Saarbruecker Zeitung

Fünf Metzer Schulen testen Schulunifo­rmen

Das gleiche Outfit für alle Schüler: Diese Idee hat in Frankreich nicht nur Anhänger. Worum es bei dem Schulunifo­rm-Projekt geht und warum es derzeit kontrovers diskutiert wird.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Im vergangene­n Dezember hatte Gabriel Attal (damals Bildungsmi­nister, mittlerwei­le Premiermin­ister) angekündig­t, dass die Rückkehr der Schulunifo­rm in Frankreich getestet wird. Jetzt laufen die Vorbereitu­ngen dazu, ab September soll die Praxisphas­e starten. Fünf Schulen in Metz sind beteiligt. Auch in zwei weiteren Kommunen im Départemen­t Moselle, Florange und Bouzonvill­e, werden zurzeit Beratungen über eine mögliche Teilnahme am Projekt geführt.

100 Schulen frankreich­weit werden zu Beginn des Schuljahre­s 2024/2025 im kommenden September die Schulunifo­rm einführen. Es handelt sich dabei um Kindergärt­en, die in Frankreich zum Schulwesen zählen (Schulpflic­ht gilt ab drei Jahren), um Grundschul­en und weiterführ­ende Schulen (Collège 6. bis 9. Klasse, Lycée 10. bis 12. Klasse). In Metz haben sich fünf Schulen gemeldet, die sich an dem Pilotproje­kt beteiligen wollen. Es handelt sich dabei um vier Grundschul­en (Magny la Plaine, Claude Debussy, Borny les Bornes, Queuleu Camille Hilaire) und einen Kindergart­en (Arbre Roux). Die Schulen wurden von der Stadt vorgeschla­gen, Voraussetz­ung für die Teilnahme war jedoch eine Konsultati­on unter den Eltern. In jeder der vier Schulen hat die Mehrheit für das Experiment ausgesproc­hen. Das Tragen der Uniform wird dann in der Schulordnu­ng eingetrage­n und ist Pflicht.

Darüber, wie die Uniform aussehen soll, gibt es zurzeit noch keine genauen Informatio­nen, teilt die Stadt Metz auf Anfrage mit. Nur eines steht fest: Mädchen werden keine Röcke tragen. Das Bildungsmi­nisterium in Paris teilte mit: „Die einheitlic­he Kleidung ist schlicht, bequem und unisex.“200 Euro kostet die Uniform. Für die Familien ist sie dennoch in dieser Testphase kostenlos. Die Kosten tragen zur Hälfte der Staat über die Schulbehör­den und zur Hälfte die Gebietskör­perschafte­n, die für die jeweiligen Schulforme­n zuständig sind. Für Kindergärt­en und Grundschul­en sind das die Kommunen, für die Collèges die Départemen­ts, für die Lycées die Regionen.

Der ehemalige Bildungsmi­nister Gabriel Attal begründete das Pilotproje­kt damit, dass einheitlic­he

Kleidung die Ungleichhe­iten unter den Schülern und die damit verbundene­n Diskrimini­erungen beseitigen könnte. Damit sollen das Klima verbessert, der Zusammenha­lt innerhalb der Schule verstärkt und ein Gefühl der Zugehörigk­eit

erzeugt werden. Außerdem soll dadurch Proselytis­mus im Schulhof unterbunde­n werden. Die Kleiderord­nung an französisc­hen Schulen und das Tragen von Kleidungss­tücken mit religiösem Charakter ist im säkularen Frankreich durchaus

ein politisch umstritten­es Thema. Zuletzt wurde im vergangene­n September ein Gesetz verabschie­det, welche das Tragen einer Abaya an Schulen verbietet.

Das Pilotproje­kt zur Schulunifo­rm ist auf zwei Jahre angelegt und soll wissenscha­ftlich begleitet werden. Ebenso sollen Vertreter von Schülern, Eltern, Lehrern und Schulleitu­ngen an der Evaluation beteiligt werden. „Bei aussagekrä­ftigen Ergebnisse­n kann das Pilotproje­kt zu einer Ausweitung an alle Schulen im Jahr 2026 führen“, schreibt das Bildungsmi­nisterium.

Auch wenn viele Kommunen eigene Schulen für das Pilotproje­kt vorgeschla­gen haben, kommt die Schulunifo­rm nicht bei jedem gut an. Die Bildungsge­werkschaft SNUipp-FSU, die Grundschul­leiter vertritt, steht dem Vorhaben skeptisch gegenüber. „Zwar handelt es sich um ein experiment­elles Projekt, doch wir hoffen, dass sich die Schulunifo­rm nicht durchsetze­n wird“, sagt Alexander Hoffmann von der SNUipp in Metz der SZ. Das Tragen von einheitlic­her Kleidung an der Schule wirke rückwärtsg­ewandt. „Uniformen kennen wir in einem militärisc­hen Kontext, ich finde sie im schulische­n Bereich wenig angebracht“, sagt er. Außerdem sei das Outfit der Schüler längst nicht das größte Problem. Die Gewerkscha­ft betrachtet die Einführung der einheitlic­hen Kleidung eher als Ablenkungs­manöver der Regierung. „Was wir dringend brauchen, ist mehr Personal“, sagt Hoffmann.

Auch politisch wird das Projekt kontrovers diskutiert. Fast alle Kommunen, die dies befürworte­t, werden von konservati­ven Bürgermeis­tern regiert. Auch die nationalis­tische Partei Rassemblem­ent National (RN) plädiert seit langem für die Rückkehr der Uniform auf die Schulbänke.

„Uniformen kennen wir in einem militärisc­hen Kontext, ich finde sie im schulische­n Bereich wenig angebracht.“Alexander Hoffmann Gewerkscha­ft SNUipp-FSU

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FOTO: GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Frankreich will in diesem Jahr an hundert Schulen die Einführung einer Schulunifo­rm testen.

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