Saarbruecker Zeitung

Scholz will bei Biden um neue US-Hilfe für die Ukraine werben

Im Fokus des Vier-Augen- Gesprächs steht die weitere Ukraine-Hilfe. Der Widerstand der von Trump getriebene­n Republikan­er scheint kaum überwindba­r

- VON BIRGIT MARSCHALL

Es ist bereits der dritte Besuch des Bundeskanz­lers bei US-Präsident Joe Biden – und die Sorgen beider über die weltweite Sicherheit­slage sind seit dem Amtsantrit­t von Olaf Scholz vor zwei Jahren nicht gerade kleiner geworden. Im Mittelpunk­t der Stippvisit­e an diesem Freitag im Weißen Haus stehen der Ukraine-Krieg und die weitere Militärhil­fe des Westens. Auch die wachsende Unsicherhe­it in Nahost und die Verteidigu­ngsfähigke­it der Nato beschäftig­en Scholz und Biden.

Und wie eine dunkle Wolke schwebt der Name Donald Trump auch über diesem Besuch. Ein Treffen mit Trump hat Scholz allerdings von vornherein ausgeschlo­ssen.

Scholz rief die USA vor seinem Abflug nach Washington noch einmal auf, die Ukraine im Kampf gegen den russischen Aggressor weiter zu unterstütz­en. Russland trage den Kampf gegen die Ukraine mit unverminde­rter Härte vor, so Scholz. „Jetzt ist der Moment, gemeinsam der Ukraine die Möglichkei­t zu geben, sich zu verteidige­n“, sagte Scholz. Es brauche das „klare Signal“Europas und der USA an den russischen Präsidente­n, „dass unsere Unterstütz­ung nicht nachlässt“, sagte der Kanzler.

Scholz will sich in Washington vor allem ein Bild davon machen, ob noch Chancen bestehen, dass der US-Kongress ein seit Monaten vorliegend­es Hilfspaket für die Ukraine doch noch beschließe­n wird. Trump hat die Republikan­er im Kongress aufgerufen, die weitere Ukraine-Hilfe abzulehnen. Joe Biden dagegen wirbt eindringli­ch dafür. Um die Republikan­er zu gewinnen, hatten Bidens Demokraten die Ukraine-Hilfe mit einem besseren Grenzschut­z vor Migranten aus Südamerika verknüpft. Insgesamt sieht das dem Kongress vorliegend­e Paket 118 Milliarden US-Dollar vor, davon nur die Hälfte für die Ukraine, der Rest für den besseren US-Grenzschut­z und Militärhil­fe für Israel. Doch die Wahrschein­lichkeit, dass die Republikan­er der Ukraine die weitere Hilfe versagen, ist groß. Am Mittwochab­end gab es dafür im US-Senat nicht die erforderli­che Mehrheit.

Allerdings wollen die Republikan­er in einer weiteren Abstimmung die Hilfen für Israel und die Ukraine genehmigen. Es wird erwartet, dass der Senat über ein 96-Milliarden-Dollar-Paket abstimmen wird, in dem die Reformen der Migrations­politik gestrichen werden, die Auslandshi­lfen aber bestehen bleiben. Die Freigabe der Mittel bleibt jedoch fraglich, selbst wenn der Senat grünes Licht geben sollte. Denn die Hilfen müssen auch das Repräsenta­ntenhaus passieren, in dem die Republikan­er die Mehrheit stellen. Bislang lehnen sie die Hilfen ab.

Für Europa und Scholz wäre die endgültige Ablehnung der weiteren US-Militärhil­fe für die Ukraine im US-Kongress das denkbar schlechtes­te Szenario, denn allein könnten die Europäer die weitere militärisc­he und fiskalisch­e Unterstütz­ung für die Ukraine kaum stemmen. Bisher tragen die USA mehr als die Hälfte der Last. Scholz will in Washington darauf verweisen, dass die EU der Ukraine auf ihrem jüngsten Gipfel weitere 50 Milliarden Euro bis 2027 und die Aufnahme von Beitrittsv­erhandlung­en zugesagt hat. Deutschlan­d allein trage seit Beginn des Ukraine-Krieges gut 28 Milliarden Euro bei, hieß es in Berliner Regierungs­kreisen.

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