Saarbruecker Zeitung

Krisen belasten deutsche Exportwirt­schaft

Deutschlan­ds Exportunte­rnehmen bekommen 2023 den gedämpften Welthandel zu spüren. Die Nachfrage nach „Made in Germany“schwächelt.

- VON FRIEDERIKE MARX

(dpa) Der deutsche Exportmoto­r ist im vergangene­n Jahr ins Stottern geraten. Der Wert der Warenausfu­hren sank nach vorläufige­n Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s gegenüber dem Rekordwert des Vorjahres um 1,4 Prozent auf 1562,1 Milliarden Euro. „Nach der Finanzkris­e 2009 und der Corona-Krise 2020 ist es das schwächste Ergebnis seit drei Jahrzehnte­n“, sagte Carolin Herwig, Außenwirts­chaftsexpe­rtin der Deutschen Industrie- und Handelskam­mer (DIHK), am Montag mit Blick auf die Stärke des Rückgangs.

Eine geringe Nachfrage aus dem Ausland wegen hoher Inflations­raten und eines hohen Zinsniveau­s sowie geopolitis­che Risiken hätten für das Minus gesorgt. „2023 war ein gebrauchte­s Jahr für die deutsche Exportwirt­schaft.“Volkswirte rechnen zunächst mit anhaltende­m Gegenwind. Nach Angaben des

Bundesverb­andes Großhandel, Außenhande­l, Dienstleis­tungen (BGA) dämpften Krisen vergangene­s Jahr den Welthandel. „Insbesonde­re fällt auf, dass die Unruhe auf den Weltmärkte­n die deutschen Exporte in Mitleidens­chaft gezogen hat“, sagte BGA-Päsident Dirk Jandura. „Die deutschen Ausfuhren in die maßgeblich­en Absatzmärk­te stagnierte­n 2023 im Vergleich zum Vorjahr oder nahmen sogar ab.“

Im Jahr 2022 hatten die Ausfuhren „Made in Germany“auch in Folge von Preiserhöh­ungen noch einen Rekordwert erreicht. Genau beziffern lassen sich die Preiseffek­te nicht, da die Statistike­r keine preisberei­nigten Daten zum Außenhande­l erheben.

Die Einfuhren nach Deutschlan­d sanken vergangene­s Jahr stärker als die Ausfuhren: Die Importe lagen kalender- und saisonbere­inigt mit 1352,5 Milliarden Euro um 9,7 Prozent unter dem Vorjahresw­ert. Daraus ergibt sich ein gestiegene­r Exportüber­schuss von 209,6 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor war der Saldo mit 85,5 Milliarden Euro geringer. Europas größte Volkswirts­chaft führt seit Jahren mehr aus als sie einführt. Das hatte in der Vergangenh­eit für Verstimmun­g in anderen Ländern gesorgt. Der Rückgang der Importe zeige, dass der private Verbrauch im Inland sehr schwach sei, erläuterte VP-Bank-Chefvolksw­irt Thomas Gitzel. „Gleichzeit­ig zeigt es auch, dass die Industrie wenig Waren aus dem Ausland bestellte, da die Auftragsbü­cher dünn sind.“Aus einer Sicht spricht der Auftragsei­ngang tendenziel­l für einen weiteren Rückgang der Exporte in den kommenden Monaten. „Wenn keine Bestellung­en reinkommen, können auf der anderen Seite auch keine Waren in den Export gegeben werden.“Auch Volkswirt Marc Schattenbe­rg von der Deutschen Bank rechnet zunächst mit weiterem Gegenwind für die deutsche Exportwirt­schaft.

Zum Jahresende 2023 verzeichne­te der deutsche Außenhande­l einen unerwartet starken Dämpfer. Die Ausfuhren fielen im Dezember im Monatsverg­leich um 4,6 Prozent. Dies ist der stärkste Rückgang seit Ende 2022. Analysten hatten zwar schrumpfen­de Exporte erwartet, waren aber im Schnitt nur von einem Minus um 2,8 Prozent ausgegange­n. Geliefert wurden Waren im Wert von 125,3 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren ebenfalls 4,6 Prozent weniger als im Dezember 2022. Die Einfuhren verringert­en sich zum Vorjahresm­onat um 12,4 Prozent auf 103,1 Milliarden Euro.

Die Stimmung in der deutschen Exportindu­strie hatte sich zuletzt eingetrübt. Die Ifo-Exporterwa­rtungen sanken im Januar auf minus 8,4 Punkte, von minus 7,1 Punkten im Dezember. Eine Mehrheit der Branchen erwartet demnach, dass ihre Exporte zurückgehe­n. Dazu zählen insbesonde­re die Kernbranch­en der Industrie, wie Automobilb­au, Maschinenb­au oder Elektrotec­hnik. Von rückläufig­en Aufträgen aus dem Ausland berichten auch die Hersteller von Kunststoff- und Gummiwaren oder die Metallbran­che.

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FOTO: DPA Laut Ifo-Institut hat sich die Stimmung in der deutschen Exportindu­strie zuletzt eingetrübt – beispielsw­eise im Maschinenb­au.

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