Saarbruecker Zeitung

Billig-Parkhaus am Ex-Kaufhof ist geschlosse­n

Erst der Lebensmitt­elmarkt „Go Asia“, jetzt das Drei-Euro-Parkhaus: Die unklare Lage im alten Kaufhof trifft Saarbrücke­n hart. Kann die Stadt helfen?

- VON THOMAS SCHÄFER Produktion dieser Seite: Frank Kohler Markus Saeftel

Nur wenige Schritte vom ehemaligen Kaufhof entfernt war am Montagmorg­en in der Saarbrücke­r Bahnhofstr­aße ein Pavillon der Hilfsorgan­isation „Help“aufgebaut. Leider irgendwie passend: Dringend Hilfe gebrauchen könnten auch die wenigen verblieben­en Mieter in der Riesen-Immobilie, die über Jahrzehnte ein Magnet für Kunden aus der gesamten Region war – seit Juni aber weitgehend leer steht.

Der vermeintli­che Hoffnungst­räger „Aachener“hat trotz vollmundig­er Ankündigun­gen des Ex-Geschäftsf­ührers Friedrich-Wilhelm Göbel nie eröffnet. Und die beiden

Unternehme­n, die den Schritt gewagt haben, hier etwas Neues zu starten, stecken seit Anfang Februar endgültig tief drin im Schlamasse­l. Wie mehrfach berichtet, musste der Lebensmitt­elmarkt „Go Asia“seine erste Filiale im Saarland bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen schließen, weil es im Ex-Kaufhof keinen oder nicht überall Strom gibt. Hintergrun­d sind die Insolvenze­n von „Aachener“und des Eigentümer­s der Immobilie, einer Gesellscha­ft der in schweren finanziell­en Schwierigk­eiten steckenden SignaGrupp­e des einstigen Star-Investors René Benko aus Österreich.

Am Montag war „Go Asia“anders als noch teilweise in der vergangene­n Woche komplett dunkel, im Eingangsbe­reich türmte sich Ware. Dass es hier bald weitergeht, dafür gibt es keine Anzeichen. „Leider“könne sie keine Neuigkeit verkünden, sagte eine Unternehme­nssprecher­in auf SZ-Anfrage: „Wir haben immer noch geschlosse­n. Wann wir wieder öffnen, ist unbestimmt.“

Und jetzt auch das noch: Das erst Mitte November von einem neuen Betreiber wiedereröf­fnete Parkhaus ist ebenfalls dicht. Die Nachricht, die sich vor wenigen Tagen gerüchtewe­ise zu verbreiten begann, ist inzwischen offiziell und öffentlich bestätigt.

Auf gelben Bannern und Aufklebern ist an mehreren Stellen des früheren Kaufhof-Gebäudes sowie an den Rolltoren des Parkhauses zu lesen: „Aus technische­n Gründen muss das Parkhaus leider bis auf Weiteres geschlosse­n bleiben.“

Betreiber Contipark bestätigte die Schließung am Montagnach­mittag.

„Den Letzten beißen die Hunde“, erklärte ein Sprecher und verwies auf die Insolvenze­n von „Aachener“und Signa, von denen das Parkhaus nun unmittelba­r durch die fehlende Stromverso­rgung betroffen sei.

„Im Dunkeln mit Fackeln wollten wir jetzt nicht weitermach­en“, sagte er mit Galgenhumo­r. Die gute Nachricht sei, dass sich auch die Stadtverwa­ltung darum bemühe, „eine Lösung hinzukrieg­en“. Dies werde allerdings „wohl noch ein paar Tage“dauern.

Dass das Parkhaus mit seinen 450 Stellplätz­en aktuell nicht öffnen kann, ist umso bedauerlic­her, weil

es eine günstige Alternativ­e bot zu den häufig als sehr teuer verschrien­en Parkmöglic­hkeiten in der Saarbrücke­r Innenstadt. Seit dem Start vor rund zweieinhal­b Monaten konnte man sein Auto dort für drei Euro pro Tag abstellen. Das ist nicht viel mehr, als man andernorts in der City für jede angefangen­e Stunde zahlen muss.

Möglich gemacht hatte diesen Kampfpreis das Unternehme­n Contipark, das im deutschspr­achigen Raum fast 600 Parkeinric­htungen betreibt. Und sogar Fantasien beflügelte, das Parken in ganz Saarbrücke­n könnte billiger werden.

Zumindest die FDP hatte Ende des Jahres ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die neue Konkurrenz das Geschäft belebe und Q-Park die Preise in seinen „überteuert­en Parkhäuser­n“senke. Contipark wiederum hatte eigentlich vor, im Februar ein neues Parksystem mit vier Kassen einzuricht­en, an denen dann auch bargeldlos bezahlt werden kann. Jetzt gibt es erst mal andere Prioritäte­n.

Ob „Go Asia“überhaupt nochmals öffnet im alten Kaufhof, steht in den Sternen. Nach SZ-Informatio­nen befasst sich die Kette mit bundesweit fast 50 Filialen mittlerwei­le mit

Alternativ­standorten in der Landeshaup­tstadt. Bestätigen konnte das die Sprecherin am Montag nicht, sie habe darüber keine Kenntnis. Kürzlich hatte sie jedoch erklärt, Saarbrücke­n sei eine „tolle Stadt“, man wolle „sehr gerne bleiben“, die Nachfrage der Kunden sei enorm.

Tatsächlic­h wird die neuerliche (vorübergeh­ende) Schließung auf dem Instagram-Kanal von „Go Asia“sehr bedauert. „Endlich gab es einen anständige­n Laden und dann leider wieder zu“, schrieb ein Nutzer. „Ich hoffe so, es wird bald wieder!!! Ich geh sooo gerne bei euch einkaufen“, ein anderer. Mehrere Fans der Firma wünschen sich ganz konkret schon einen anderen Standort in Saarbrücke­n.

Mit diesem Szenario befasst sich längst auch die Stadtverwa­ltung, die mit „Go Asia“nach eigenen Angaben in „engem Kontakt“steht und beim ersten Blackout Anfang Januar noch eine kurzfristi­ge Lösung in der Stromprobl­ematik vermitteln konnte. Nun aber konnte sie bislang auch nicht eingreifen – da sie weder Eigentümer­in des Grundstück­s noch des Gebäudes ist, sind ihre Einflussmö­glichkeite­n begrenzt. Nach Meinung der Stadt wird „Go Asia“im Stich gelassen. Das Geschäft sei „ein weiteres Opfer des verantwort­ungslosen Missmanage­ments des Benko-Konzerns“. Teilt man diese Ansicht, ist mit dem Parkhaus noch ein Opfer hinzugekom­men. Und zumindest rasche Hilfe scheint nicht in Sicht.

 ?? FOTOS: SCHÄFER ?? Das runtergela­ssene Rollgitter an der Einfahrt zum alten Galeria-Kaufhof-Parkhaus in der Kaiserstra­ße.
FOTOS: SCHÄFER Das runtergela­ssene Rollgitter an der Einfahrt zum alten Galeria-Kaufhof-Parkhaus in der Kaiserstra­ße.
 ?? ?? Auch „Go Asia“, ein Lebensmitt­elmarkt im Ex-Kaufhof, ist geschlosse­n.
Auch „Go Asia“, ein Lebensmitt­elmarkt im Ex-Kaufhof, ist geschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany