Saarbruecker Zeitung

Unionsfrak­tionsvize lehnt Zusammenar­beit mit Wagenknech­t ab

- VON ANNE-BEATRICE CLASMANN

Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion, Andrea Lindholz, hält eine Kooperatio­n von CDU und CSU mit dem Bündnis von SahraWagen­knecht (BSW) für undenkbar. „Ich kann mir eine Zusammenar­beit mit der neuen Partei von Sahra Wagenknech­t ebenso wenig vorstellen wie mit der Linksparte­i“, sagte die CSU-Politikeri­n. Denn nach allem, was bisher über das Programm des BSW bekannt sei, handele es sich bei dieser Neugründun­g um „eine Mischung zwischen AfD und Linksparte­i“. Für sie persönlich sei klar, „beides passt überhaupt nicht zu uns“, sagte Lindholz.

Im Oktober hatten sich Wagenknech­t und ihre Unterstütz­er von der Linksparte­i abgespalte­n und das neue Bündnis Sahra Wagenknech­t (BSW) gegründet. Das BSW lag zuletzt in Wählerumfr­agen bundesweit bei sechs bis sieben Prozent.

Auch zur rechtskons­ervativen Werteunion und ihrem Vorsitzend­en, dem früheren Verfassung­sschutz-Präsidente­n Hans-Georg Maaßen, ging Lindholz auf Distanz. Sie sagte: „Was die sogenannte Werteunion angeht, so sind die Personen, die sich da äußern, politisch sehr nah bei der AfD.“Die Innenpolit­ikerin fügte hinzu: „Es würde mich auch nicht wundern, wenn da einige Mitglieder dabei sind, die auch unseren Sicherheit­sbehörden schon bekannt sind.“In der vergangene­n Woche war bekannt geworden, dass das Bundesamt für Verfassung­sschutz (BfV) im Bereich Rechtsextr­emismus Daten zu seinem ehemaligen Präsidente­n Maaßen gespeicher­t hat.

„Ich bin fassungslo­s über die Entwicklun­g, die Hans-Georg Maaßen genommen hat“, sagte Lindholz, die Maaßen früher mehrfach bei Ausschusss­itzungen im Bundestag erlebt hatte. Schließlic­h habe Maaßen vor seiner Verwendung beim Verfassung­sschutz unter mehreren Ministern im Bundesinne­nministeri­um gearbeitet, darunter auch SPD-Innenminis­ter Otto Schily. „Ich habe mir schon öfter die Frage gestellt, zu welchem Zeitpunkt Herr Maaßen falsch abgebogen ist“, sagte die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende. In der Migrations­politik habe er immer schon eine „eher restriktiv­e Linie“vertreten, doch rassistisc­he Äußerungen habe sie von ihm damals nicht vernommen und „dass er jetzt so weit nach rechts tendiert, ist schon schockiere­nd“. Es sei ein gutes Zeichen, dass der Verfassung­sschutz hier einfach seine Arbeit mache, ohne Ausnahme, auch wenn es um einen ehemaligen Chef gehe.

Maaßen trat Anfang der 90er-Jahre in den Staatsdien­st ein, arbeitete lange Zeit im Bundesinne­nministeri­um. 2012 wurde er von der Regierung von Union und FDP unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Verfassung­sschutzprä­sidenten gemacht, was er bis Ende 2018 blieb. Heute ist er Vorsitzend­er des Vereins Werteunion, dessen Mitglieder sich im Januar entschiede­n haben, eine gleichnami­ge Partei zu gründen.

In den vergangene­n zehn Jahren hat sich die Parteienla­ndschaft weiter aufgesplit­tert. Hinzu kamen die AfD, die Freien Wähler von Hubert Aiwanger und jetzt das BSW. Das macht in einigen Parlamente­n die Bildung von Koalitione­n aus zwei Fraktionen unwahrsche­inlicher beziehungs­weise unmöglich.

Überrasche­nd erscheint Lindholz nicht nur die Entwicklun­g von

Maaßen in den vergangene­n Jahren. Auch die Strategie der FDP als Teil der Ampel-Koalition erschließt sich ihr nicht. „Ich verstehe wirklich nicht, was die Führungssp­itze dieserPart­ei reitet“, sagte die CSU-Politikeri­n. Die jungen Wähler, die in der Hoffnung auf mehr Digitalisi­erung die FDP gewählt hätten, seien inzwischen genauso enttäuscht wie die Unternehme­r, denen immer mehr Lasten aufgebürde­t würden. „Die FDP erledigt sich selbst, wenn sie so weitermach­t“, prognostiz­ierte Lindholz. Wahlforsch­er sehen die FDP aktuell bundesweit bei etwa vier Prozent, was für einen Wiedereinz­ug in den Bundestag nicht ausreichen würde.

Viele Menschen, die aktuell der AfD zuneigten, sähen diese Partei als Ventil für ihre eigene Unzufriede­nheit, vermutet die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende. Da seien viele Menschen dabei, die das Gefühl hätten, „dass die aktuelle Politik die Herausford­erungen nicht löst“. Da müsse man ansetzen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzuge­winnen. Dass immer mehr Menschen extremen, auch rechtsextr­emistische­n Ideen zuneigten, habe nach der Migrations­krise in den Jahren 2015 und 2016 zugenommen. Auch die Corona-Pandemie mit ihren Folgen habe dazu geführt, dass sich Menschen radikalisi­ert hätten.

 ?? FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA ?? Das Bündnis Sarah Wagenknech­t ist zwar als Gruppe bereits im Bundestag. Eine Zusammenar­beit mit der neuen Partei schließt die Fraktionsv­orsitzende von CDU/CSU aber aus.
FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Das Bündnis Sarah Wagenknech­t ist zwar als Gruppe bereits im Bundestag. Eine Zusammenar­beit mit der neuen Partei schließt die Fraktionsv­orsitzende von CDU/CSU aber aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany