Saarbruecker Zeitung

Diese Debatte war sehr aufschluss­reich

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Beim Kampf gegen AfD und Rechtsextr­emismus ist ein kühler Kopf gefragt. Der Versuch der SPD im Landtag, einen Antrag der AfD von der Tagesordnu­ng zu streichen, wenn die Fraktion im Titel auf das Wort „Remigratio­n“besteht, war jedenfalls nicht sonderlich klug. Von Beginn an war abzusehen, wem diese Debatte nutzen würde. Es war daher richtig, die Auseinande­rsetzung um Formalien am Dienstag nicht auch noch im Landtag fortzusetz­en, sondern sich auf die Inhalte zu konzentrie­ren. Und diese Debatte war äußerst aufschluss­reich!

Der AfD-Landesvors­itzende Carsten Becker präsentier­te einen Antrag, der auf die zunächst einmal legitime Forderung nach mehr Abschiebun­gen zielte, seine eigenen Fantasien von massenhaft­en Ausweisung­en etwa von Sozialhilf­eempfänger­n aber verschwieg. Es war der durchschau­bare Versuch, der gesellscha­ftlichen Mitte zu gefallen. Noch so viel gefressene Kreide konnte aber nicht verhindern, dass Becker sich selbst entlarvte – als er auf Nachfrage des SPD-Abgeordnet­en David Maaß die rechtsextr­eme Identitäre Bewegung als „patriotisc­he Jugend“verharmlos­te, mit der man „hier und da“mal einen Dialog führe. Dies war der Moment, als Becker im Landtag erstmals überhaupt sein zweites Gesicht zeigte – und dem Verfassung­sschutz einen wichtigen Hinweis frei Haus lieferte.

Vielleicht wird das manchem AfD-Wähler die Augen öffnen. Laut Friedrich-Ebert-Stiftung haben drei von vier Anhängern der Partei kein geschlosse­n rechtsextr­emes Weltbild. Und die Hälfte der heutigen AfD-Anhänger hat vor zwei Jahren noch anders gewählt. Sie zurückzuge­winnen, wird nicht in erster Linie mit Demos gelingen, sondern wenn Probleme offen angesproch­en und gelöst werden und wenn Deutschlan­d ordentlich regiert wird. Die AfD wird nicht an der

Saar geschlagen, sondern in Berlin.

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