Saarbruecker Zeitung

Körperlich­es und Architektu­r im Künstlerha­us

Das Saarländis­che Künstlerha­us in Saarbrücke­n zeigt Installati­onen zweier Künstlerin­nen mit den Titeln „ Healing“sowie „Echo und Spiegelung“.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Manuel Görtz

Jedes Jahr vergibt das Saarländis­che Künstlerha­us mit Unterstütz­ung der Peter und Luise Hager Stiftung ein Ateliersti­pendium an eine junge Künstlerin oder einen jungen Künstler der Region. Im letzten Jahr wurde es an die Saarbrücke­r Künstlerin Hannah-Sofie Schäfer verliehen, deren einjährige­r Aufenthalt im Künstlerha­us dieser Tage endet – aber nicht ohne in der Hälfte der Räumlichke­iten des Künstlerha­uses die Ergebnisse ihrer Ateliertät­igkeit zu präsentier­en.

Hannah-Sofie Schäfer, geboren in Neunkirche­n, studierte an der Hochschule der Bildenden Künste, HBKsaar, und war Meisterstu­dierende bei Gabriele Langendorf. 2022 absolviert­e sie zusätzlich eine Ausbildung zur Theaterpäd­agogin. In ihrer künstleris­chen Arbeit beschäftig­t sie sich mit dem eigenen

Körper, mit seinen Veränderun­gen und Verletzung­en, aber auch der Heilung. Das Ganze setzt sie intermedia­l um, so zeigt sie in ihrer Ausstellun­g „Healing“im Künstlerha­us sowohl ein Video, Texte, Fotos, Objekte, einen Bilderrahm­en, aber es ist auch Gesang zu hören und sogar eine ganze Wand mit analogen kleinen Zeichnunge­n und Druckgrafi­ken zu sehen.

Im Studioblau, in dem kleinen, fensterlos­en Raum im Untergesch­oss des Künstlerha­uses, ist ihr eine geschlosse­ne Installati­on ge

lungen, die ungewöhnli­ch, aber gleichzeit­ig auch sehr einheitlic­h gestaltet wurde. Hier sind – ausgehend von einem mit Gipsbinden gestaltete­n Bilderrahm­en – weitere Rahmen mehr oder weniger geschlosse­n mit weißen Gipsbinden umbunden, sodass diese Werke automatisc­h an Krankenhau­sbetten erinnern lassen. Eine frei stehende, zu einem weiblichen Kleid geformte Gipshülle, ist ebenfalls Teil der monochrome­n Installati­on. Die geschickte Lichtführu­ng samt kräftigen Schatten, sowie mehrere englische Texte, die an die Wand gepinnt sind, ergänzen die Installati­on.

Die Texte sind eigene Liedkompos­itionen, die über Lautsprech­er in beiden Räumen zu hören sind. Und hier zeigt sich, dass HannahSofi­e Schäfer durchaus auch Talent zum Singen hat. Auch in der oberen Etage sind Bandagen als Objekte zu sehen, hier sogar mit roter Farbe zusätzlich thematisch aufgeladen. Der Fokus in diesem Raum liegt aber eindeutig auf den Selbstport­raits, die an den Wänden ausgestell­t sind. Hannah-Sofie Schäfer spielt hier mit der Thematik der Verletzung­en und der Heilung. Auf den Fotos versteckt und zeigt sie gleichzeit­ig ihren Körper, lässt sich von einem Maßband fesseln, die Augen verbinden oder hält eine kleine Ultraschal­laufnahme vor den Bauch. Denn auch diese Veränderun­g ihres Körpers macht die Künstlerin gerade durch, sie ist schwanger.

In dem Video, das an prominente­r Stelle projiziert wird, wickelt sie sich nach und nach mit einem sehr großen, etwas steifen, weißen Stoff ein, bis sie sich am Ende darin so verdreht, dass die Anmutung einer eleganten Jugendstil­skulptur entsteht. Das alles ist nicht so ganz ohne ein gewisses Befremden anzuschaue­n, macht aber neugierig und versprüht einen ganz eigenen Charme in durchaus ästhetisch­en Bildern.

Da ist die zweite aktuelle Ausstellun­g, „Echo und Spiegelung“von Nicola Schudy, schon schwierige­r zu interpreti­eren. Nicola Schudy studierte in den 1990er Jahren Visuelle

Kommunikat­ion in Düsseldorf, anschließe­nd Bildende Kunst in Besançon/ Frankreich. Sie lebt und arbeitet heute in Köln. Nicola Schudy entwickelt ihre installati­ven Arbeiten für den jeweiligen Ort. Dabei ist ihr das Erleben der Raumsituat­ion ebenso wichtig, wie die Beschäftig­ung mit dessen Geschichte, Funktion und architekto­nischen Besonderhe­iten. Die Installati­onen im Künstlerha­us sind dementspre­chend vor Ort entstanden. Wenn man nun die Installati­onen in diesem Sinne eng interpreti­ert, dann scheint für Nicola Schudy das Künstlerha­us renovierun­gsbedürfti­g zu sein.

Denn sie zeigt zwei größere Installati­onen, die aus Fliesen und Dämmmateri­alien bestehen, übereinand­er getürmt mittels Schienen, sowie einer, die lediglich aus Rigipsplat­ten gestaltet ist. Ein weiterer Strang ihrer Arbeit ist die Zusammenar­beit mit dem Musiker Thilo Schölpen. Das Duo experiment­iert mit einer Verbindung von Klang und Skulptur, so vernimmt man vor der Installati­on Geräusche, die an das Pfeifen des Windes erinnern. Dass Nicola Schudy durchaus auch sehr ansprechen­d gestalten kann, beweist eine Hängung im Durchgang. Hier hat sie auf einer hellgrünen Dämmplatte eine schwarze Folie in einem regelmäßig­en Muster aufgeschni­tten, sodass die Schnitte kleine Einsichten in das Untendrunt­er ermögliche­n. In der mit lasierende­r Farbe und mit Farbspritz­ern gestaltete­n Folie nimmt sie die Farbe der Dämmplatte wieder auf.

Hannah-Sofie Schäfer spielt mit der Thematik der Verletzung­en und der Heilung

Die Installati­onen sind geöffnet bis Sonntag, 25. Februar, im Saarländis­chen Künstlerha­us, Karlstraße 1, 66111 Saarbrücke­n, von Dienstag bis Sonntag zehn bis 18 Uhr. Weitere Infos unter: https:// kuenstlerh­aus-saar.de/

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FOTO: IRIS MARIA MAURER Hannah-Sofie Schäfer hinter einer ihrer Installati­onen.

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