Saarbruecker Zeitung

„Stolperste­ine“soll es auch in Heusweiler geben

Die aus parteiüber­greifender Zusammenar­beit frisch gegründete „ Arbeitsgru­ppe Erinnerung­skultur“will an jüdisches Leben in der Gemeinde erinnern.

- VON MONIKA JUNGFLEISC­H

Die Erinnerung an die Zeit des Nationalso­zialismus mit all ihren Schrecken und Opfern ins Bewusstsei­n rücken, das möchte die neu gegründete „Arbeitsgru­ppe Erinnerung­skultur Heusweiler“. Fraktionsü­bergreifen­d haben sich hierfür Vertreter aus Bündnis 90/ Die Grünen, CDU, SPD und FDP aus dem Heusweiler Gemeindera­t zusammenge­schlossen.

Ihr Ziel ist es, Stolperste­ine für die Opfer des Nationalso­zialismus auch in Heusweiler zu verlegen und damit an die Menschen zu erinnern, die aufgrund ihrer Religion, ihrer politische­n Überzeugun­gen, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Neigung oder wegen körperlich­er und geistiger Beeinträch­tigungen von den Nationalso­zialisten aus der Gesellscha­ft ausgegrenz­t, verfolgt, deportiert und letztlich ermordet wurden.

Nachdem sich die Gruppe mehrfach getroffen hat, besuchte sie kürzlich die Synagoge in Saarbrücke­n. Kantor Benjamin Chait und die Vorsitzend­e der Synagogeng­emeinde Saar, Ricarda Kunger, führten die rund 20-köpfige Gruppe durch das jüdische Gebetshaus am Beethoven Platz.

Im Dialog mit Kantor Benjamin Chait erfuhren die Mitglieder der Arbeitsgru­ppe, dass die Saarbrücke­r Synagoge die erste war, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschlan­d wieder aufgebaut wurde. Und dass sie schon damals mit 250 Sitzplätze­n ausgestatt­et wurde, obwohl die junge Gemeinde gerade mal 30 Mitglieder zählte.

„Wir hoffen, dass wir mit unseren Recherchen über die Opfer des Nationalso­zialismus aus Heusweiler noch vieles in Erfahrung bringen“, erklärt Hans-Gerd Lafontaine im Namen der Arbeitsgru­ppe. „Vielleicht melden sich noch Zeitzeugen und wir können die Schicksale der einst in Heusweiler ansässigen jüdischen Bürgerinne­n und Bürger nachzeichn­en.“

Die Motivation für ihr parteiüber­greifendes Engagement ziehen die Mitglieder der Arbeitsgru­ppe „Erinnerung­skultur Heusweiler“aus den jüngsten politische­n Entwicklun­gen in Deutschlan­d.

„Dass Antisemiti­smus, Rassismus und Ausgrenzun­g andersgläu­biger und andersdenk­ender Mitmensche­n wieder einen so großen Nährboden finden und

Produktion dieser Seite: Frank Kohler

Markus Renz sich Hass und Missgunst sogar in Parlamente­n niederschl­agen kann, bereitet uns große Sorge. Dagegen möchten wir mit Aufklärung und dem Werben für Toleranz und Mitmenschl­ichkeit ein deutliches Zeichen setzen“, so eine Erklärung der

Mitglieder der Arbeitsgru­ppe.

Kontakt: Wer noch Erinnerung­en an in Heusweiler lebende jüdische Mitbürgeri­nnen oder Mitbürger hat, melde sich bei Hans Gerd Lafontaine unter florisbint­i@googlemail.com

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FOTO: MONIKA JUNGFLEISC­H Vor der Synagoge am Beethovenp­latz in Saarbrücke­n trafen sich die Mitglieder der Arbeitsgru­ppe Erinnerung­skultur Heusweiler zur Besichtigu­ng des jüdischen Gebetshaus­es.
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FOTO: MONIKA JUNGFLEISC­H Der Kantor der Synagogeng­emeinde Saar, Benjamin Chait, führte die Heusweiler Gruppe durch die Saarbrücke­r Synagoge und zeigte ihnen auch die Sammlung der Tora-Rollen.

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