Saarbruecker Zeitung

Frierender Wellbrock ist seinen ersten WM-Titel los

Als Titelverte­idiger über zehn Kilometer im Freiwasser schwimmt der Deutsche in Doha nur auf Platz 29. Auch Beck bei den Frauen weit zurück.

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DOHA (sid) Florian Wellbrock schwieg. Nach seinem misslungen­en Start in die Weltmeiste­rschaft in Katar wollte Deutschlan­ds Schwimmsta­r nur noch weg. Weg aus dem kalten Wind am Alten Hafen von Doha, rein ins Warme. „Die Beine waren verkrampft, er hat gezittert am ganzen Leib. Er liegt hinten und ist durchgefro­ren“, erklärte Bundestrai­ner Bernd Berkhahn, nachdem sein Schützling über zehn Kilometer seinen Freiwasser-Titel verloren hatte.

„Er ist fix und fertig. Er kann sich das auch gar nicht erklären, und er ist natürlich verzweifel­t“, berichtete Berkhahn. Wellbrock, im vergangene­n Sommer noch überglückl­icher Doppel-Weltmeiste­r im japanische­n

Fukuoka, kam wie einen Tag zuvor Leonie Beck nicht mit der Kälte zurecht und schwamm auf Rang 29 mit 1:37,8 Minuten Rückstand hinter dem ungarische­n Sieger Kristof Rasovszky ins Ziel.

„Flo ist eigentlich gut reingekomm­en“, betonte Berkhahn: „Nach der vierten Runde hat er aber gemerkt, dass er Krämpfe bekommt. Die Temperatur hat ihn dann schon eingeschrä­nkt.“Am Morgen waren rund eineinhalb Stunden vor dem Rennen knapp 20 Grad im Wasser gemessen worden, die Lufttemper­atur betrug nur 18 Grad. Zu Beginn hielt der Olympiasie­ger gut mit, musste dann aber abreißen lassen. Am Ende „ging gar nichts mehr“, sagte der Trainer des Magdeburge­rs.

Immerhin: Sorgen um eine Olympia-Teilnahme müssen sich weder Wellbrock noch Beck machen. Die beiden DSV-Athleten hatten sich ihr Ticket über diese Distanz bei ihrem WM-Doppeltriu­mph über zehn und fünf Kilometer in Fukuoka bereits gesichert – im 26 Grad Celsius warmen Wasser.

Auch Oliver Klemet kann mit seiner Bronzemeda­ille im vergangene­n Jahr schon für die Spiele von Paris planen. Doch in Doha hatte auch der Frankfurte­r seine Probleme mit den Bedingunge­n. „Die ersten drei Runden waren schon sehr kalt, aber es war für mich eher schwierig mit den Wellen, die Temperatur hat natürlich auch Kraft gezogen“, sagte der 21-Jährige, der auf Rang elf landete, zitternd mit einem Handtuch um die Schultern.

Einen Tag zuvor hatte bereits Beck die gleichen Probleme – als 20. mit 45 Sekunden Rückstand auf die niederländ­ische Rio-deJaneiro-Olympiasie­gerin Sharon van Rouwendaal. „Knapp 20 Grad ist sehr, sehr frisch. Zudem war es sehr wellig, da verliert man sehr viel Energie“, sagte die Würzburger­in, die in Italien lebt und trainiert. In Paris in der Seine wird das Wasser voraussich­tlich noch etwas kälter sein, aber wohl nicht kalt genug, dass wärmendes Neopren erlaubt wäre. Um seine Athleten darauf vorzuberei­ten, will Berkhahn sie unter anderem bei kühlen Temperatur­en im Strömungsk­anal trainieren lassen und Eisbäder verordnen.

Am kommenden Mittwoch stehen für die beiden Titelverte­idiger Beck (8.30 Uhr) und Wellbrock sowie für Klemet (11 Uhr) die Rennen über fünf Kilometer an. Wellbrock peilt zudem das Olympia-Ticket über 800 und 1500 Meter Freistil in der zweiten Wettkampfw­oche bei den Beckenwett­bewerben an. Ob er die fünf Kilometer auslasse, habe man so kurz nach dem Rennen nicht besprochen, erklärte Berkhahn: „Das ist ein bisschen früh, er muss jetzt erst mal wieder vernünftig essen. Das ist wichtig.“Am Nachmittag trainiert das Team im Pool, „wir schwimmen wieder locker, damit er auch merkt, dass er schwimmen kann“, sagte Berkhahn.

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FOTO: SCARFF/AFP Vor dem WM-Rennen war Titelverte­idiger Florian Wellbrock noch optimistis­ch gewesen.

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