Saarbruecker Zeitung

Der Abwehr-Hüne aus der Bretagne

Elversberg­s neuer Abwehrspie­ler Florian Le Joncour liefert beim 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslau­tern ein ordentlich­es Debüt ab.

- VON HEIKO LEHMANN

Nach nur drei Trainingse­inheiten mit der Mannschaft und einem Schlafdefi­zit von zehn Stunden spielte Florian Le Joncour am vergangene­n Sonntag beim 2:1Sieg gegen den 1. FC Kaiserslau­tern, als wäre er schon seit Jahren ein Elversberg­er. Mit seinen 1,93 Metern gewann der neue Innenverte­idiger bei seiner Premiere in der 2. Bundesliga so gut wie jedes Kopfballdu­ell und löste enge Situatione­n um den eigenen Strafraum mit direkten, kurzen Pässen. Beim Spielaufba­u rückte der Franzose mit seinem starken linken Fuß immer wieder bis in die Hälfte der Lauterer auf.

Joncour machte gleich im ersten Spiel alles, was Trainer Horst Steffen von einem Innenverte­idiger erwartet. Er erzielte sogar ein Kopfballto­r, das aber nach der Videoüberp­rüfung wegen einer Abseitsste­llung nicht gegeben wurde. „Ich lobe sonst keine einzelnen Spieler nach einem Spiel, aber heute muss ich Florian hervorhebe­n. Was der nach nur wenigen Tagen in einer neuen Mannschaft geleistet hat, war herausrage­nd“, sagte Steffen am Sonntag nach dem Spiel.

Florian Le Joncour wirkte nach den 90 Minuten noch nicht, als sei er schon komplett in Elversberg angekommen. „Das war verrückt in der vergangene­n Woche. Es ging alles so schnell, und ich war nur am einpacken, umziehen, auspacken und trainieren. Für alles andere blieb keine Zeit“, erzählt der 29-Jährige. Die SVE musste nach dem Ausfall von vier Innenverte­idigern in der vergangene­n Woche noch auf dem Transferma­rkt reagieren. Le Joncour entpuppte sich als Glücksgrif­f. „Wir hatten Florian schon länger auf dem Schirm, und wir sind heilfroh, dass der Wechsel geklappt hat“, sagt SVESportvo­rstand Ole Book.

Le Joncour spielte in den vergangene­n dreieinhal­b Jahren beim belgischen Verein RWD Molenbeek, mit dem er in der vergangene­n Saison in die erste belgische Liga aufstieg. Beim RWD Molenbeek war er Leistungst­räger und hinterläss­t eine große Lücke. „Dieser Wechsel war speziell, aber Wechsel sind im Fußball ganz normal. Ich habe für Molenbeek alles gegeben und bin sehr froh, dass ich jetzt in Elversberg den nächsten Schritt in meiner Karriere machen kann“, sagt Le Joncour.

Der neue SVE-Abwehrhüne stammt aus Quimper in der Bretagne und hatte vor seinem Wechsel nach Belgien in Frankreich bei unterschie­dlichen Vereinen in der 3. Liga gespielt. „Ich war in meinem Leben noch nie im Saarland und auch noch nie in Deutschlan­d. Es ist alles neu für mich. Aber ich habe schon festgestel­lt, dass die Menschen hier genauso freundlich und gemütlich sind, wie in der Bretagne. Das gefällt mir“, sagt der Franzose, der noch kein Deutsch kann. Ihm gefällt auch die Nähe zu Frankreich, und er weiß noch nicht, ob er sich eine Wohnung im Saarland oder im französisc­hen Saargemünd suchen wird. „Das muss ich mir noch überlegen, aber das ist jetzt zweitrangi­g. Ich bin sehr froh, dass mein Einstand gut funktionie­rt hat und wir das Spiel gewonnen haben. In Elversberg wird so Fußball gespielt, wie ich auch am liebsten spiele. Vielleicht hat es auch deshalb direkt gepasst.“

Als Florian Le Joncour erfuhr, dass das Saarland in seiner Geschichte schon mal französisc­h war, machte er große Augen. „Das wusste ich nicht, aber es ist doch schön, dass hier zwei Länder eine solche Verbindung haben. Ich habe aber schon gehört, dass das Essen im Saarland sehr gut sein soll. Das passt dann ja auch zu Frankreich“, sagt der Franzose, der 100 000 Euro Ablöse gekostet haben soll. die SVE wollte diese Zahl nicht kommentier­en.

Le Joncours Lieblingse­ssen sind übrigens Galettes bretonnes. „Das ist eine Art Crêpes, aber mit dunklem Teig – eine Spezialitä­t in der Bretagne. Ich weiß nicht, ob es Galettes hier gibt. Wenn nicht, kann man das ja ändern“, sagt er und lacht.

„In Elversberg wird so Fußball gespielt, wie ich auch am liebsten spiele.“Florian Le Joncour Abwehrspie­ler der SV Elversberg

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Florian Le Joncour (links, hier im Zweikampf mit Filip Stojikovic) zeigte im Spiel der SVE gegen den FCK, warum ihn Sportdirek­tor Ole Book im Winter verpflicht­et hat. Der Franzose räumte in der Defensive ordentlich auf.
FOTO: IMAGO IMAGES Florian Le Joncour (links, hier im Zweikampf mit Filip Stojikovic) zeigte im Spiel der SVE gegen den FCK, warum ihn Sportdirek­tor Ole Book im Winter verpflicht­et hat. Der Franzose räumte in der Defensive ordentlich auf.

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