Wenn auf den Matten Hochbetrieb herrscht
140 Karatekas waren bei den offenen Saarlandmeisterschaften in Heusweiler am Start. Einer peilt nun auch den deutschen Meister-Titel an.
(bene) In der Sporthalle der Friedrich-Schiller-Schule in Heusweiler herrscht reges Treiben. Bei den offenen Landesmeisterschaften des saarländischen Karate-Verbands geht es auf den drei Tatami genannten Wettkampf-Flächen mit viel Einsatz zur Sache. Ein Kampf reiht sich an den nächsten. Insgesamt sind bei den Titelkämpfen knapp 140 Athleten aller Altersklassen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg mit dabei. „Die Resonanz ist fantastisch“, freut sich Oliver Benz, der Vorsitzende des ausrichtenden Karate-Dojo Köllerbach. Dass die Saarlandmeisterschaft offen ausgetragen wird, hat sich in der Vergangenheit bewährt. „Rund die Hälfte sind Saarländer, der Rest kommt woanders her. Für unsere Athleten ist das eine gute Chance, sich mit starken Gegnern über die Landesgrenze hinaus zu messen und sich so weiterzuentwickeln“, sagt Benz.
Für eines der besten saarländischen Ergebnisse sorgte Ronya Kurz vom Karate-Dojo Köllerbach in der Disziplin Kata. Anders als im Kumite, bei dem sich zwei Kämpfer gegenüberstehen, handelt es sich bei der Kata um einen Formenlauf gegen einen imaginären Gegner. „Im Kumite geht es sehr dynamisch zu, während die Kata mit ihren festgelegten Formen eher starr daherkommt. Die Unterschiede zeigen sich meist auch in der Größe: Kata-Sporlter sind in der Regel kleiner, Kumite-Kämpfer größer – Stichwort Reichweite“, erläutert Benz. Ronya Kurz ist auch eher klein gewachsen, dafür zeigt die 22-Jährige eindrucksvoll ihr großes Repertoire. Sie sichert sich mit minimalem Vorsprung von 0,1 Punkten den Sieg in der All-Kategorie, dem Wettkampf aller Klassen vor Laura Dreyer. In der Leistungsklasse läuft es umgekehrt: Nur 0,1 Punkte fehlen Kurz auf Dreyer vom TuS St. Arnold aus Nordrhein-Westfalen – und dennoch ist sie glücklich mit dem Jahresauftakt. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung, auch wenn es in der Leistungsklasse nicht ganz gereicht hat. Nach einer längeren Krankheits-Phase ist es sehr gut für mich gelaufen, ich hatte keine Fehler und Wackler in der Übung“, hielt Kurz fest.
Sie fiebert nun der deutschen
Meisterschaft (DM) im März im bayerischen Elsenfeld entgegen. „Ich peile dort eine Medaille an, werde weiter Gas geben, um das zu erreichen“, sagt Kurz, deren bestes DMErgebnis Rang fünf ist. Benz, einer ihrer Trainer, traut es ihr zu: „Ronya hat im Vorjahr einen enormen Leistungssprung gemacht.“
Der größte Erfolg von Elias Müller vom TV St. Wendel war die Bundeskader-Nominierung 2022. Bei den Titelkämpfen in Heusweiler gibt es an dem 19-Jährigen aus Alsfassen in der U 21 wie auch in der Leistungsklasse kein Vorbeikommen. Müller, der mit sieben Jahren mit Karate anfing, sichert sich seine x-ten Landestitel. So ganz genau weiß er das selbst nicht mehr. „Die ganz großen Ziele verfolge ich nicht mehr, aber eine DM ist immer noch reizvoll“, blickt er voraus. „Ich bin dort leider noch nie über das Halbfinale hinausgekommen, werde es aber wieder versuchen. Ich fühle mich fit.“
Den DM-Titel peilt Gabriel Bruno an. Der 16-jährige Ensdorfer wurde 2021 DM-Dritter im Kumite in der U 16 bis 52 Kilogramm. Im Vorjahr scheiterte er im Viertelfinale. In Heusweiler ist er das Maß der Dinge, sichert sich vor Clubkollege Jeremias Ehmke vom Shotokan Saarwellingen mit drei Siegen den U 18-Titel. Gegen Ehmke siegt er im entscheidenden Duell mit 7:0, nur gegen den drittplatzierten Yehor Ponomarenko vom TV Altenwald-Schnappach hatte Bruno beim 3:3 und dem knappen Sieg dank Senshu (erste Wertung) etwas Mühe. „Da habe ich einen Moment nicht aufgepasst, daher wurde es eng“, so Bruno. Für die nächsten Großereignisse werden die Sinne dagegen bestens geschärft sein.
Ende Februar geht es zur so genannten „Youth League“( Jugendliga) nach Dubai. Im Herbst hofft Bruno auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft, die in Venedig und damit im Land seiner Eltern stattfindet: „Das ist für mich als halber Italiener natürlich ein Ansporn.“Vorher soll es mit der Bundeskader-Nominierung was werden.