Schuberts Winterreise wird zu Hörerlebnis
Der Tenor Julian Prégardien begeistert bei seinem Auftritt im Rahmen der „ Saarbrücker Kammermusik“.
Locken und begeistern – Diese beiden Begrifflichkeiten gehören schon seit vielen Jahren zu den Markenzeichen des Tenors Julian Prégardien im Umgang mit seinem Konzertpublikum, was sich am Montag bei seinem Konzert aus der Reihe „Saarbrücker Kammermusik“im großen Sendesaal des SR wieder einmal bestätigte. Bereits kurz vor dem eigentlichen Konzertbeginn berat der Tenor gemeinsam mit seinem Pianisten Daniel Heide die Konzertbühne, um den fast ausverkauften Saal in das Programm des Abends einzuführen und mit Franz Schuberts Winterreise dem Publikum eine eher anspruchsvolle Musik vorab etwas näher zu bringen.
Im Rahmen dieser Einführung stellte Pianist Daniel Heide einen Hammerflügel als für das Programm des Abends ausgesuchtes Instrument vor. Denn damit sei es möglich, Schuberts Weiterreise eine gewisse Originalität zu verleihen, was nach Daniel Heide auf einem heute gängigen Konzertflügel weniger bis gar nicht möglichst ist. Der Hammerflügel durfte nach Abschluss des Konzerts von Interessierten unter Erläuterung des
Pianisten auf der Bühne bewundert werden. Nach erstem Applaus für Prégarien und seinen Pianisten konnte ein großartiger Liederabend beginnen.
In diesem aus 24 Werken bestehenden Zyklus der Winterreise bot der Sänger einen Vortrag, der durch große Sensibilität, Emotion und bezaubernder Klanglichkeit gekennzeichnet war. Über den kompletten
Vortrag hinweg zeigte der Tenor ein immenses Klangvolumen und bewies auch dynamische Flexibilität, was von einer enormen stimmlichen Spannweite und passenden Timbre erkennbar unterstrichen wurde. Bindungen wie auch Phrasierungen wurden von Prégardien immer gut erkennbar dargestellt. Dadurch gelang es dem Sänger, alle 24 Werke mit der passenden Intension und Sensibilität zu versehen, was Franz Schuberts Winterreise zu einem besonderen Hörerlebnis machte.
Prégardiens Pianist Daniel Heide zeigte sich auf dem Hammerflügel stets gegenüber dem Tenor teamfähig, dynamisch vielseitig und immer angepasste, was ein besonderes und leidenschaftliches musikalisches Miteinander entstehen ließ. Nach 75 Minuten ging der offizielle Programmteil des Abends zu Ende. Doch aufgrund des nicht mehr enden wollenden großen Applauses ließen es sich die beiden Musiker nicht nehmen, sich beim Saarbrücker Publikum mit zwei weiteren Kunstliedern von Franz Schubert zu bedanken. Als erste Zugabe wurde das Schubert-Lied „Daß Du hier gewesen op. 59, D795“gegeben, dem nach weiterem Beifall das Lied „Der Müller und der Bach op.25, Nr.19, D797“aus „Die Schöne Müllerin“folgte. Danach endete ein in jeder Hinsicht gelungener Konzertabend mit Emotion, Gefühl und Sinnlichkeit, der den Menschen für eine kurze Zeit etwas Besonderes geben konnte.