Saarbruecker Zeitung

Wundersame Wende bei Ford Saarlouis

-

Man kann sich nur die Augen reiben, was da über Nacht passiert ist. Die IG Metall lässt eine Bombe platzen und verkündet von jetzt auf gleich eine Einigung mit Ford über einen Sozialtari­fvertrag. Jene Lösung, die als allerletzt­es Mittel vor der Schließung des Saarlouise­r Werks greifen sollte für den Fall, dass kein Investor gefunden wird. Monatelang überboten sich Gewerkscha­ft und Betriebsra­t in Drohungen an das Ford-Management, man werde das Ende des Standortes möglichst teuer machen zu Gunsten der Beschäftig­ten.

Jetzt lenkt Ford plötzlich ein. Die Gründe bleiben vorerst im Dunkeln. Ebenso die Höhe des viele Millionen schweren Paketes, das da jetzt geschnürt wird. Zumindest für ältere Beschäftig­te klingt die Einigung gut. Es wird Abfindungs-Regeln geben und Altersteil­zeit-Programme. Eine Transferge­sellschaft soll den Wechsel in andere Betriebe erleichter­n. Der Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n bis 2032 kann als Erfolg gewertet werden für diejenigen, die laut Gewerkscha­ft auch nach 2025 zu guten tarifliche­n Bedingunge­n weiter an Bord bleiben.

Verlierer sind die jungen Beschäftig­ten, die schon längst seit der Bekanntgab­e der Schließung vor eineinhalb Jahren die Chance gehabt hätten, mit ihren Fachkenntn­issen früh in andere Betriebe zu wechseln. Doch da haben Betriebsra­t und Gewerkscha­ft auf Zeit gespielt, um möglichst viele möglichst lange an Bord zu halten. Die Landesregi­erung muss sich fragen lassen, was die öffentlich­e Hinhalteta­ktik mit einem angebliche­n Investor sollte. Die Verhandlun­gen sind gescheiter­t. Höchste Zeit, die Gründe öffentlich zu erläutern. Sonst ist das Vertrauen in die Regierung zerstört. Es steht der Eindruck im Raum, dass die Bevölkerun­g über Monate vertröstet und getäuscht wurde.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany