Ein vorgezogenes Endspiel im Viertelfinale
Bayer Leverkusen erwartet an diesem Dienstag im DFB-Pokal den VfB Stuttgart. Für die Werkself beginnt damit die „Woche der Wahrheit“.
(sid/dpa) Erst das vorgezogene Endspiel im DFB-Pokal, dann das vermeintliche „Finale“in der Fußball-Bundesliga: Bayer Leverkusen steht vor der Woche der Wahrheit – die nächsten zwei Spiele könnten über eine komplette Saison entscheiden. Bislang verlief diese für den ungeschlagenen LigaSpitzenreiter nahezu perfekt, doch auch Herausforderer VfB Stuttgart will mit aller Macht nach Berlin.
„Das ist ein Finalspiel“, brachte es Bayers Leistungsträger Granit Xhaka vor dem Pokal-Viertelfinale in Leverkusen an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) auf den Punkt. „Das große Spiel“gegen Rekordmeister Bayern München im Kampf um die Meisterschaft am Samstag, behauptete Xhaka, „interessiert uns noch nicht.“
Der Weg zum dritten Vereinstitel ist über den Pokal ohnehin deutlich kürzer. Die großen Mitfavoriten Bayern, RB Leipzig und Borussia Dortmund sind längst ausgeschieden, dazu würden im Halbfinale mit den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und 1. FC Kaiserslautern vermeintlich einfache Hürden warten.
„Nein“, unterbrach Trainer Xabi Alonso eine Reporterfrage, ob das Endspiel in Berlin am 25. Mai das große Ziel der Werkself sei, und betonte ernst: „Finale ist nach Halbfinale, und wir sind noch nicht im
Halbfinale. Wir sprechen noch nicht zu früh darüber.“
Erst einmal gelte: „Voller Fokus“auf Stuttgart. In der Liga trotzte der Überraschungsdritte dem Tabellenführer im Dezember ein leistungsgerechtes 1:1 ab, im Achtelfinale dominierten die Schwaben den BVB beim 2:0 fast nach Belieben. Zuletzt gelangen dem VfB gegen die Europapokal-Teilnehmer RB Leipzig (5:2) und SC Freiburg (3:1) beachtliche Siege, das Selbstvertrauen der Schwaben ist entsprechend groß. Dazu ist EM-Kandidat Deniz Undav mit sechs Scorerpunkten aus den vergangenen beiden Spielen in Höchstform – und 17-Tore-Mann Serhou Guirassy könnte nach seiner Rückkehr vom Afrika-Cup zumindest auf der Bank sitzen.
„Wir müssen abwarten“, sagte Sebastian Hoeneß, Guirassy habe zuletzt mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen gehabt. „Wir werden ihn in nichts reinjagen, wenn das Risiko zu groß ist“, betonte der VfB-Trainer – auch wenn es für den VfB ein „Riesenspiel mit unglaublicher Bedeutung“gegen das „schwerstmöglichste Los“sei. Guirassy war beim Kontinentalturnier am vergangenen Freitag mit Guinea im Viertelfinale gegen die DR Kongo mit Clubkollege Silas ausgeschieden (1:3) und am Montag wie der Japaner Hiroki Ito (Asien-Cup) zurückgekehrt. Ito sei „eine Option“, sagte Hoeneß.
Das gilt bei Bayer für Edmond Tapsoba und Amine Adli. Nathan Tella, Doppelpacker beim 2:0 in Darmstadt, muss hingegen wohl wieder für Jeremie Frimpong Platz machen. Exequiel Palacios wird nach seiner Muskelverletzung nicht rechtzeitig fit, sei aber immerhin Richtung Bayern-Spiel „auf einem positiven Weg“, sagte Alonso, der mit Bayer in den 29 Pflichtspielen dieser Saison ungeschlagen ist.
Sowohl in Pokal und Meisterschaft, als auch in der Europa League (Achtelfinale) geht es für den „ewigen Zweiten“um den Titel – sogar ein Double oder gar Triple ist möglich. „Wir wollen überall ins Finale kommen und in der Bundesliga bis zum Ende durchhalten“, sagte Nationalspieler Florian Wirtz. Seit dem Pokalsieg 1993 wartet Leverkusen auf einen Titel. Hält die magische Unbesiegbar-Serie auch der Woche der Wahrheit stand, werden diese Träume immer greifbarer.