Billig-Parkhaus am Ex-Kaufhof ist geschlossen
Erst der Lebensmittelmarkt „Go Asia“, jetzt das Drei-Euro-Parkhaus: Die unklare Lage im alten Kaufhof trifft Saarbrücken hart. Kann die Stadt helfen?
Nur wenige Schritte vom ehemaligen Kaufhof entfernt war am Montagmorgen in der Saarbrücker Bahnhofstraße ein Pavillon der Hilfsorganisation „Help“aufgebaut. Leider irgendwie passend: Dringend Hilfe gebrauchen könnten auch die wenigen verbliebenen Mieter in der Riesen-Immobilie, die über Jahrzehnte ein Magnet für Kunden aus der gesamten Region war – seit Juni aber weitgehend leer steht.
Der vermeintliche Hoffnungsträger „Aachener“hat trotz vollmundiger Ankündigungen des Ex-Geschäftsführers Friedrich-Wilhelm Göbel nie eröffnet. Und die beiden
Unternehmen, die den Schritt gewagt haben, hier etwas Neues zu starten, stecken seit Anfang Februar endgültig tief drin im Schlamassel. Wie mehrfach berichtet, musste der Lebensmittelmarkt „Go Asia“seine erste Filiale im Saarland bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen schließen, weil es im Ex-Kaufhof keinen oder nicht überall Strom gibt. Hintergrund sind die Insolvenzen von „Aachener“und des Eigentümers der Immobilie, einer Gesellschaft der in schweren finanziellen Schwierigkeiten steckenden SignaGruppe des einstigen Star-Investors René Benko aus Österreich.
Am Montag war „Go Asia“anders als noch teilweise in der vergangenen Woche komplett dunkel, im Eingangsbereich türmte sich Ware. Dass es hier bald weitergeht, dafür gibt es keine Anzeichen. „Leider“könne sie keine Neuigkeit verkünden, sagte eine Unternehmenssprecherin auf SZ-Anfrage: „Wir haben immer noch geschlossen. Wann wir wieder öffnen, ist unbestimmt.“
Und jetzt auch das noch: Das erst Mitte November von einem neuen Betreiber wiedereröffnete Parkhaus ist ebenfalls dicht. Die Nachricht, die sich vor wenigen Tagen gerüchteweise zu verbreiten begann, ist inzwischen offiziell und öffentlich bestätigt.
Auf gelben Bannern und Aufklebern ist an mehreren Stellen des früheren Kaufhof-Gebäudes sowie an den Rolltoren des Parkhauses zu lesen: „Aus technischen Gründen muss das Parkhaus leider bis auf Weiteres geschlossen bleiben.“
Betreiber Contipark bestätigte die Schließung am Montagnachmittag.
„Den Letzten beißen die Hunde“, erklärte ein Sprecher und verwies auf die Insolvenzen von „Aachener“und Signa, von denen das Parkhaus nun unmittelbar durch die fehlende Stromversorgung betroffen sei.
„Im Dunkeln mit Fackeln wollten wir jetzt nicht weitermachen“, sagte er mit Galgenhumor. Die gute Nachricht sei, dass sich auch die Stadtverwaltung darum bemühe, „eine Lösung hinzukriegen“. Dies werde allerdings „wohl noch ein paar Tage“dauern.
Dass das Parkhaus mit seinen 450 Stellplätzen aktuell nicht öffnen kann, ist umso bedauerlicher, weil
es eine günstige Alternative bot zu den häufig als sehr teuer verschrienen Parkmöglichkeiten in der Saarbrücker Innenstadt. Seit dem Start vor rund zweieinhalb Monaten konnte man sein Auto dort für drei Euro pro Tag abstellen. Das ist nicht viel mehr, als man andernorts in der City für jede angefangene Stunde zahlen muss.
Möglich gemacht hatte diesen Kampfpreis das Unternehmen Contipark, das im deutschsprachigen Raum fast 600 Parkeinrichtungen betreibt. Und sogar Fantasien beflügelte, das Parken in ganz Saarbrücken könnte billiger werden.
Zumindest die FDP hatte Ende des Jahres ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die neue Konkurrenz das Geschäft belebe und Q-Park die Preise in seinen „überteuerten Parkhäusern“senke. Contipark wiederum hatte eigentlich vor, im Februar ein neues Parksystem mit vier Kassen einzurichten, an denen dann auch bargeldlos bezahlt werden kann. Jetzt gibt es erst mal andere Prioritäten.
Ob „Go Asia“überhaupt nochmals öffnet im alten Kaufhof, steht in den Sternen. Nach SZ-Informationen befasst sich die Kette mit bundesweit fast 50 Filialen mittlerweile mit
Alternativstandorten in der Landeshauptstadt. Bestätigen konnte das die Sprecherin am Montag nicht, sie habe darüber keine Kenntnis. Kürzlich hatte sie jedoch erklärt, Saarbrücken sei eine „tolle Stadt“, man wolle „sehr gerne bleiben“, die Nachfrage der Kunden sei enorm.
Tatsächlich wird die neuerliche (vorübergehende) Schließung auf dem Instagram-Kanal von „Go Asia“sehr bedauert. „Endlich gab es einen anständigen Laden und dann leider wieder zu“, schrieb ein Nutzer. „Ich hoffe so, es wird bald wieder!!! Ich geh sooo gerne bei euch einkaufen“, ein anderer. Mehrere Fans der Firma wünschen sich ganz konkret schon einen anderen Standort in Saarbrücken.
Mit diesem Szenario befasst sich längst auch die Stadtverwaltung, die mit „Go Asia“nach eigenen Angaben in „engem Kontakt“steht und beim ersten Blackout Anfang Januar noch eine kurzfristige Lösung in der Stromproblematik vermitteln konnte. Nun aber konnte sie bislang auch nicht eingreifen – da sie weder Eigentümerin des Grundstücks noch des Gebäudes ist, sind ihre Einflussmöglichkeiten begrenzt. Nach Meinung der Stadt wird „Go Asia“im Stich gelassen. Das Geschäft sei „ein weiteres Opfer des verantwortungslosen Missmanagements des Benko-Konzerns“. Teilt man diese Ansicht, ist mit dem Parkhaus noch ein Opfer hinzugekommen. Und zumindest rasche Hilfe scheint nicht in Sicht.