagte Ziehl. Die nächste Chance dazu gibt es im DFB-Pokal-Viertelfinale an diesem Mittwoch gegen Borussia Mönchengladbach.