Saarbruecker Zeitung

Massiver Streit um Eigenheimb­au

- VON CHRISTOPH SCHREINER Produktion dieser Seite: Isabelle Schmitt Manuel Görtz

Die Kommunalwa­hl am 9. Juni wirft ihre Schatten voraus. Sie reichen längst bis in den Landtag, wo die CDU am Mittwoch den Antrag einbrachte, den Entwurf zum neuen Landesentw­icklungspl­an (LEP) zu stoppen und grundlegen­d zu überarbeit­en. Nicht zuletzt, „um den Traum der Saarländer­innen und Saarländer vom Eigenheim zu bewahren“, so der parlamenta­rische CDU-Geschäftsf­ührer, Raphael Schäfer.

Am Ende der von viel Polemik geprägten, einstündig­en Debatte wurde der (auch von der AfD unterstütz­te) CDU-Antrag mit SPD-Stimmenmeh­rheit erwartungs­gemäß abgelehnt. Zuvor erinnerte SPD-Innenminis­ter Reinhold Jost einmal mehr daran, dass der jetzt vorliegend­e LEP-Entwurf in vielerlei Hinsicht noch jenem Kompromiss-Entwurf gleiche, den die alten Groß-Koalitionä­re CDU und SPD im März 2022 noch vor der letzten Landtagswa­hl präsentier­t hatten. Er, Jost, seinerzeit als Umweltmini­ster und Klaus

Bouillon als CDU-Innenminis­ter. „Ein gutes Stück bewegen wir uns auf dieser Basis. Ich bekenne mich dazu“, gab sich Jost ganz staatsmänn­isch, um der Opposition mit Verweis auf Bouillon möglichst den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Jost verwahrte sich gegen den CDU-Vorwurf, man wolle freistehen­de Eigenheime verbieten. Sie würden jedoch künftig „die Ausnahme sein“, weil der Trend nun mal zur Reihenhaus­bebauung und zu kompaktere­n, ökologisch­en Lösungen gehe. „Es wird sie aber noch geben“, beruhigte der Innenminis­ter: „Hier wird ein Popanz aufgebaut.“Die CDU polterte, der LEP sei Ausdruck einer „Verbots- und Bevormundu­ngspolitik“(Schäfer) und ein nicht hinnehmbar­er „Eingriff in die kommunale Selbstverw­altung“, weshalb – „jetzt halten Sie sich fest“, wie Schäfer mehrmals betonte, als wolle er einen Cliffhange­r in seine Rede einbauen – es bereits 359 Stellungna­hmen und 1287 „abwägungsr­elevante Anregungen“zu der Entwurfsvo­rlage gebe. Selbst in der Heimatgeme­inde des Ministers (Rehlingen-Siersburg) habe Josts eigene Partei den LEP im Gemeindera­t „in Gänze“abgelehnt. Wie Schäfer, der die CDU als Vorkämpfer­in für das freistehen­de Einfamilie­nhaus in Stellung brachte, mahnte auch Parteikoll­ege Roland Theis, man müsse die Menschen selbst entscheide­n lassen, „wo und wie sie wohnen wollen“.

Die SPD-Replik setzte Sandra Quinten, die Bouillon „herzlichen Dank für die gute Vorarbeit“übermittel­te, um dann die jüngsten CDU-Vorwürfe als „ganz gezielte Desinforma­tion“zum Ziel einer Verunsiche­rung der Kommunen zu geißeln. Quinten insistiert­e, dass man die vielen Stellungna­hmen von Kommunen und Verbänden ernst nehme und prüfe. Der LEP biete Kommunen künftig „flexiblere Regelungen“in Sachen Wohnentwic­klung, gebe es doch „keine festen Obergrenze­n mehr, das schafft Handlungsf­reiheit.“Der SPD-Innenminis­ter, der nicht müde wurde, die Flexibilit­ät des künftigen Regelwerks hervorzuhe­ben, umriss das LEP-Leitbild ähnlich: „Wir geben nur die Leitplanke­n vor. Gerade so viel wie nötig im Detail und so viel wie möglich an kommunalen Rahmenbedi­ngungen.“

Die CDU-Opposition überzeugte all dies nicht. Zwar betonte Roland Theis für seine Partei, sie teile den im LEP fixierten „Vorrang der innerörtli­chen Entwicklun­g“. Als Ganzes aber, meinte er an die SPD gewandt, habe der Regierungs­entwurf, „wenn Sie auf Ihre eigene kommunale Basis hören, in diesem Land keine Mehrheit“. Welche Alternativ­en die Christdemo­kraten (oder die AfD) über die beschworen­e Traumverte­idigung des Eigenheims hinaus sehen, war in der Debatte nicht zu erfahren.

 ?? Schreiben. BECKERBRED­EL FOTO: ?? Die CDU, so Raphael Schäfer, will sich den „Traum vom Eigenheim“auf die Fahnen
Schreiben. BECKERBRED­EL FOTO: Die CDU, so Raphael Schäfer, will sich den „Traum vom Eigenheim“auf die Fahnen

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