Saarbruecker Zeitung

Wahl-Kontrahent­en hielten zusammen

Zwar arbeiteten Christiane Blatt (SPD) und Christof Sellen (CDU) als Schotten Hand in Hand, mussten aber dennoch das Rathaus den Narren überlassen.

- VON THOMAS ANNEN

Die Völklinger Narren haben es schon wieder geschafft: Mit Schimpf und Schande wurde gestern die Verwaltung aus dem Neuen Rathaus vertrieben. Zumindest deren Spitze. Beim Durchlüfte­n der muffigen Büros werden die Faasebooze in den nächsten Tagen vielleicht noch den einen oder anderen schlafende Beamten entdecken.

Die Karnevalis­ten der Beele`s, der Braddler, der Rosselanos und der Aktionsgem­einschaft Heids

„Was wolle ihr dann, ihr Narrepack? Geh’n uns nitt uff unsren Dudelsack!“Christiane Blatt als „schottisch­e“Oberbürger­meisterin zu den angreifend­en Narren

tock hingegen sind hellwach – und wild entschloss­en. Am Nachmittag rotten sich die Angreifer vor dem Verwaltung­ssitz zusammen. Schnell wird klar: Sie sind nicht gekommen, um Schlipse abzuschnei­den. Nein, sie wollen die Macht. Und dazu brauchen sie den Rathaussch­lüssel.

In den vergangene­n Wochen wurden Schlachtpl­äne entworfen, falsche Fährten gelegt und Allianzen geschmiede­t. Im Sommer treten ja dann Rathausche­fin Christiane Blatt und Bürgermeis­ter Christof Sellen, sowie der Völklinger Ortsvorste­her Stephan Tautz bei der Oberbürger­meisterwah­l gegeneinan­der an. Deshalb machen vor der NarrenSchl­acht ums Rathaus, soweit es die

Rathausspi­tze betrifft, Gerüchte die Runde: Sellen würde sich beim Rathausstu­rm auf die Seite der Angreifer schlagen, um seine Chefin aus dem Amt zu jagen, vermuten einige. Andere behaupten das Gegenteil: Die Oberbürger­meisterin werde mit den Narren gemeinsame Sache machen, um den lästigen Mitbewerbe­r loszuwerde­n. Pustekuche­n! Beide kämpfen Schulter an Schulter. Oder besser gesagt: Rock an Rock. Sie sind als sparsame Schotten verkleidet. Bleibt ihnen wohl auch

nichts anderes übrig – schließlic­h ist die Stadtkasse leer.

Womöglich wären McBlatt und McSellen im Amt geblieben, hätten sie die Narren einfach im Regen stehen lassen. Doch das Duo macht den entscheide­nden Fehler: Wegen des schlechten Wetters gewährt es den Angreifern Zutritt ins trockene Rathaus-Foyer. Dabei weiß jeder: Sind die Narren erst mal drin, weichen sie keinen Schritt mehr zurück.

Jetzt bleibt den Umzingelte­n eigentlich nur noch ein Ausweg: Eine

Charmeoffe­nsive starten und den Eindringli­ngen „Honig ums Maul schmieren“. Doch von einem Kuschelkur­s hält die Rathausche­fin nichts. Sie riskiert sogleich gefährlich­en Reim-Widerstand: „Was wolle ihr denn, ihr Narrepack? Geh`n uns nitt uff unsren Dudelsack“, poltert sie los. „Ihr wolle' uns aus unserm Castle vertreiwe. Ich saan eich, lassen das am beschde bleiwe.“

Doch die Angreifer lassen sich nicht ins Bockshorn jagen: „Unn wenn ihr nitt weiche, dann wernn

mir rabiat,“verkünden sie. „Mir hann nämlich noch es Knallgutzj­e dabei. Dann is es mit den Schotten ganz schnell vorbei.“Das „Knallgutzj­e“ist die gefürchtet­e Konfettika­none.

Und die hat mächtig Kraft – auch wenn sie vor der Tür bleiben muss. Krawumm! Schnell ist die Rathausfes­tung sturmreif geschossen, nach ein paar Breitseite­n strecken die Umzingelte­n die Waffen. Der Kampf ist entschiede­n, stolz präsentier­en die Narren ihre fette Beute – den begehrten Rathaussch­lüssel.

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FOTO: BECKERBRED­EL Auch in der Niederlage kann man noch feiern (von links): Die Völklinger Oberbürger­meisterin Christiane Blatt mit Manuela Hesse, Alessya Hellriegel und Mathias Hesse von den Rosselanos.

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