Saarbrücker erfindet den Römertopf neu
Michael Zimmer modernisiert und produziert demnächst den Kultbräter in seinem Keramikwerk im Westerwald unter neuem Markennamen.
Der Saarbrücker Unternehmer Michael Zimmer (Newkom Gruppe, Agentur m&r, Hotel Esplanade) erfindet den Römertopf neu. Der terrakottafarbene Bräter aus den 1970er Jahren wurde in über 50 Millionen Exemplaren im Kannebäcker Land produziert. Ende 2023 kam dann das „Aus“für den Hersteller in Ransbach-Baumbach ( Westerwald). Die Marke „Römertopf“wurde von der POS Handels GmbH (Hamm) übernommen, das Werk geschlossen und die Produktion am Traditionsstandort eingestellt.
Hier kommt Micheal Zimmer ins Spiel. Er hatte für die Marke im Verkaufsprozess mitgeboten, stieg aber nach Überschreiten seiner finanziellen Zielmarke aus dem Bieterkreis aus. In Ransbach-Baumbach hatte Zimmer 2015 das stillgelegte Werk der Jasba-Keramikfabrik, die unter anderem Ofenkacheln herstellte, übernommen und eine eigene Produktion für seine anspruchsvolle Architekturkeramik, Kachel- und Steinzeugwaren aufgebaut.
„Wir wollen die Tradition des Koch-Klassikers am WesterwaldStandort erhalten und bringen nun unsere eigenen Versionen eines neuen Römertopfes an den Markt. Wir beziehen natürlich die Tonerde vor Ort, und wir setzen trotz aller Negativdiskussionen auf den Standort Deutschland“, sagt Zimmer.
Die neuen Produkte werden nicht mehr „Römertopf“heißen, „weil die Markenrechte weg sind“, erklärt er. Den neuen Markennamen für die Koch- und Backkeramik will er noch nicht nennen. Zudem werden die neuen Produkte nicht mehr wie der „Römertopf“-Klassiker aussehen, sondern kommen in einem modern-sachlichen Erscheinen daher. Daran feilt momentan das Berliner Design-Studio Laura Straßer.
Er übernehme die Grundidee des Römertopfs („Der Topf ist ein komplett eigener Ofen“) und mache daraus eine moderne Version, die mehr könne, so Zimmer. Vor allem würden die neuen „römischen Kochgefäße“feuerfest sein, das waren die Oldies nicht.
Die neuen Bräter bekommen eine zusätzliche Bodenbeschichtung eingebrannt: Es handelt sich um eine Spezialbeschichtung, die in der Firmenzentrale in der Saarbrücker Koßmannstraße entwickelt wurde und dort auch hergestellt wird. Sie eigne sich gleichermaßen für Induktion, Elektro- oder Gasherde oder für den Backofen.
Erfahrungen mit dieser Beschichtung liegen mittlerweile vor, denn sie wird bereits in Töpfen des französischen Koch- und Backformenherstellers Emile Henry (Marcigny, Burgund) und beim Küchenutensilien-Produzenten Revol (Saint-Uze, Auvergne-Rhone-Alpes) eingesetzt.
Die Formate wird es in verschiedenen Größen und Farben geben – von der Variante für sieben Personen über fünf und drei Personen und als „Brick“-Grillstein für eine Person und den Minihaushalt. Hier kooperiert Zimmer mit der niederländischen Firma Bricknic.
Zimmer wagt sich mit seiner neuen Produktlinie in einen Markt, in dem es Koch-, Back- und Bratkonzepte und die dazugehörigen Produkte zuhauf gibt. Er wird künftig gegen die „Römertöpfe“des Markenübernehmers antreten. „Wir bieten mit unseren neuen Produkten in Kombination mit unserer speziellen, multifunktional einsetzbaren Beschichtung eine Innovation auf diesem Markt an, von der wir uns viel versprechen“, sagt der Saarländer. Bange vor dem Wettbewerb ist ihm nicht. Die Zielgruppe ist vor allem jünger als die des „Römertopf“Klassikers.
Die Zimmer-Produkte aus der m&r-Manufaktur in RansbachBaumbach werden nicht im stationären Einzelhandel verkauft, sondern vor allem übers Internet und über ausgewählte Händler vertrieben. Unterstützt wird die Vertriebsstrategie dabei vom früheren „Römertopf“-Geschäftsführer Frank Gentejohann, der bei Zimmer dieses Projekt leitet „und über viel Erfahrung und Kontakte für den Verkauf
„Wir bieten eine Innovation in diesem Markt an, von der wir uns viel versprechen.“Michael Zimmer
verfügt“, sagt Zimmer.
Preislich werden die neuen Kochund Backgefäße im mittleren Bereich angesiedelt, „es werden keine Billigprodukte für einen Massenmarkt“, sagt Zimmer.
Ja, auch Brot backen kann man
mit Zimmers neuen Töpfen aus dem Westerwald. Er bringt dafür eine vom „Esplanade“-Bäcker entwickelte Brotbackmischung aus Urkorn auf den Markt, deren Mehl von der Mehlmanufaktur Hasborner Mühle in Tholey bezogen wird.