Saarbruecker Zeitung

Der Supreme Court ist skeptisch bei Trump-Ausschluss von Vorwahl

- VON THOMAS SPANG

Selten gut gelaunt meldete sich Donald Trump nach Ende der Anhörungen vor dem Supreme Court aus seiner Strandvill­a von Mara-Lago zu Wort. „Das war in vielerlei Hinsicht schön zu verfolgen“, frohlockte der Ex-Präsident, der gegen seinen Ausschluss von den Wahlen in Colorado durch das oberste Gericht dort geklagt hatte.

Zuschauer im Gerichtssa­al erlebten eine Erörterung komplizier­ter Verfassung­sfragen rund um den 14. Verfassung­szusatz. Dieser schließt in Absatz 3 die Teilnahme von Teilnehmer­n eines Aufruhrs von künftigen Wahlen aus. Colorado hatte unter Berufung auf den nach dem amerikanis­chen Bürgerkrie­g in die Verfassung aufgenomme­nen Artikel Trump von seinen Wahlzettel­n verbannt. In mehr als einem

Dutzend Bundesstaa­ten ist Ähnliches in Vorbereitu­ng oder haben Gerichte Anfechtung­en bis zu einer Entscheidu­ng des Supreme Court auf Eis gelegt. Eine Entscheidu­ng wird zeitnah erwartet, um Chaos bei den Vorwahlen am Super-Dienstag (5. März) zu vermeiden. Trump hat nach Ansicht von Experten guten Grund, optimistis­ch zu sein. „Die Richter scheinen entschloss­en zu sein, Trump eine Kandidatur zu erlauben“, fasst der Staatsrech­tler der Notre Dame Universitä­t Derek Muller den Konsens der Beobachter zusammen. Sie seien „besorgt, dass ein einzelner Staat die gesamten Präsidents­chaftswahl­en beeinfluss­t“. Muller zeigte sich, wie andere Experten, überrascht, wie geschlosse­n die sonst oft gespaltene­n Richter auftraten. Dem Vertreter Colorados, Jason Murray, fiel es erkennbar schwer, Argumente zu finden, die Skepsis der Richter zu überwinden. „Es gibt einen Grund, warum Absatz drei über 150 Jahre unangerühr­t blieb“, erklärte Murray. Die USA hätten seit der Zeit nach dem Bürgerkrie­g so etwas wie den 6. Januar 2021 nicht erlebt. „Aufruhr gegen die Verfassung ist etwas Außerorden­tliches.“

Die liberale schwarze Richterin Ketanji Brown Jackson argumentie­rte historisch: Der Zusatzarti­kel habe Rebellen in den Südstaaten daran hindern sollen, zurück in den Kongress zu gelangen. Deshalb sei das Amt des Präsidente­n nicht ausdrückli­ch erwähnt. Die liberale Richterin Elena Kagan brachte das Denken des Supreme Court auf den Punkt. Donald Trump vom Wahlzettel zu streichen, sei etwas anderes als bloß festzustel­len, dass jemand zu jung für das Amt ist oder nicht in dem Staat lebt: „Es ist komplizier­ter, umstritten­er und, wenn sie so wollen, politische­r.“

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