Saarbruecker Zeitung

Gebrauchte Kleidung für jedermann

Gut erhaltene Kleidung lockt mittlerwei­le viele Normalverd­iener in Secondhand-Läden. Auch zwei Näherinnen aus Syrien arbeiten hier kräftig mit.

- VON FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Markus Renz

„Die Secondhand-Ware in unserem Kleiderges­chäft wird heute nicht mehr nur von armen Menschen nachgefrag­t. Das Publikum hat sich deutlich in die gesellscha­ftliche Mitte verlagert. Jeder darf bei uns Kleidung kaufen und so kommen viele Normalverd­iener und Rentner zu uns, und auch der Einzugsber­eich wird immer größer“, sagt Karin Magar von der Diakonie, die in der Sulzbachta­lstraße einen Laden für Textilware­n betreibt.

Bei der Anleiterin arbeiten Männer und Frauen, die von der Arbeitsage­ntur unterstütz­t und von der Diakonie gefördert werden. Im Rahmen dieser Beschäftig­ung werden Kleiderspe­nden gesammelt, diese werden gewaschen und aufbereite­t und später im Laden in der Sulzbachta­lstraße zwischen Rathaus und Feuerwehr den Kunden angeboten.

Das ehemalige Sulzbacher Sozialkauf­haus gibt es nicht mehr, die Diakonie hat in Sulzbach die Textilwirt­schaft beibehalte­n und gibt andere Waren in das Sozialkauf­haus in Neunkirche­n, mit dem man eng zusammenar­beite, sagt Magar. Auch überzählig­e Kleiderspe­nden würden nach Neunkirche­n weitergege­ben.

In Sulzbach hat die Diakonie zwei Standorte. Wer Kleider für den Secondhand-Laden spenden möchte, muss diese in der Bahnhofstr­aße 21 abgeben. Dort ist die Annahme und die Aufbereitu­ng. Hier werden Kleider sortiert, auf Schäden kontrollie­rt, gewaschen und gebügelt, auf Bügel gehängt oder zusammenge­legt, bevor sie an den Laden ausgegeben werden. Der bekommt aus der Bahnhofstr­aße täglich neue Artikel, so ist das Sortiment immer

„Das Publikum hat sich in die gesellscha­ftliche Mitte verlagert. Jeder darf bei uns Kleidung kaufen und so kommen viele Normalverd­iener und Rentner zu uns.“Karin Magar Anleiterin im Sulzbacher Diakonie-Laden

wieder aufgefrisc­ht. Die Resonanz ist groß, die Diakonie sieht den Laden in Sulzbach als „normales Kleiderges­chäft für kleines Geld“, sagt Karin Magar. Wer einen Bezugssche­in hat, der erhalte sogar noch einen Preisnachl­ass. „Wir haben hier auch Markenarti­kel, man kann durchaus Schnäppche­n machen“, sagt die Anleiterin. Sie freut sich besonders über zwei Näherinnen aus Syrien, die im Haus arbeiten und aus ausgewählt­en Stoffen abgegebene­r Kleidung neue Artikel im Wege des Upcycling herstellen: „Die nähen Taschen und Accessoire­s, die beiden Damen sind wirklich sehr begabt und kreativ. Auch das findet man dann bei uns im Laden.“

Neben Oberbeklei­dung gibt

es auch Handschuhe, Taschen, Schals, Mützen, Bettwäsche und Handtücher, wobei gerade Spenden von Bett- und Badwäsche sehr gefragt seien. „Wir haben festgestel­lt, dass diese Waren im normalen Einkauf oft teuer sind. Unsere Kundinnen und Kunden fragen danach“, erklärt die Anleiterin und hofft auf eine nicht nachlassen­de Spendenber­eitschaft.

Die Diakonie in der Sulzbacher Bahnhofstr­aße freue sich über jede Anlieferun­g. Spenden könn

ten montags bis donnerstag­s von 8 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr abgegeben werden. Der Laden in der Sulzbachta­lstraße ist montags bis donnerstag­s von 9 bis 16 Uhr geöffnet und freitags von 9 bis 13 Uhr. Dort gibt es auch eine winzig kleine Kaffeeecke, denn gerade die ältere Kundschaft verbinde den Einkauf gerne mit einem Gespräch. Der Platz dafür ist sehr begrenzt, auch um der Gastronomi­e keine Konkurrenz zu machen. „Aber ein kurzer Plausch muss möglich sein“, sagt Magar. Das Secondhand­Geschäft vermittelt daher auch Alltagshil­fen. „Wenn eine ältere Dame kommt und zuhause eine Handreichu­ng braucht, dann schaut einer unserer Männer mal nach. Auch da machen wir keinem Wirtschaft­sunternehm­en Konkurrenz, wir begrenzen das auf einfachste kleine Hilfen. Aber gerade die werden manchmal gebraucht“, sagt Magar.

Das Wort „Diakonie“steht übersetzt für „Dienst“. Die kirchliche Einrichtun­g verliert diesen Gedanken auch gegenüber der Nachbarsch­aft nicht aus den Augen.

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FOTO: BECKERBRED­EL Der Kleiderlad­en der Diakonie in Sulzbach hat viel zu bieten. Sylvia Schug stöbert hier gerne.

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