Zum Imageschaden sind viele Fragen offen
Nach der Spielabsage des DFB-Pokal-Viertelfinals im Saarbrücker Ludwigspark ist die Mängelliste lang. Heimspiel gegen Haching abgesagt.
Als Illingens damaliger Bürgermeister Armin König 2017 dem 1. FC Saarbrücken ein gemeindeeigenes Gelände nahe der Autobahn für einen Stadionneubau anbot, winkten die Verantwortlichen mehr amüsiert als interessiert dankend ab. Spätestens nach der Blamage vom Mittwoch, als das DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen dem Fußball-Drittligisten und Bundesligist Borussia Mönchengladbach wegen Unbespielbarkeit des
Platzes im städtischen Saarbrücker Ludwigsparkstadion abgesagt werden musste, dürften sie ihre Haltung von vor sieben Jahren überdenken.
Und vielleicht tun sie es, denn einen Fragenkatalog unserer Redaktion, wie man mit der Situation umgehe, welche finanziellen Schäden entstanden sind und wie man diese ausgleichen will, oder ob man Strafen seitens des DFB erwarte, ließ FCS-Pressesprecher Peter Müller unbeantwortet. So steht auch die Frage nach dem von der Landeshauptstadt am Verein verursachten Imageschaden offen im Raum.
Die Bilder, die aus Saarbrücken zur besten Sendezeit in die Wohnzimmer Fußball-Deutschlands transportiert
wurden, könnten peinlicher nicht sein. Eine Spielfläche, in einem gerade erst für fast 50Millionen Euro sanierten Stadion, für den der Begriff „Kuhweide“besser zutrifft als auf die unausgebauten Flächen der Gegentribüne. Dazu Helfer, die mit Laubbläsern versuchen, aus einer Seenplatte ein Fußballfeld zu machen.
„Wir haben uns mit den Fans des FCS auf einen schönen Fußballabend gefreut und sind genauso frustriert über diese Situation. Wir
können uns bei den Vereinen und den Fans beider Teams sowie bei allen, die am heutigen Spieltag im Einsatz waren, nur für die Unannehmlichkeiten entschuldigen“, meldete sich Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) noch am Mittwochabend zu Wort, „wir müssen das Ludwigsparkstadion in einen vernünftigen Zustand bekommen. Dazu müssen wir nicht nur das Rasenproblem lösen.“
Die Liste der Mängel im Park ist
immer noch lang, reicht von der Verkehrssituation bis zum Schimmelbefall. Mit einigen der am Umbau beteiligten Firmen hat die Landeshauptstadt juristische Auseinandersetzungen geführt, die zumeist in Vergleichen endeten. Zwar hat der Stadtrat in seiner Sitzung von Dienstag grundsätzlich den Weg für Rasensanierung und Zweitliga-Tauglichkeit freigemacht, die Diskussion im Gremium zeigte aber auch, dass längst nicht alle Parteien hinter dem
Projekt Ludwigspark stehen. Erste Rufe nach einem Untersuchungsausschuss werden laut.
„Es ist einfach ärgerlich. Die Stadt sollte jetzt sehen, dass es nicht tragbar ist“, sagte Torhüter Tim Schreiber, „als Spieler willst du raus und spielen. Aber das war heute nicht möglich.“Auch FCS-Trainer Rüdiger Ziehl hatte Verständnis für die Entscheidung von Schiedsrichter Florian Badstübner, sah sich aber gleichzeitig um eine große Chance gebracht. „Wir hätten gerne gespielt“, sagte Ziehl, wohlwissend, dass sein Team die Verhältnisse im Park besser annimmt als der Bundesligist, „beim abgebrochenen Spiel gegen Dresden waren die Bedingungen schlechter. Jetzt war der Platz fester, der Ball ist schon einigermaßen gerollt.“
Der DFB will zügig einen Nachholtermin finden. Im schlimmsten Fall muss der FCS auf ein anderes Stadion ausweichen. Das ist theoretisch möglich, der DFB strebt dies nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aber wohl nicht an. In der DFB-Spielordnung steht: „War ein gemeldetes Spielfeld wiederholt nicht bespielbar, so soll der Spielleiter die Spiele auf einem neutralen Platz austragen lassen.“OB Conradt versprach schnelle Hilfe: „Gegebenenfalls müssen Teile des Rasens ausgetauscht werden, noch in diesem Monat. Wir wollen, dass der FCS im Ludwigsparkstadion spielt. Wir werden mit den Maßnahmen, die möglich sind, alles tun dafür.“Das für diesen Sonntagabend geplante Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching muss trotzdem ausfallen, der DFB sagte die Partie bereits am späten Donnerstagnachmittag nach Rücksprache mit beiden Vereinen und der Stadt Saarbrücken ab.
Bei der am Samstag stattfindenden Auslosung des Halbfinals werden Gladbach und der FCS als Doppellos in die Trommel mit Bayer Leverkusen, Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslautern kommen. Sollte der FCS weiterkommen, hat er Heimrecht – und kann nur hoffen, dass es nicht wieder regnet.
„Beim abgebrochenen Spiel gegen Dresden waren die Bedingungen schlechter.“Rüdiger Ziehl Trainer des 1. FC Saarbrücken