Es muss nicht unbedingt ein Studium sein
Welcher Job ist der richtige nach der Schule? Bei der Berufsmesse in der Friedrich-List-Schule bekamen fast 780 Schülerinnen und Schüler Antworten auf diese drängende Frage. Von über 40 Betrieben, Kammern und Verbänden.
Ein Hauch von Kino erfüllt den Raum, als beim Saarbrücker Beratungs- und Software-Haus Orbis die Popcorn-Maschine angewärmt wurde und kurze Zeit später die Maisflocken ihren süß-warmen Duft verbreiteten. Wenige Minuten später füllt sich das Klassenzimmer an der Friedrich-List-Schule in Saarbrücken.
Die jungen Leute aus umliegenden Gemeinschaftsschulen, Berufsbildungszentren und Gymnasien wollen nicht nur eine Portion Popcorn abgreifen; sie interessieren sich in erster Linie für die Ausbildungsgänge, die Orbis zu bieten hat – wie Büromanagement, Marketing-Kommunikation und Systemintegration.
Das Kaufmännische Berufsbildungs-Zentrum im Herzen der Landeshauptstadt, benannt nach Friedrich List, dem Wegbereiter des freien Warenverkehrs, hatte zu seinem „2. Tag der Ausbildung“eingeladen. Motto: „Noch einmal Ärmel hoch und los“. Das Team um Schulleiterin Andrea Alt-Bohr hatte die Chefs von insgesamt zehn Schulen aus dem Regionalverband Saarbrücken
angeschrieben und sie dazu eingeladen, mit ihren Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen neun (14 Jahre), zehn und elf vorbeizukommen, damit sie sich ein Bild vom Spektrum der kaufmännischen Berufe machen konnten.
Knapp 780 Schüler waren angemeldet. Sie konnten sich von 9 bis 13 Uhr – auf zwei Zeitfenster verteilt – mit den Ausbildungsangeboten der 43 Aussteller vertraut machen. Die 36 Betriebe, die fünf Kammern und Verbände sowie die zwei Weiterbildungsträger präsentierten sich über drei Geschosse in den Klassenräumen.
65 Lehrer bringen an der Friedrich-List-Schule rund 1700 Schülern das theoretische Rüstzeug für zwölf kaufmännisch orientierte Berufe bei. Vom Bank- oder Immobilienkaufmann über Rechts- und Notarfachangestellte bis hin zur Drogistin reicht das Spektrum.
„Es ist uns ein Anliegen, den jungen
Leuten der weiterführenden Schulen zu zeigen, welche Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sie nach der Mittleren Reife oder dem Abitur haben“, sagt Alt-Bohr. „Ein Studium ist auch mit der Hochschulreife in der Tasche nicht die einzige Alternative für ein erfülltes Berufsleben.“Für Menschen ohne Abitur könne ein Ausbildungsabschluss eine geeignete Startrampe für ein späteres Studium an einer Fachhochschule oder Universität sein.
„Die Talente und das Potenzial der jungen Leute frühzeitig zu erkennen und ihnen einen Weg in das Berufsleben aufzuzeigen, wird auch für die weiterführenden Schulen immer wichtiger“, sagte Pia Götten, Leiterin der Gemeinschaftsschule Bruchwiese.
Sie nahm in der Lehrer-Lounge an einem Treffen mit den Chefs von benachbarten Schulen teil, die ihre Schützlinge zum Tag der Ausbildung geschickt hatten – wie auch Christian Heib (Ludwigsgymnasium) und Carsten Hebenthal (Günter-WöheSchulen).
Die Mädchen und Jungen kamen zum Teil mit sehr konkreten Vorstellungen. „Einige hatten bereits Bewerbungsmappen dabei“, erzählte Robert Nawias von der Saarbrücker Agentur Ting, die auf die Gestaltung von Webseiten und die professionelle Betreuung von Social-Media-Kanälen spezialisiert ist. Andere „wollten einfach mal schauen“wie Chiara Kefer aus Saarbrücken. Die 17-Jährige sieht sich nach dem Abitur eher an der Universität als in einer Firma. Dennoch – „ein Plan B schadet nicht.“Ihre Freundin Julianne Mele möchte mit dem Fachabitur in der Tasche „Bankkauffrau werden“. Am Stand der Sparkasse Saarbrücken zeigte Matthias Siegwardt, was die Azubis verdienen – nämlich 1146 Euro im ersten und 1270 Euro im dritten Lehrjahr.
Auch das Duale Studium war ein Thema. Die jungen Leute arbeiten in einem Unternehmen und können gleichzeitig die Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) besuchen oder die Akademie der Saarwirtschaft (ASW) in Neunkirchen. Das Ganze endet mit einem Bachelor-Abschluss mit Option auf den Master. Dafür könnte sich Cemilcah Öz (20) begeistern – „zumal man dann auch schon Geld verdient“.
„Ein Studium ist auch mit der Hochschulreife in der Tasche nicht die einzige Alternative für ein erfülltes Berufsleben.“Andrea Alt-Bohr Schulleiterin der Friedrich-List-Schule