Ein Festival der Fehlentscheidungen
Die Trauergeschichte des verschlammten Rasens im Saarbrücker Ludwigspark ist ein Lehrstück über Fehlentscheidungen – und wie eine Politik der Anbiederung vor den Augen einer ganzen Fußballrepublik scheitern kann.
Zunächst ist der Rasen eine Geschichte über viele Entscheidungen. Welche Firma, wie teuer, keine Rohrdrainage? Die haben meist Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) und der Stadtrat treffen müssen. Dass es (Fehl-)Entscheidungen waren, wissen wir jetzt, alle haben ihren Kontext, alle haben ihre rechtlichen Schranken. Gemeinsam ist ihnen aber auch: Sie scheinen alle unter Druck gefällt.
Unter dem Druck der Öffentlichkeit, das Stadion nach fünf Jahren fertig zu bauen. Dem Druck, den sich Conradt selbst machte, in dem er das Projekt „zur Chefsache“erklärte – obwohl viele Chefs zuvor daran gescheitert waren. Conradt ist es auch, der den Fans den Einzug zum ersten Spieltag der Saison 2020/21 versprach.
Sein Stadionbauchef Welker hatte den Druck, die Versprechen des Oberbürgermeisters einzuhalten. Oder hat er die Versprechen des OB erst ausgelöst? Fest steht: Weder Conradt, noch die Firmen, noch Welker wollten einen schlechten Rasen verlegen. Sie haben es dennoch eindrücklich geschafft. Weil sie sich selbst unter Druck gesetzt haben, weil sie sich unter Druck setzen ließen. Dass sie das in Zukunft nicht mehr tun sollten, dass sie Entscheidungen nach Vernunft und nicht nach Gefallenwollen fällen sollten, egal, wie hoch der Druck ist, scheint klar. Das können sie jetzt schon beweisen, wenn es um die weiteren Entscheidungen zum Stadion gehen wird. Schwere Entscheidungen. Denn so groß wie jetzt war der Druck noch nie.