Körperliches und Architektur im Künstlerhaus
Das Saarländische Künstlerhaus in Saarbrücken zeigt Installationen zweier Künstlerinnen mit den Titeln „ Healing“sowie „Echo und Spiegelung“.
Jedes Jahr vergibt das Saarländische Künstlerhaus mit Unterstützung der Peter und Luise Hager Stiftung ein Atelierstipendium an eine junge Künstlerin oder einen jungen Künstler der Region. Im letzten Jahr wurde es an die Saarbrücker Künstlerin Hannah-Sofie Schäfer verliehen, deren einjähriger Aufenthalt im Künstlerhaus dieser Tage endet – aber nicht ohne in der Hälfte der Räumlichkeiten des Künstlerhauses die Ergebnisse ihrer Ateliertätigkeit zu präsentieren.
Hannah-Sofie Schäfer, geboren in Neunkirchen, studierte an der Hochschule der Bildenden Künste, HBKsaar, und war Meisterstudierende bei Gabriele Langendorf. 2022 absolvierte sie zusätzlich eine Ausbildung zur Theaterpädagogin. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit dem eigenen
Körper, mit seinen Veränderungen und Verletzungen, aber auch der Heilung. Das Ganze setzt sie intermedial um, so zeigt sie in ihrer Ausstellung „Healing“im Künstlerhaus sowohl ein Video, Texte, Fotos, Objekte, einen Bilderrahmen, aber es ist auch Gesang zu hören und sogar eine ganze Wand mit analogen kleinen Zeichnungen und Druckgrafiken zu sehen.
Im Studioblau, in dem kleinen, fensterlosen Raum im Untergeschoss des Künstlerhauses, ist ihr eine geschlossene Installation ge
lungen, die ungewöhnlich, aber gleichzeitig auch sehr einheitlich gestaltet wurde. Hier sind – ausgehend von einem mit Gipsbinden gestalteten Bilderrahmen – weitere Rahmen mehr oder weniger geschlossen mit weißen Gipsbinden umbunden, sodass diese Werke automatisch an Krankenhausbetten erinnern lassen. Eine frei stehende, zu einem weiblichen Kleid geformte Gipshülle, ist ebenfalls Teil der monochromen Installation. Die geschickte Lichtführung samt kräftigen Schatten, sowie mehrere englische Texte, die an die Wand gepinnt sind, ergänzen die Installation.
Die Texte sind eigene Liedkompositionen, die über Lautsprecher in beiden Räumen zu hören sind. Und hier zeigt sich, dass HannahSofie Schäfer durchaus auch Talent zum Singen hat. Auch in der oberen Etage sind Bandagen als Objekte zu sehen, hier sogar mit roter Farbe zusätzlich thematisch aufgeladen. Der Fokus in diesem Raum liegt aber eindeutig auf den Selbstportraits, die an den Wänden ausgestellt sind. Hannah-Sofie Schäfer spielt hier mit der Thematik der Verletzungen und der Heilung. Auf den Fotos versteckt und zeigt sie gleichzeitig ihren Körper, lässt sich von einem Maßband fesseln, die Augen verbinden oder hält eine kleine Ultraschallaufnahme vor den Bauch. Denn auch diese Veränderung ihres Körpers macht die Künstlerin gerade durch, sie ist schwanger.
In dem Video, das an prominenter Stelle projiziert wird, wickelt sie sich nach und nach mit einem sehr großen, etwas steifen, weißen Stoff ein, bis sie sich am Ende darin so verdreht, dass die Anmutung einer eleganten Jugendstilskulptur entsteht. Das alles ist nicht so ganz ohne ein gewisses Befremden anzuschauen, macht aber neugierig und versprüht einen ganz eigenen Charme in durchaus ästhetischen Bildern.
Da ist die zweite aktuelle Ausstellung, „Echo und Spiegelung“von Nicola Schudy, schon schwieriger zu interpretieren. Nicola Schudy studierte in den 1990er Jahren Visuelle
Kommunikation in Düsseldorf, anschließend Bildende Kunst in Besançon/ Frankreich. Sie lebt und arbeitet heute in Köln. Nicola Schudy entwickelt ihre installativen Arbeiten für den jeweiligen Ort. Dabei ist ihr das Erleben der Raumsituation ebenso wichtig, wie die Beschäftigung mit dessen Geschichte, Funktion und architektonischen Besonderheiten. Die Installationen im Künstlerhaus sind dementsprechend vor Ort entstanden. Wenn man nun die Installationen in diesem Sinne eng interpretiert, dann scheint für Nicola Schudy das Künstlerhaus renovierungsbedürftig zu sein.
Denn sie zeigt zwei größere Installationen, die aus Fliesen und Dämmmaterialien bestehen, übereinander getürmt mittels Schienen, sowie einer, die lediglich aus Rigipsplatten gestaltet ist. Ein weiterer Strang ihrer Arbeit ist die Zusammenarbeit mit dem Musiker Thilo Schölpen. Das Duo experimentiert mit einer Verbindung von Klang und Skulptur, so vernimmt man vor der Installation Geräusche, die an das Pfeifen des Windes erinnern. Dass Nicola Schudy durchaus auch sehr ansprechend gestalten kann, beweist eine Hängung im Durchgang. Hier hat sie auf einer hellgrünen Dämmplatte eine schwarze Folie in einem regelmäßigen Muster aufgeschnitten, sodass die Schnitte kleine Einsichten in das Untendrunter ermöglichen. In der mit lasierender Farbe und mit Farbspritzern gestalteten Folie nimmt sie die Farbe der Dämmplatte wieder auf.
Hannah-Sofie Schäfer spielt mit der Thematik der Verletzungen und der Heilung
Die Installationen sind geöffnet bis Sonntag, 25. Februar, im Saarländischen Künstlerhaus, Karlstraße 1, 66111 Saarbrücken, von Dienstag bis Sonntag zehn bis 18 Uhr. Weitere Infos unter: https:// kuenstlerhaus-saar.de/