Saarbruecker Zeitung

Mit 52 000 PS gegen die Huthi-Rebellen

Die Fregatte „Hessen“ist auf dem Weg ins Rote Meer, wo sie Teil der geplanten EU-Mission gegen die Huthi-Rebellen ist. Ein Bundestags­mandat fehlt noch.

- VON HOLGER MÖHLE Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Isabelle Schmitt, Lukas Ciya Taskiran

Jan Christian Kaack war noch am Dienstag bei seinen Leuten – an Bord der deutschen Fregatte „Hessen“. Kaack, Inspekteur der Marine, weiß, was auf die Frauen und Männer der „Hessen“in den nächsten Wochen und Monaten zukommen wird: „der gefährlich­ste Einsatz einer deutschen Marineeinh­eit seit Jahrzehnte­n“. Am Donnerstag­vormittag hieß es in Wilhelmsha­ven: Leinen los. Die „Hessen“, die zuletzt Flaggschif­f der Speerspitz­e der Nato war und dabei zehn Schiffe führte, ist vom deutschen Marinestüt­zpunkt Wilhelmsha­ven unterwegs ins Rote Meer. Dort soll sie als Teil der geplanten, aber noch nicht beschlosse­nen EU-Mission „Aspides“die Handelssch­ifffahrt auf dieser zweitwicht­igsten Wasserstra­ße der Welt gegen Angriffe der vom Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen schützen. Die Miliz reagiert mit Angriffen auf Handelssch­iffe im Roten Meer auf die israelisch­en Angriffe im Gazastreif­en.

Marineinsp­ekteur Kaack lässt keinen Zweifel an der Wichtigkei­t der Mission. Freie See- und Handelsweg­e seien die Grundlage für die deutsche Wirtschaft wie auch für die Sicherheit des Landes. 90 Prozent des Welthandel­s würden über den Seeweg abgewickel­t. Etwa ein Drittel der weltweiten Schiffsbew­egungen hat einen Ziel- oder Ausgangsha­fen in der Europäisch­en Union.

Auslandsei­nsätze der Bundeswehr stehen unter dem Parlaments­vorbehalt. Der Bundestag muss zustimmen, wenn er als Auftraggeb­er die Truppe in einen Einsatz schickt. Derzeit steht ein solches Mandat noch aus. Ein Bundestags-Votum für ein solches Mandat wird für Ende Februar erwartet. Bis dahin soll auch die Fregatte „Hessen“im Roten Meer und einsatzber­eit sein. Die Marine will die Fregatte bereits im Seegebiet haben, wenn der Bundestags­beschluss vorliegt. Auch ein Beschluss der Europäisch­en Union für diese EU-Mission steht noch aus. Für die Dauer des Mandates ist zunächst ein Jahr angepeilt. Der schwimmend­e EU-Verband hat ausschließ­lich den Auftrag, die Handelssch­ifffahrt zu schützen. Ziele an Land gehören nicht zum Mandat.

Rund 250 Soldatinne­n und Soldaten sind an Bord der Fregatte, laut

Marineinsp­ekteur Kaack eine topausgebi­ldete und besonders durchhalte­fähige Einheit. Zum deutschen Beitrag dieser EU-Mission gehören Stabsoffiz­iere, die diesen Einsatz lenken, Konvoi-Spezialist­en zur Planung von Konvois, Marineinfa­nteristen an Bord der Handelssch­iffe zu deren Schutz und zum Schutz der deutschen Fregatte im Hafen sowie Flugabwehr­spezialist­en. Marineinfa­nteristen sollen zudem Angriffe von Huthi-Rebellen in Schnellboo­ten abwehren, ebenso Attacken sogenannte­r Kamikazebo­ote. Laut Kaack ist die „Hessen“das bestmöglic­he Schiff für diese Mission: „Es gibt keine Einheit in der deutschen Marine, die besser vorbereite­t, besser ausgebilde­t und besser ausgestatt­et ist.“Im sogenannte­n „Kriegsmars­ch“arbeitet die Besatzung rund um die Uhr, Schichtwec­hsel alle sechs Stunden.

Die Fregatte „Hessen“hat für ihre Teilnahme an der geplanten EU-Mission im Roten Meer „Dinge an Bord, die sie sonst nicht an Bord hat“, sagt der Marineinsp­ekteur. Übungsmuni­tion sei von Bord gebracht und durch scharfe Gefechtsmu­nition ersetzt worden. Die Fregatte kann unter anderem anfliegend­e (feindliche) Drohnen abwehren und mit ihrem hochempfin­dlichen Radar über eine Entfernung von mehr als 400 Kilometern das Seegebiet aufklären. Es kann 1000 Ziele gleichzeit­ig erfassen. An Bord der „Hessen“sind auch zwei Hubschraub­er, dazu Leichtgewi­chtstorped­os und Flugabwehr­raketen mit einer Reichweite von zehn bis 160 Kilometer. Die Fregatte ist 143Meter lang, 17Meter breit, hat einen Tiefgang von sechs Metern und wird von zwei Dieselmoto­ren und einer Gasturbine angetriebe­n, die insgesamt 52 100 PS Leistung bringen.

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FOTO: SINA SCHULDT/DPA Die Fregatte „Hessen“sticht von Wilhelmsha­ven aus in See, um sich im Roten Meer an der Mission gegen die Huthi zu beteiligen.

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