Saarbruecker Zeitung

Überrasche­nde Lösung für Ford-Beschäftig­te in Saarlouis

Management, Betriebsra­t und IG Metall verständig­en sich auf ein Konzept, das nach der Schließung des Ford-Werks Saarlouis ab Ende 2025 gelten soll.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Ein Investor für das Ford-Gelände in Saarlouis ist offensicht­lich immer noch nicht gefunden. Dazu passt, dass sich am Mittwoch überrasche­nd Ford mit dem Betriebsra­t und der IG Metall auf einen Sozialtari­fvertrag geeinigt hat. Dieser wurde sowohl vom Betriebsra­t als auch der Gewerkscha­ft seit Monaten als letzte Option eingeforde­rt, sollten die Verhandlun­gen über einen Investor für das Werk nicht zu einem Erfolg führen. Dem Ford-Management wurde zugleich vom Betriebsra­t und der Gewerkscha­ft mehrfach gedroht, dieser Tarifvertr­ag werde besonders teuer für das Unternehme­n.

Nun hat Ford überrasche­nd eingelenkt. Über die Gründe ist zunächst genauso wenig zu erfahren wie über die Höhe der vereinbart­en Zahlungen. Zu näheren Einzelheit­en will sich die IG Metall offiziell auch erst nach dem 22. Februar äußern. An diesem Tag findet eine geheime Abstimmung über die Annahme oder Ablehnung des Ergebnisse­s statt. In der Gewerkscha­ft sind fast 100 Prozent der Ford-Beschäftig­ten organisier­t. Eine Anfrage der Saarbrücke­r Zeitung beim Verhandlun­gsführer der Gewerkscha­ft, Jörg Köhlinger, blieb mit dem Hinweis auf angeblich andere Verpflicht­ungen erfolglos.

Die von Köhlinger zeitgleich zur Ford-Betriebsve­rsammlung verbreitet­e Pressemitt­eilung ist jedoch sehr aufschluss­reich. „Trotz mehrfacher Verhandlun­gen war kein Investor vom Standort überzeugt“, heißt es da. Der Beweis für das Scheitern der bisherigen Verhandlun­gen, an denen auch die Landesregi­erung maßgeblich beteiligt war. Den Metallern sei bis heute unklar, „wer dafür die

Verantwort­ung trägt: Ford oder der Investor“. Laut IG Metall habe die Landesregi­erung „den Kampf tatkräftig unterstütz­t“, heißt es in der Mitteilung. Die Landesregi­erung hat jedoch über Monate zum Stand der Verhandlun­gen geschwiege­n und die Öffentlich­keit immer wieder vertröstet.

Jetzt habe man sich für den zweitbeste­n Weg entschiede­n, „den Arbeitspla­tzabbau für Ford so teuer wie möglich zu machen“, lässt die IG Metall verlauten. Demnach bleiben auch nach 2025 rund 1000 Arbeitsplä­tze „zu guten tarifliche­n Bedingunge­n erhalten“. Nähere Einzelheit­en werden nicht genannt. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind bis 2032 ausgeschlo­ssen. Über ein „sehr attraktive­s Programm“könnten Beschäftig­te ausscheide­n. Auch hierzu sind keine Einzelheit­en zu erfahren. „Darüber hinaus werden gut ausgestatt­ete Altersteil­zeitmodell­e angeboten sowie attraktive Bedingunge­n für den Wechsel in eine Transferge­sellschaft finanziert.“Der nun gewonnene Kampf sei „ein Erfolg der Solidaritä­t der Mitglieder der IG Metall“.

„Trotz mehrfacher Verhandlun­gen war kein Investor vom Standort überzeugt.“Aus der Pressemitt­eilung von IG-Metall-Gewerkscha­ftssekretä­r Jörg Köhlinger

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