„The healing.the voice“: Wie man mit sich selbst im Chor singt
Hannah-Sofie Schäfer war ein Jahr lang Atelierstipendiatin im Saarländischen Künstlerhaus. Zum Abschluss präsentierte sie eine Performance.
Hannah-Sofie Schäfer ist Absolventin der Hochschule der Bildenden Künste, HBK Saar, war Meisterstudierende bei Gabriele Langendorf, hat daneben eine Ausbildung zur Theaterpädagogin gemacht. Außerdem ist sie Bildhauerin, Malerin, Objektkünstlerin, Zeichnerin und Texterin. Und wer am Freitagabend im Künstlerhaus vor Ort war, konnte sich davon überzeugen lassen, dass sie daneben auch noch ausgesprochen gut singen kann.
Im vergangenen Jahr wurde der Saarbrücker Künstlerin das Atelierstipendium des Saarländischen Künstlerhauses mit Unterstützung der Peter und Luise Hager Stiftung verliehen. Dieses Stipendium läuft dieser Tage aus, und so stellt Hannah
Sofie Schäfer derzeit im Künstlerhaus die Ergebnisse ihres Stipendiums vor. Und die sind ausgesprochen vielfältig. Hannah-Sofie Schäfer beschäftigt sich in ihren Kunstwerken mit dem Körper, dessen Verletzungen, aber auch der Heilung.
„Healing“ist daher auch der Titel ihrer Ausstellung. „Mich interessiert, wie der Körper mit Verletzungen umgeht. Das ist übertragbar, da kann jeder eigene Verletzungen hinein projizieren“, erklärt sie am Freitagabend, kurz vor Beginn ihrer Performance. Im Künstlerhaus bespielt sie derzeit zwei Räume, in denen sie Installationen zu diesem Thema aufgebaut hat. Während im Untergeschoss, im studioblau, eine monochrome Gestaltung mittels weißen Gipsbinden zu sehen ist, mit denen sie verschiedene Rahmen, aber auch eine weibliche Silhouette gestaltet hat, widmet sie sich dem Thema im Studio mit Fotos, Zeichnungen, von der Decke hängenden Gipsobjekten, sowie einem Video und Texten.
Diese Texte waren es dann auch, die bei der Performance im Mittelpunkt standen. Hannah-Sofie Schäfer trug diese Texte in deutscher Sprache vor, während die englischen Texte aus dem Untergeschoss gesungen wurden. Auch diese kunstvollen, selbst komponierten Lieder sind ein Teil der gesamten Ausstellung, denn sie sind in der Ausstellung aus Lautsprechern zu hören.
Bei der Performance nun sang und las Hannah-Sofie Schäfer abwechselnd. Texte und Lieder folgten dabei keiner Reihenfolge oder Chronologie, sie schienen eher einem Tagebuch entnommen. Sie waren mal länger, mal kürzer, mal mit deutlichem Inhalt, mal eher wie ein Selbstgespräch aufgebaut. Liebeskummer, Selbstbeobachtungen und Beziehungsgespräche wurden thematisiert.
„Mein Körper wächst an mir vorbei“, „über dich rede ich oft, mit dir rede ich nie“, „die Vision, die jünger als ich, die mein Wissen nicht teilt“– waren zu hören. Dabei stand Hannah-Sofie Schäfer mitten im Raum, umgeben von mehreren voll besetzten Stuhlreihen, nur mit einem Mikrophon ausgestattet. Nach dem Vorlesen, ein Vortrag mit kurzen Pausen, Zögern, Fragen und Geflüster, ließ sie die Textblätter zu Boden gleiten.
Zwischen den Texten sang sie – ebenfalls ihre eigenen Texte, diesmal in englischer Sprache. Und dazu ließ sie sich von sich selbst begleiten. Denn Hannah-Sofie Schäfer sang live zu einem Band, von dem ihre Stimme ebenfalls zu hören war, diesmal in bis zu acht, neun Spuren und verschiedenen Tonlagen übereinandergelegt. Ganz ohne Instrumente formte die Künstlerin daher mit sich selbst einen Chor und bewies ganz nebenbei, dass sie einfach auch über eine kraftvolle Stimme verfügt. Die rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer des Abends waren der gleichen Ansicht. Es gab viel Applaus.
Hannah-Sofie Schäfer „Healing“, Installation in Studio und Studioblau, bis 25. Februar im Saarländischen Künstlerhaus, Karlstraße 1, von Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. https://kuenstlerhaus-saar.de