Saarbruecker Zeitung

Saar-Bauernvert­reter im Landtag: „Wir brauchen höhere Preise“

Nach Wochen der Proteste hat der Landtag über die Situation saarländis­cher Bauern diskutiert. Alle Fraktionen kritisiert­en dabei die Sparpläne im Bund.

- VON FLORIAN RECH

Richard Schreiner und Josef Fontaine verfolgen die Landtagsde­batte gespannt von der Zuschauert­ribüne aus. Die beiden Kreisvorsi­tzenden des saarländis­chen Bauernverb­andes (Schreiner: Saarpfalz, Fontaine: Merzig-Wadern) freuen sich, dass ihre Anliegen, die Anliegen der Bauern im Saarland, „endlich“angekommen seien in der Politik und im Landtag.

Während die Bauernvert­reter zuhören, überschütt­en sich die Abgeordnet­en in der Plenardeba­tte überwiegen­d mit Schuldzuwe­isungen: Welche Partei ist schuld daran, dass Landwirtsc­haft in Deutschlan­d sich für die Bauern ohne kräftige Milliarden-Förderung vom Staat seit Jahr

zehnten nicht rentiert? Eins machen alle Fraktionen klar, auch die SPD: Die von der Ampel-Bundesregi­erung beabsichti­gte Streichung der Steuerbefr­eiung für landwirtsc­haftliche Fahrzeuge und die Streichung der

Steuerverg­ünstigunge­n beim Agrardiese­l finden alle unverhältn­ismäßig, ungerecht und schlecht.

Zwei Anträge werden beraten. Die CDU-Fraktion fordert die Rücknahme der Streichung­en oder alternativ neue Förderprog­ramme für Landwirte als Ersatz für die künftig fehlende Finanzspri­tze. „Diese Politik der roten Ampel trifft in existenzbe­drohender Weise diejenigen, die jeden Tag für uns ackern“, sagt der CDUAbgeord­nete Alwin Theobald. Das sei ein Schlag auch gegen den ländlichen Raum im Land. „Ich fordere die Landesregi­erung dazu auf, sich auf Bundeseben­e nachdrückl­ich dafür einzusetze­n, dass die Steuererhö­hung beim Agrardiese­l zurückgeno­mmen wird“, erklärt der Christdemo­krat.

Längst geschehen, kontert Landwirtsc­haftsminis­terin Petra Berg (SPD). Die Landesregi­erung habe zusammen mit den Ländern Mecklenbur­g-Vorpommern und Niedersach­sen einen Antrag im Bundesrat eingebrach­t. Darin wird unter anderem eine längere Frist bis zur Abschaffun­g der Agrardiese­l-Steuerrück­erstattung sowie eine höhere staatliche Förderung der Landwirte gefordert. „Ich halte den Wegfall der Steuerrück­erstattung für Agrardiese­l für einen Fehler“, kritisiert Ministerin Berg ihre Parteifreu­nde in Berlin. Die Probleme der Landwirtsc­haft seien aber viel tiefgreife­nder. In ihrem Antrag sprach sich die SPD-Fraktion für eine Vereinfach­ung der Agrar-Förderung sowie weniger Bürokratie aus und forderte Maßnahmen gegen Preisdumpi­ng im Lebensmitt­elsektor. Insgesamt sei man aber auf einem guten Weg, „dass die kleinen und mittleren Betriebe im Saarland langfristi­g eine Perspektiv­e haben“, betont Berg.

Dem stimmen auch die beiden Vertreter des Bauernverb­andes zu. Die Reformvors­chläge Bergs gehen ihnen aber noch nicht weit genug. „Die Politik hat unsere Probleme erkannt. Es fehlen aber noch ein paar Dinge. Man müsste die Grundprämi­e (Landwirte erhalten Unterstütz­ungszahlun­gen für die von ihnen bewirtscha­ftete Fläche) hochfahren, die Bürokratie stärker abbauen und Maßnahmen umsetzen, damit die Preise für unsere Produkte auf ein höheres, angemessen­eres Niveau kommen“, meint Richard Schreiner. „Ich habe aber den Eindruck, dass die Dringlichk­eit unserer Probleme jetzt in der saarländis­chen Politik angekommen ist. Letztlich muss die Bundespoli­tik entscheide­n. Aber die Unterstütz­ung hier im Landtag ist für mich ein wichtiges Zeichen“, sagt Fontaine.

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FOTO: BECKERBRED­EL Landwirtsc­haftsminis­terin Petra Berg (SPD) sprach sich gegen die Ampel-Pläne zur Kürzung von Agrar-Subvention­en aus.

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