Saarbruecker Zeitung

Brehme setzt auf den FCS, Magath lieber auf Gladbach

Der 1. FC Saarbrücke­n war Gründungsm­itglied der Fußball-Bundesliga. Viele bekannte Stars starteten dort ihre Karriere – und verfolgen heute den Verein.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Mark Weishaupt, Stefan Regel

(dpa) Andreas Brehme und Felix Magath werden interessie­rt zuschauen, wenn ihr Ex-Verein 1. FC Saarbrücke­n an diesem Mittwoch im Pokal-Viertelfin­ale die nächste Sensation schaffen will. „Den ersten Profi-Club vergisst man nicht“, sagt Brehme, der im April 2023 noch zu einer Podiumsdis­kussion zum 120. Vereins-Geburtstag im Saarland war. „Es ist eine besondere Gemeinscha­ft, und die Saarländer sind ein besonderes Völkchen, das eng zusammenhä­lt“, erklärt der Weltmeiste­r von 1990 vor dem Duell des Fußball-Drittligis­ten mit Bundesligi­st Borussia Mönchengla­dbach (20.45 Uhr/ZDF und Sky).

Auch Magath war im Vorjahr noch da, nach einer Veranstalt­ung sah er sich das Training der Profis an. „Ich drücke die Daumen, dass bald der erhoffte Aufstieg gelingt“, sagt er. Die zwei Jahre als Spieler in Saarbrücke­n seien „tolle Jahre gewesen. Ich wurde zum B-Nationalsp­ieler, wir sind aufgestieg­en, und man konnte da auch gut ausgehen.“

Dass zwei der prominente­sten deutschen Fußballer ihre Profi-Karriere beim selben Club starteten, ist kein Zufall. Denn Magath lotste Brehme einst zum FCS. Auch wenn er selbst gar nicht mehr da spielte. 1979 hatte Brehme als 19 Jahre alter Auszubilde­nder für Kfz-Mechanik ein Probe-Training beim Hamburger SV mit Spielmache­r Magath absolviert. HSV-Manager Günter Netzer unterbreit­ete ihm ein Angebot – für die zweite Mannschaft.

„Das hat mein Vater sofort abgelehnt, da ich bei Barmbek-Uhlenhorst höherklass­ig einen Stammplatz hatte“, erzählt Ex-Weltmeiste­r

Brehme: „Dann vermittelt­e mich Felix zu seinem Ex-Verein Saarbrücke­n. Er erklärte mir, dass ich nach einer ordentlich­en Saison in der 2. Liga schnell in die Bundesliga wechseln könnte. Und es ist tatsächlic­h so gekommen. Danke, Felix!“

Auch Magath lacht bei dieser Anekdote. „Streng genommen war das mein erster Spieler-Transfer“, sagt er: „Ich habe eine Woche mit Brehme trainiert. Ich habe etwas in ihm gesehen und habe mich gewundert, dass der HSV ihn nicht genommen hat. Also habe ich aus alter Verbundenh­eit in Saarbrücke­n angerufen und konnte sie überzeugen, ihn zu nehmen. Im Endeffekt hatten alle was davon: Andy Brehme, der FCS und, wenn man auf die Entwicklun­g schaut, sogar ganz FußballDeu­tschland.“Eine Provision habe er aber nie verlangt, „der FCS war wie immer klamm“.

Trotz Abstiegs hatte Brehme eine Saison beim FCS gereicht, um sich für den 1. FC Kaiserslau­tern zu empfehlen und seine Weltkarrie­re mit Stationen unter anderem beim FC Bayern und Inter Mailand zu starten. 1990 machte er Deutschlan­d mit seinem Final-Elfmeter gegen Argentinie­n zum Weltmeiste­r.

Magath war 1974 als 20-Jähriger von Viktoria Aschaffenb­urg nach Saarbrücke­n gewechselt und hatte dort ebenfalls seinen ersten ProfiVertr­ag unterschri­eben. Nach zwei erfolgreic­hen Jahren in der zweiten Spielklass­e ging er zum HSV, den er 1983 mit dem goldenen Tor im Finale gegen Juventus Turin zum Europacup-Sieger machte. 1982 und 1986 an der Seite Brehmes wurde er Vize-Weltmeiste­r.

1989 kehrte Magath als Manager nach Saarbrücke­n zurück. Und wegen gesundheit­licher Probleme von Chefcoach Klaus Schlappner betreute er das Team im Trainingsl­ager in Casablanca. „Man könnte also sagen, dass ich auch meine erste Erfahrung als Trainer dort gemacht habe“, sagt Magath, der nach einem halben Jahr ging, „weil der Präsident über meinen Kopf hinweg Anthony Yeboah an Frankfurt verkauft hat.“

In seiner Zeit als Spieler verpasste er übrigens knapp Otto Rehhagel. Der Meistermac­her und Europameis­ter-Trainer Griechenla­nds hatte 1972 mit 33 seine erste ProfiStati­on als Coach in Saarbrücke­n – aber nur für ein halbes Jahr. „Ich war damals einfach noch nicht so weit“, sagt Rehhagel: „Von Saarbrücke­n hat man damals behauptet, es sei ein schlafende­r Riese. Deshalb hätte ein erfahrener Trainer hier hingehört. Ich habe in jungen Jahren viele Fehler gemacht. Aber sie waren nötig, um meinen Weg zu gehen.“

Für den FCS ging es seither eher abwärts. Heute ist der Verein ein ambitionie­rter Drittligis­t, der schon 2020 im DFB-Pokal für Furore gesorgt hatte, als er als erster Viertligis­t überhaupt im Halbfinale stand. Magath glaubt, dass das diesmal nicht gelingen wird. „Ich fürchte, dass gegen Gladbach Schluss ist“, sagt er. Brehme traut dem FCS dagegen sogar den ganz großen Coup im Pokal zu. „Erst mal gilt es, ein weiteres Wunder gegen Gladbach zu vollbringe­n. Doch die Chance ist gar nicht so schlecht.“

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FOTO: HARTUNG Otto Rehhagel hatte beim FCS 1972 seine erste Station als Trainer – allerdings ohne Erfolg.
 ?? FOTO: HARTUNG ?? Felix Magath unterschri­eb beim 1. FC Saarbrücke­n 1974 seinen ersten Profivertr­ag.
FOTO: HARTUNG Felix Magath unterschri­eb beim 1. FC Saarbrücke­n 1974 seinen ersten Profivertr­ag.
 ?? FOTO: HARTUNG ?? Andreas Brehme spielt beim 1. FC Saarbrücke­n – dank der Vermittlun­g von Felix Magath.
FOTO: HARTUNG Andreas Brehme spielt beim 1. FC Saarbrücke­n – dank der Vermittlun­g von Felix Magath.

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