Mit 52 000 PS gegen die Huthi-Rebellen
Die Fregatte „Hessen“ist auf dem Weg ins Rote Meer, wo sie Teil der geplanten EU-Mission gegen die Huthi-Rebellen ist. Ein Bundestagsmandat fehlt noch.
Jan Christian Kaack war noch am Dienstag bei seinen Leuten – an Bord der deutschen Fregatte „Hessen“. Kaack, Inspekteur der Marine, weiß, was auf die Frauen und Männer der „Hessen“in den nächsten Wochen und Monaten zukommen wird: „der gefährlichste Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit Jahrzehnten“. Am Donnerstagvormittag hieß es in Wilhelmshaven: Leinen los. Die „Hessen“, die zuletzt Flaggschiff der Speerspitze der Nato war und dabei zehn Schiffe führte, ist vom deutschen Marinestützpunkt Wilhelmshaven unterwegs ins Rote Meer. Dort soll sie als Teil der geplanten, aber noch nicht beschlossenen EU-Mission „Aspides“die Handelsschifffahrt auf dieser zweitwichtigsten Wasserstraße der Welt gegen Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen schützen. Die Miliz reagiert mit Angriffen auf Handelsschiffe im Roten Meer auf die israelischen Angriffe im Gazastreifen.
Marineinspekteur Kaack lässt keinen Zweifel an der Wichtigkeit der Mission. Freie See- und Handelswege seien die Grundlage für die deutsche Wirtschaft wie auch für die Sicherheit des Landes. 90 Prozent des Welthandels würden über den Seeweg abgewickelt. Etwa ein Drittel der weltweiten Schiffsbewegungen hat einen Ziel- oder Ausgangshafen in der Europäischen Union.
Auslandseinsätze der Bundeswehr stehen unter dem Parlamentsvorbehalt. Der Bundestag muss zustimmen, wenn er als Auftraggeber die Truppe in einen Einsatz schickt. Derzeit steht ein solches Mandat noch aus. Ein Bundestags-Votum für ein solches Mandat wird für Ende Februar erwartet. Bis dahin soll auch die Fregatte „Hessen“im Roten Meer und einsatzbereit sein. Die Marine will die Fregatte bereits im Seegebiet haben, wenn der Bundestagsbeschluss vorliegt. Auch ein Beschluss der Europäischen Union für diese EU-Mission steht noch aus. Für die Dauer des Mandates ist zunächst ein Jahr angepeilt. Der schwimmende EU-Verband hat ausschließlich den Auftrag, die Handelsschifffahrt zu schützen. Ziele an Land gehören nicht zum Mandat.
Rund 250 Soldatinnen und Soldaten sind an Bord der Fregatte, laut
Marineinspekteur Kaack eine topausgebildete und besonders durchhaltefähige Einheit. Zum deutschen Beitrag dieser EU-Mission gehören Stabsoffiziere, die diesen Einsatz lenken, Konvoi-Spezialisten zur Planung von Konvois, Marineinfanteristen an Bord der Handelsschiffe zu deren Schutz und zum Schutz der deutschen Fregatte im Hafen sowie Flugabwehrspezialisten. Marineinfanteristen sollen zudem Angriffe von Huthi-Rebellen in Schnellbooten abwehren, ebenso Attacken sogenannter Kamikazeboote. Laut Kaack ist die „Hessen“das bestmögliche Schiff für diese Mission: „Es gibt keine Einheit in der deutschen Marine, die besser vorbereitet, besser ausgebildet und besser ausgestattet ist.“Im sogenannten „Kriegsmarsch“arbeitet die Besatzung rund um die Uhr, Schichtwechsel alle sechs Stunden.
Die Fregatte „Hessen“hat für ihre Teilnahme an der geplanten EU-Mission im Roten Meer „Dinge an Bord, die sie sonst nicht an Bord hat“, sagt der Marineinspekteur. Übungsmunition sei von Bord gebracht und durch scharfe Gefechtsmunition ersetzt worden. Die Fregatte kann unter anderem anfliegende (feindliche) Drohnen abwehren und mit ihrem hochempfindlichen Radar über eine Entfernung von mehr als 400 Kilometern das Seegebiet aufklären. Es kann 1000 Ziele gleichzeitig erfassen. An Bord der „Hessen“sind auch zwei Hubschrauber, dazu Leichtgewichtstorpedos und Flugabwehrraketen mit einer Reichweite von zehn bis 160 Kilometer. Die Fregatte ist 143Meter lang, 17Meter breit, hat einen Tiefgang von sechs Metern und wird von zwei Dieselmotoren und einer Gasturbine angetrieben, die insgesamt 52 100 PS Leistung bringen.