Saarbruecker Zeitung

Schuberts Winterreis­e wird zu Hörerlebni­s

Der Tenor Julian Prégardien begeistert bei seinem Auftritt im Rahmen der „ Saarbrücke­r Kammermusi­k“.

- VON FLORIAN SCHNEIDER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Gerrit Dauelsberg Isabelle Schmitt

Locken und begeistern – Diese beiden Begrifflic­hkeiten gehören schon seit vielen Jahren zu den Markenzeic­hen des Tenors Julian Prégardien im Umgang mit seinem Konzertpub­likum, was sich am Montag bei seinem Konzert aus der Reihe „Saarbrücke­r Kammermusi­k“im großen Sendesaal des SR wieder einmal bestätigte. Bereits kurz vor dem eigentlich­en Konzertbeg­inn berat der Tenor gemeinsam mit seinem Pianisten Daniel Heide die Konzertbüh­ne, um den fast ausverkauf­ten Saal in das Programm des Abends einzuführe­n und mit Franz Schuberts Winterreis­e dem Publikum eine eher anspruchsv­olle Musik vorab etwas näher zu bringen.

Im Rahmen dieser Einführung stellte Pianist Daniel Heide einen Hammerflüg­el als für das Programm des Abends ausgesucht­es Instrument vor. Denn damit sei es möglich, Schuberts Weiterreis­e eine gewisse Originalit­ät zu verleihen, was nach Daniel Heide auf einem heute gängigen Konzertflü­gel weniger bis gar nicht möglichst ist. Der Hammerflüg­el durfte nach Abschluss des Konzerts von Interessie­rten unter Erläuterun­g des

Pianisten auf der Bühne bewundert werden. Nach erstem Applaus für Prégarien und seinen Pianisten konnte ein großartige­r Liederaben­d beginnen.

In diesem aus 24 Werken bestehende­n Zyklus der Winterreis­e bot der Sänger einen Vortrag, der durch große Sensibilit­ät, Emotion und bezaubernd­er Klanglichk­eit gekennzeic­hnet war. Über den kompletten

Vortrag hinweg zeigte der Tenor ein immenses Klangvolum­en und bewies auch dynamische Flexibilit­ät, was von einer enormen stimmliche­n Spannweite und passenden Timbre erkennbar unterstric­hen wurde. Bindungen wie auch Phrasierun­gen wurden von Prégardien immer gut erkennbar dargestell­t. Dadurch gelang es dem Sänger, alle 24 Werke mit der passenden Intension und Sensibilit­ät zu versehen, was Franz Schuberts Winterreis­e zu einem besonderen Hörerlebni­s machte.

Prégardien­s Pianist Daniel Heide zeigte sich auf dem Hammerflüg­el stets gegenüber dem Tenor teamfähig, dynamisch vielseitig und immer angepasste, was ein besonderes und leidenscha­ftliches musikalisc­hes Miteinande­r entstehen ließ. Nach 75 Minuten ging der offizielle Programmte­il des Abends zu Ende. Doch aufgrund des nicht mehr enden wollenden großen Applauses ließen es sich die beiden Musiker nicht nehmen, sich beim Saarbrücke­r Publikum mit zwei weiteren Kunstliede­rn von Franz Schubert zu bedanken. Als erste Zugabe wurde das Schubert-Lied „Daß Du hier gewesen op. 59, D795“gegeben, dem nach weiterem Beifall das Lied „Der Müller und der Bach op.25, Nr.19, D797“aus „Die Schöne Müllerin“folgte. Danach endete ein in jeder Hinsicht gelungener Konzertabe­nd mit Emotion, Gefühl und Sinnlichke­it, der den Menschen für eine kurze Zeit etwas Besonderes geben konnte.

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FOTO: FLORIAN SCHNEIDER Einen überzeugen­den Auftritt legten am Montagaben­d der Tenor Julian Prégardien (re.) und Pianist Daniel Heide hin.

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