Ruhige Arme und viele Volltreffer
Bei den Saarlandmeisterschaften im Bogenschießen visierten knapp 200 Sportler in Völklingen die Zielscheiben an.
Es herrscht nahezu vollkommene Stille, nur ein leises Surren der Lüftungsanlage ist im Hintergrund zu hören. Wie an einer Perlenkette haben sich knapp 80 Bogenschützen nebeneinander in der Hermann-Neuberger-Halle in Völklingen aufgereiht. Sie sprechen nicht miteinander. Ihr Fokus gilt allein ihrem Sportgerät und den auf der gegenüberliegenden Hallenseite aufgestellten Zielen. Bis einer die Stille durchbricht und den ersten Schuss abfeuert. Dann geht es Schlag auf Schlag. Nach und nach treffen die Pfeile mit einem dumpfen Ploppen auf der 18 Meter entfernten Zielscheibe auf, bis jeder seinen Schuss abgefeuert hat.
Knapp 200 Athleten von den Jugend- bis zu den Master-Altersklassen – das sind die über 50-Jährigen – nahmen an den Saarlandmeisterschaften im Bogenschießen teil. Die Wettbewerbe fanden in den Disziplinen Compound-, Recurve- und Blankbogen statt. Der CompoundBogen beschreibt ein Sportgerät, bei dem unter anderem Umlenkrollen für eine Reduktion der nötigen Zugkräfte sorgen. Bei einem RecurveBogen, dem olympischen Bogen, gibt es diese nicht. Anders als beim Blankbogen wird bei ihm jedoch mit
technischen Hilfsmitteln wie einem Visier geschossen.
Eine der Recurve-Schützinnen, die in Völklingen am Start waren, ist Kathrin Jakobs. „Auf dem Weg von der Berufsschule bin ich an einem
Platz vorbeigefahren, auf dem gerade Bogenschützen am Trainieren waren“, erzählt die Sportlerin von den Burgschützen Büschfeld von ihrem ersten Kontakt mit dem Präzisionssport. Das war vor 14 Jahren. Über
einen Arbeitskollegen landete sie dann im Vereinstraining. Das wollte sie sich eigentlich zunächst nur mal anschauen, bekam dann aber gleich einen Bogen in die Hand gedrückt. „Und es war tatsächlich Liebe auf den ersten Blick. Seit dem Tag schieße ich“, berichtet Jakobs. Eigentlich im Feldbogenschießen beheimatet, landete sie bei der Hallenmeisterschaft mit 482 von 600 möglichen Punkten auf dem Bronze-Rang. „Am Anfang hatte ich ein bisschen Probleme mit meiner Technik. Die Druckverteilung auf den Bogen hat nicht gestimmt. Aber die Wettkämpfe in der Halle sind sehr gut, um im Winter an der Technik zu arbeiten“, sagt sie.
Der Sport verlangt den Aktiven mental und körperlich einiges ab. Das weiß auch Kathrin Kölsch. „Alleine der Bogen hat ein Gewicht von bis zu zweieinhalb Kilogramm – und die hält man am ausgestreckten Arm von sich weg. Dann hat man noch ein Zuggewicht bei jedem Schuss, was bei mir rund 15 Kilogramm sind. Das fängt beim Einschießen an, und es kommen 60 Wertungsschüsse dazu. Man kann sich vorstellen, welche Kraft man da den ganzen Tag über aufbringen muss“, sagt die Sportlerin des SV „Mach mit“Bexbach. Sie hielt dieser komplexen Belastung am besten stand und gewann am
Ende mit 501 Punkten vor Nicole Buri vom Schützenverein St. Arnual mit 495 Punkten und Kathrin Jakobs, die 482 Punkte erzielte.
Ole Harth vom Ausrichterverein, den Sportschützen Völklingen, bestätigt den Kraftaufwand, der beim Bogenschießen nötig ist: „Wir haben einen sogenannten ‚Klicker` am Bogen, also eine Auszugskontrolle. Wenn wir den Pfeil da durchziehen, klickt der Klicker, und erst dann lösen wir“, erklärt Harth: „Wenn man länger braucht, beginnt der Arm vielleicht zu wackeln. Man löst eventuell nicht mehr so sauber und verreißt den Pfeil ein bisschen.“Seinen eigenen Wettkampf bewertet er als „durchwachsen“: „Es waren sehr gute Phasen dabei, aber auch solche, die den Schnitt runterziehen.“
Mit 527 Punkten landete Harth in der Herren-Konkurrenz mit dem Recurve-Bogen auf Platz acht. Mit 541 Punkten gewann Jean Luc Ludt vom SV „Mach mit“Bexbach vor Dennis Leister vom BSC Wustweiler mit 536 und Andreas Schneider vom SV Reimsbach mit 535 Punkten.
„Wenn man länger braucht, beginnt der Arm vielleicht zu wackeln. Man löst eventuell nicht mehr so sauber und verreißt den Pfeil ein bisschen.“Ole Harth Sportschützen Völklingen