Wahl-Kontrahenten hielten zusammen
Zwar arbeiteten Christiane Blatt (SPD) und Christof Sellen (CDU) als Schotten Hand in Hand, mussten aber dennoch das Rathaus den Narren überlassen.
Die Völklinger Narren haben es schon wieder geschafft: Mit Schimpf und Schande wurde gestern die Verwaltung aus dem Neuen Rathaus vertrieben. Zumindest deren Spitze. Beim Durchlüften der muffigen Büros werden die Faasebooze in den nächsten Tagen vielleicht noch den einen oder anderen schlafende Beamten entdecken.
Die Karnevalisten der Beele`s, der Braddler, der Rosselanos und der Aktionsgemeinschaft Heids
„Was wolle ihr dann, ihr Narrepack? Geh’n uns nitt uff unsren Dudelsack!“Christiane Blatt als „schottische“Oberbürgermeisterin zu den angreifenden Narren
tock hingegen sind hellwach – und wild entschlossen. Am Nachmittag rotten sich die Angreifer vor dem Verwaltungssitz zusammen. Schnell wird klar: Sie sind nicht gekommen, um Schlipse abzuschneiden. Nein, sie wollen die Macht. Und dazu brauchen sie den Rathausschlüssel.
In den vergangenen Wochen wurden Schlachtpläne entworfen, falsche Fährten gelegt und Allianzen geschmiedet. Im Sommer treten ja dann Rathauschefin Christiane Blatt und Bürgermeister Christof Sellen, sowie der Völklinger Ortsvorsteher Stephan Tautz bei der Oberbürgermeisterwahl gegeneinander an. Deshalb machen vor der NarrenSchlacht ums Rathaus, soweit es die
Rathausspitze betrifft, Gerüchte die Runde: Sellen würde sich beim Rathaussturm auf die Seite der Angreifer schlagen, um seine Chefin aus dem Amt zu jagen, vermuten einige. Andere behaupten das Gegenteil: Die Oberbürgermeisterin werde mit den Narren gemeinsame Sache machen, um den lästigen Mitbewerber loszuwerden. Pustekuchen! Beide kämpfen Schulter an Schulter. Oder besser gesagt: Rock an Rock. Sie sind als sparsame Schotten verkleidet. Bleibt ihnen wohl auch
nichts anderes übrig – schließlich ist die Stadtkasse leer.
Womöglich wären McBlatt und McSellen im Amt geblieben, hätten sie die Narren einfach im Regen stehen lassen. Doch das Duo macht den entscheidenden Fehler: Wegen des schlechten Wetters gewährt es den Angreifern Zutritt ins trockene Rathaus-Foyer. Dabei weiß jeder: Sind die Narren erst mal drin, weichen sie keinen Schritt mehr zurück.
Jetzt bleibt den Umzingelten eigentlich nur noch ein Ausweg: Eine
Charmeoffensive starten und den Eindringlingen „Honig ums Maul schmieren“. Doch von einem Kuschelkurs hält die Rathauschefin nichts. Sie riskiert sogleich gefährlichen Reim-Widerstand: „Was wolle ihr denn, ihr Narrepack? Geh`n uns nitt uff unsren Dudelsack“, poltert sie los. „Ihr wolle' uns aus unserm Castle vertreiwe. Ich saan eich, lassen das am beschde bleiwe.“
Doch die Angreifer lassen sich nicht ins Bockshorn jagen: „Unn wenn ihr nitt weiche, dann wernn
mir rabiat,“verkünden sie. „Mir hann nämlich noch es Knallgutzje dabei. Dann is es mit den Schotten ganz schnell vorbei.“Das „Knallgutzje“ist die gefürchtete Konfettikanone.
Und die hat mächtig Kraft – auch wenn sie vor der Tür bleiben muss. Krawumm! Schnell ist die Rathausfestung sturmreif geschossen, nach ein paar Breitseiten strecken die Umzingelten die Waffen. Der Kampf ist entschieden, stolz präsentieren die Narren ihre fette Beute – den begehrten Rathausschlüssel.