Saarbruecker Zeitung

„Gesundheit­skorridor“im Grenzgebie­t?

Dr. Cem Özbek stellte hohen französisc­hen Gästen in den Völklinger SHG-Kliniken eine Idee vor, wie sich die medizinisc­he Versorgung auf beiden Seiten der Grenze verbessern könnte. Özbek hatte bereits eine grenzübers­chreitende Versorgung von Herzinfark­t-Pa

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(red) Gerät ein Mensch in eine ernste medizinisc­he Notlage, dann kann die verstreich­ende Zeit bis zur Behandlung ein entscheide­nder Faktor sein. Aus rein medizinisc­her Sicht spielt es dagegen keine Rolle, ob ein Mensch nun auf auf unserer oder auf der französisc­hen Seite der Grenze in so eine prekäre Lage gerät. Dr. Cem Özbek, bis vor kurzem Chefarzt der Kardiologi­e der SHG-Kliniken Völklingen und dort 26 Jahre im Amt, hatte in jahrelange­n Verhandlun­gen mit deutschen und französisc­hen Stellen erreicht, dass Herzinfark­tpatienten aus den nahen französisc­hen Gemeinden auf kurzem Wege in der Kardiologi­e der SHG-Kliniken Völklingen versorgt werden können. Jetzt wirbt der ehemalige Chefarzt für ein noch größeres Anliegen: Die Schaffung eines gemeinsame­n „Gesundheit­skorridors“entlang der deutschfra­nzösischen Grenze.

Wie SHG-Pressespre­cher FredEric Schmitt schildert, stellten Cem Özbek und sein Nachfolger Dr. Fernando Gatto diese Idee nun auch einem hohen Vertreter der französisc­hen Ministerie­n für Gesundheit, Arbeit und Soziales vor: Francis Bouyer, Botschafts­rat für Sozialpoli­tik an der Botschaft Frankreich­s in Berlin, war in die SHG-Kliniken Völklingen gekommen, um eine Bestandsau­fnahme der grenzübers­chreitende­n Zusammenar­beit vorzunehme­n. Begleitet wurde er bei seinem Informatio­nsbesuch von Generalkon­sul Sébastien Girard.

Der gemeinsame Gesundheit­s

korridor, wie ihn sich Cem Özbek vorstellt, sollte ein möglichst breites medizinisc­hes Angebot umfassen und als öffentlich geförderte­s Modell über drei bis vier Jahre erprobt werden. Daraus könne man dann auch belastbare Zahlen über Kosten und Nutzen eines solchen Gesundheis­korridors gewinnen. „Eine interessan­te Idee, die ich gerne an unsere zuständige­n Stellen weitergebe“, meinte Bouyer. Es gebe sicher viele gute Gründe für eine grenzübers­chreitende gesundheit­liche Versorgung. Man müsse sich dabei aber auch bewusst sein, dass es viele, teils auch unterschie­dliche Interessen, auf beiden Seiten der Grenzen gebe, gab der Botschafts­rat zu bedenken. Das Vorhaben könne jedoch gelingen, wenn alle erforderli­chen Akteure einverstan­den seien und zusammenar­beiteten, lautete das Fazit von Generalkon­sul Girard.

Wie in Deutschlan­d werde auch in Frankreich über Reformen im Gesundheit­ssystem diskutiert, sagte SHG-Geschäftsf­ührer Bernd Mege; das biete die „absolute Chance“, in beiden Ländern ein gemeinsame­s Interesse an einer grenzübers­chreitende­n Versorgung abzustimme­n und somit den Weg zum gemeinsame­n Gesundheit­skorridor zu ebnen.

Die Zusammenar­beit beim Behandeln von Herzpatien­ten läuft inzwischen seit elf Jahren: 2013 hatte das Herzzentru­m Saar im SHG-Klinikum Völklingen mit dem Krankenhau­s Marie Madelaine Forbach, der französisc­hen Gesundheit­sagentur ARS und der französisc­hen Krankenver­sicherung CPAM eine Kooperatio­nsvereinba­rung geschlosse­n. Seither wurden über 800 französisc­he Patientinn­en und Patienten aus dem Grenzgebie­t im Herzzentru­m Saar behandelt.

 ?? FOTO: HARALD KIEFER/SHG ?? Deutsch-französisc­her Gedankenau­stausch in den Völklinger SHG-Kliniken über die Idee eines grenzübers­chreitende­n Gesundheit­skorridors zur besseren medizinisc­hen Versorgung, von links: Verwaltung­sdirektor Professor Oliver Adolph, Generalkon­sul Sébastian Girard, Botschafts­rat Francis Bouyer, SHG-Geschäftsf­ührer Bernd Mege, Dr. Cem Özbek und Kardiologi­e-Chefarzt Dr. Fernando Gatto.
FOTO: HARALD KIEFER/SHG Deutsch-französisc­her Gedankenau­stausch in den Völklinger SHG-Kliniken über die Idee eines grenzübers­chreitende­n Gesundheit­skorridors zur besseren medizinisc­hen Versorgung, von links: Verwaltung­sdirektor Professor Oliver Adolph, Generalkon­sul Sébastian Girard, Botschafts­rat Francis Bouyer, SHG-Geschäftsf­ührer Bernd Mege, Dr. Cem Özbek und Kardiologi­e-Chefarzt Dr. Fernando Gatto.
 ?? SYMBOLFOTO: BORIS ROESSLER/DPA ?? Was ist wichtiger für Menschen etwa in Völklingen und Forbach, in Großrossel­n und Petite Rosselle – dass sie auf der eigenen Seite der Grenze medizinisc­h versorgt werden oder dass sie gut medizinisc­h versorgt werden? Dr. Cem Özbek wirbt für einen „Gesundheit­skorridor“in Grenzregio­nen.
SYMBOLFOTO: BORIS ROESSLER/DPA Was ist wichtiger für Menschen etwa in Völklingen und Forbach, in Großrossel­n und Petite Rosselle – dass sie auf der eigenen Seite der Grenze medizinisc­h versorgt werden oder dass sie gut medizinisc­h versorgt werden? Dr. Cem Özbek wirbt für einen „Gesundheit­skorridor“in Grenzregio­nen.

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