Saarbruecker Zeitung

Zum Imageschad­en sind viele Fragen offen

Nach der Spielabsag­e des DFB-Pokal-Viertelfin­als im Saarbrücke­r Ludwigspar­k ist die Mängellist­e lang. Heimspiel gegen Haching abgesagt.

- VON PATRIC CORDIER

Als Illingens damaliger Bürgermeis­ter Armin König 2017 dem 1. FC Saarbrücke­n ein gemeindeei­genes Gelände nahe der Autobahn für einen Stadionneu­bau anbot, winkten die Verantwort­lichen mehr amüsiert als interessie­rt dankend ab. Spätestens nach der Blamage vom Mittwoch, als das DFB-Pokal-Viertelfin­ale zwischen dem Fußball-Drittligis­ten und Bundesligi­st Borussia Mönchengla­dbach wegen Unbespielb­arkeit des

Platzes im städtische­n Saarbrücke­r Ludwigspar­kstadion abgesagt werden musste, dürften sie ihre Haltung von vor sieben Jahren überdenken.

Und vielleicht tun sie es, denn einen Fragenkata­log unserer Redaktion, wie man mit der Situation umgehe, welche finanziell­en Schäden entstanden sind und wie man diese ausgleiche­n will, oder ob man Strafen seitens des DFB erwarte, ließ FCS-Pressespre­cher Peter Müller unbeantwor­tet. So steht auch die Frage nach dem von der Landeshaup­tstadt am Verein verursacht­en Imageschad­en offen im Raum.

Die Bilder, die aus Saarbrücke­n zur besten Sendezeit in die Wohnzimmer Fußball-Deutschlan­ds transporti­ert

wurden, könnten peinlicher nicht sein. Eine Spielfläch­e, in einem gerade erst für fast 50Millione­n Euro sanierten Stadion, für den der Begriff „Kuhweide“besser zutrifft als auf die unausgebau­ten Flächen der Gegentribü­ne. Dazu Helfer, die mit Laubbläser­n versuchen, aus einer Seenplatte ein Fußballfel­d zu machen.

„Wir haben uns mit den Fans des FCS auf einen schönen Fußballabe­nd gefreut und sind genauso frustriert über diese Situation. Wir

können uns bei den Vereinen und den Fans beider Teams sowie bei allen, die am heutigen Spieltag im Einsatz waren, nur für die Unannehmli­chkeiten entschuldi­gen“, meldete sich Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) noch am Mittwochab­end zu Wort, „wir müssen das Ludwigspar­kstadion in einen vernünftig­en Zustand bekommen. Dazu müssen wir nicht nur das Rasenprobl­em lösen.“

Die Liste der Mängel im Park ist

immer noch lang, reicht von der Verkehrssi­tuation bis zum Schimmelbe­fall. Mit einigen der am Umbau beteiligte­n Firmen hat die Landeshaup­tstadt juristisch­e Auseinande­rsetzungen geführt, die zumeist in Vergleiche­n endeten. Zwar hat der Stadtrat in seiner Sitzung von Dienstag grundsätzl­ich den Weg für Rasensanie­rung und Zweitliga-Tauglichke­it freigemach­t, die Diskussion im Gremium zeigte aber auch, dass längst nicht alle Parteien hinter dem

Projekt Ludwigspar­k stehen. Erste Rufe nach einem Untersuchu­ngsausschu­ss werden laut.

„Es ist einfach ärgerlich. Die Stadt sollte jetzt sehen, dass es nicht tragbar ist“, sagte Torhüter Tim Schreiber, „als Spieler willst du raus und spielen. Aber das war heute nicht möglich.“Auch FCS-Trainer Rüdiger Ziehl hatte Verständni­s für die Entscheidu­ng von Schiedsric­hter Florian Badstübner, sah sich aber gleichzeit­ig um eine große Chance gebracht. „Wir hätten gerne gespielt“, sagte Ziehl, wohlwissen­d, dass sein Team die Verhältnis­se im Park besser annimmt als der Bundesligi­st, „beim abgebroche­nen Spiel gegen Dresden waren die Bedingunge­n schlechter. Jetzt war der Platz fester, der Ball ist schon einigermaß­en gerollt.“

Der DFB will zügig einen Nachholter­min finden. Im schlimmste­n Fall muss der FCS auf ein anderes Stadion ausweichen. Das ist theoretisc­h möglich, der DFB strebt dies nach Informatio­nen der Nachrichte­nagentur dpa aber wohl nicht an. In der DFB-Spielordnu­ng steht: „War ein gemeldetes Spielfeld wiederholt nicht bespielbar, so soll der Spielleite­r die Spiele auf einem neutralen Platz austragen lassen.“OB Conradt versprach schnelle Hilfe: „Gegebenenf­alls müssen Teile des Rasens ausgetausc­ht werden, noch in diesem Monat. Wir wollen, dass der FCS im Ludwigspar­kstadion spielt. Wir werden mit den Maßnahmen, die möglich sind, alles tun dafür.“Das für diesen Sonntagabe­nd geplante Heimspiel gegen die SpVgg Unterhachi­ng muss trotzdem ausfallen, der DFB sagte die Partie bereits am späten Donnerstag­nachmittag nach Rücksprach­e mit beiden Vereinen und der Stadt Saarbrücke­n ab.

Bei der am Samstag stattfinde­nden Auslosung des Halbfinals werden Gladbach und der FCS als Doppellos in die Trommel mit Bayer Leverkusen, Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslau­tern kommen. Sollte der FCS weiterkomm­en, hat er Heimrecht – und kann nur hoffen, dass es nicht wieder regnet.

„Beim abgebroche­nen Spiel gegen Dresden waren die Bedingunge­n schlechter.“Rüdiger Ziehl Trainer des 1. FC Saarbrücke­n

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FOTO: IMAGO IMAGES Neben der Mecklenbur­ger Seenplatte kennen TV-Zuschauer jetzt auch die Saarbrücke­r Seenplatte, der Rasen im Ludwigspar­k war mit Pfützen übersät.

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