Mutmaßliches Opfer sagt im Prozess gegen Chefarzt aus
ek) Im Prozess wegen sexueller Belästigung gegen Professor Bernhard Schick, den HNO-Chefarzt der Uniklinik (UKS) in Homburg, hat am Donnerstag vorm Amtsgericht St. Ingbert eines der mutmaßlichen Opfer ausgesagt. Die heutige 38-Jährige Andrea S. (richtiger Name der Redaktion bekannt) war ab Ende 2015 Assistenzärztin an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik.
Schick, der zum Zeitpunkt der vorgeworfenen Geschehnisse ihr Chef und als ärztlicher Direktor auch UKSVorstandschef war, soll 2017 außer ihr noch eine andere Ärztin – und diese in zwei Fällen – belästigt haben. Zum Prozessauftakt hatte er das von sich gewiesen. Wesentliche Argumente: Anhand der umfangreichen KlinikDokumentation sei nachweisbar, dass er in den vermuteten Tatzeitpunkten beziehungsweise –räumen nicht in der Nähe der Opfer war. Auch würden in einem OP-Saal viele der stets anwesenden Personen sexuelle Übergriffe zwangsläufig mitbekommen. Dem widersprach S.: Wenn ein Arzt selbst nicht in die OPs eingegriffen habe, sei seine Anwesenheit nicht zwangsläufig dokumentiert.
Und Schick sei ab 2017 immer öfter bei Operationen anwesend gewesen, in die er nicht eingegriffen habe. Der S. betreffende Vorfall soll im Herbst 2017 stattgefunden haben, bei einer Polypen-OP. Eine solche habe es nur im Oktober gegeben – da war Schick nach eigenen Angaben auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt. Vor Gericht sprach S. nun von September oder Oktober als Tatzeitpunkt – kurz nachdem ein Kollege das UKS Mitte September verlassen habe.
Sie habe bei der OP plötzlich eine Präsenz und Atem über ihrer rechten Schulter gespürt. Dann habe Schick ihr erklärt, mit welchem Druck sie eine Bewegung bei der OP besser durchführe und ihr diese etwa dreioder viermal auf ihrer rechten Brust demonstriert. „Ich war teils wütend, habe mich geschämt, weil ich nicht geschlagen oder ihn angeschrien habe“, so S. Schick habe sie angefasst, „um seine Macht zu zeigen“.
Sofort habe sie „extreme Angst vor Repressalien“gehabt. Und sich gefragt, wie ihre Ausbildung weitergehe, wenn sie sich offenbare. Sie habe weniger OP-Einsätze befürchtet, faktisch das Ende ihrer Ausbildung. Nachdem sie erfahren habe, dass auch andere Ärztinnen von solchen Vorfällen berichteten, habe sie sich im November 2017 mit noch drei anderen, betroffenen Assistenzärztinnen besprochen und die Anti-Diskriminierungsstelle des Bundes eingeschaltet. Die Kolleginnen aus ihrem Tatvorwurf bestätigten ihre Schilderungen später nicht. S. erklärte sich das auch aus Angst vor Strafen – denn die Befragten arbeiteten noch am UKS.