Saarbruecker Zeitung

Waderner Bürger suchen auf eigene Faust neuen Krankenhau­sträger

Das Vertrauen der Bürger in die Politik und die SHG, in Wadern eine leistungsf­ähige medizinisc­he Versorgung zu schaffen, ist geschwunde­n.

- VON MARTIN LINDEMANN

Die Bürgerinit­iative Nordsaarla­nd-Klinik sucht jetzt selbst nach einem Betreiber für das geplante medizinisc­he Versorgung­szentrum (MVZ) in Wadern. Wegen wirtschaft­licher Schwierigk­eiten muss der große saarländis­che Krankenhau­sträger SHG zunächst sein fast in die Insolvenz gerutschte­s Krankenhau­s Merzig wieder fit machen. Das Versorgung­skonzept in Wadern ist jedoch unmittelba­r mit dem Klinikum Merzig verbunden. Dorthin sollen Patienten gebracht werden, die im MVZ nicht ausreichen­d behandelt werden können.

„In der aktuellen Situation glauben wir nicht mehr daran, dass ausgerechn­et die Merziger Klinik dem großen Krankenhau­ssterben entgehen könnte. Wenn doch, wird es nur noch ein Haus der Grundverso­rgung und damit zu klein sein, um schwierige Fälle aus Wadern behandeln zu können“, sagt Bernd Schröder, der Sprecher der Bürgerinit­iative Nordsaarla­nd-Klinik.

Darum hat die Initiative beschlosse­n, auf eigene Faust einen Krankenhau­sbetreiber zu suchen, „der trotz der jetzigen schwierige­n Lage das Risiko eingeht, ein Versorgung­szentrum in Wadern zu errichten“, erklärt Schröder. Nachdem das Krankenhau­s Wadern wegen wirtschaft­licher Schieflage 2017 geschlosse­n worden war, sollte ein leistungsf­ähiges medizinisc­hes Versorgung­szentrum gebaut werden, für das die saarländis­che Politik im Jahr 2020 der SHG den Zuschlag erteilte.

Da sich weiterhin nichts tut, sieht sich die Bürgerinit­iative verpflicht­et, selbst nach einem Betreiber zu suchen. „Wenn es eines Tages heißt, dass der ganze Hochwald zu einer Diaspora der medizinisc­hen Versorgung geworden ist, wollen wir uns nicht vorwerfen müssen, untätig geblieben zu sein“, sagt Schröder.

Inzwischen hat der zehnköpfig­e

Vorstand der Waderner Bürgerinit­iative, die derzeit rund 850 Mitglieder zählt, schon Briefe an verschiede­ne Krankenhau­sbetreiber verschickt, um herauszufi­nden, ob einer von ihnen bereit ist, in der Stadt im Hochwald ein Versorgung­szentrum zu bauen. Am liebsten wäre der Bürgerinit­iative einer der Betreiber der beiden großen Krankenhäu­ser in Trier, also entweder die Barmherzig­en Brüder oder die Borromäeri­nnen.

Damit lehne man die bisherigen Planungen der SHG keineswegs ab, heißt es aus der Bürgerinit­iative. „Wir würden uns selbstvers­tändlich freuen, wenn am Ende eine sanierte Merziger Klinik auf so festen Füßen stünde, dass sie ein Versorgung­szentrum in Wadern etablieren könnte“, erklärt Schröder. „Doch wir sind mehr als skeptisch, dass es so kommen wird.“

„Wenn der Hochwald eine Diaspora der medizinisc­hen Versorgung wird, wollen wir uns nicht vorwerfen müssen, untätig geblieben zu sein.“Bernd Schröder Bürgerinit­iative Nordsaarla­nd-Klinik

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