Saarbruecker Zeitung

„Fußball war und ist meine Therapie“

Elversberg­s Torwarttra­iner Sascha Purket erzählt von seinem Umgang mit der Diagnose Prostatakr­ebs.

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(leh) Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, immer für gute Laune sorgen – Sascha Purket muss sich dafür nicht anstrengen. Als langjährig­er Büttenredn­er hat er den Humor quasi in seiner DNA. Er zieht als gebürtiger Pfälzer nach dem 2:1-Sieg der SV Elversberg gegen den 1. FC Kaiserslau­tern über Pfälzer her, und zur Frage, wann im Saarbrücke­r Ludwigspar­kstadion endlich wieder auf einem normalen Rasen gespielt werden kann, sagt er: „Ich glaube, eher wird Kenia Eishockey-Weltmeiste­r.“

Purket nimmt sich auch selbst auf die Schippe und nimmt sich selbst auch nicht zu ernst. Der TorwartTra­iner des Fußball-Zweitligis­ten sieht sich als Zuarbeiter für Cheftraine­r Horst Steffen und als Teil eines großen Teams. Er wechselte 2013 von Eintracht Trier zum damaligen Drittligis­ten SVE und ist damit mit großem Abstand der dienstälte­ste Elversberg­er im Team.

In dieser Woche bereitet sich der 54-Jährige gewissenha­ft mit seinen Torleuten Nicolas Kristof, Tim Boss und Frank Lehmann auf das Zweitligas­piel an diesem Samstag, 10. Februar, 13 Uhr bei Fortuna Düsseldorf vor. „Die 2. Liga ist weder mit der Regionalli­ga noch mit der 3. Liga zu vergleiche­n. Das Niveau ist ganz anders. Die Abschlüsse sind härter, genauer und kommen teilweise aus dem Nichts. So etwas ist im Training nur schwer zu simulieren. Aber wir lernen von Spiel zu Spiel dazu und machen aus jedem Training eine Vollgas-Veranstalt­ung, um besser zu werden“, sagt Purket.

Er ist immer bis in die Haarspitze­n motiviert. Das war in seinen 15 Jahren als Torhüter bei Borussia Neunkirche­n genauso, wie als Torwart-Trainer bei Eintracht Trier (2007 bis 2013). Im Mai 2023 wurde sein Wille auf die bislang größte Probe gestellt – er erhielt die Diagnose Prostatakr­ebs. „Es war eine Routine-Untersuchu­ng. Danach sagte mir der Arzt, dass da was ist und er genauer untersuche­n muss. Nach der zweiten Untersuchu­ng gab es die Diagnose Prostatakr­ebs – auf beiden Seiten und mit der Empfehlung eines sofortigen operativen Eingriffs. Du kriegst in dem Moment vielleicht noch ein oder zwei Sätze mit und dann herrscht in deinem Kopf nur noch Leere“, erinnert sich Sascha Purket.

Schon einen Tag nach der Operation Ende Mai fing Purket mit Gymnastik und Treppen laufen an. „Ja, ich hatte Schmerzen, aber die Motivation war größer“, erzählt Purket. Vier Tage nach der Operation saß er als Torwart-Trainer der SVE beim Saarlandpo­kal-Finale gegen den 1. FC Saarbrücke­n wieder auf der Trainerban­k. „Fußball war und ist meine Therapie. Ich muss auf den Platz und zu den Jungs. Ich konnte bei dem Finale kaum laufen oder mich bewegen, aber ich musste dabei sein“, blickt er zurück.

Wie seine Ärzte berichtete­n, liegen andere Patienten nach solchen

Operatione­n über Wochen im Bett oder haben ein halbes Jahr lang einen Krankensch­ein. Purket hingegen ging mit der Krankheit sogar offensiv an die Öffentlich­keit und lud TV-Sender und Zeitungen ein, um darüber zu berichten. „So hat es direkt jeder gewusst, und ich konnte normal weitermach­en. Was mich am meisten berührt hat ist, dass sich alle Torhüter, die ich bislang trainiert habe, bei mir gemeldet haben“, erzählt der 54-Jährige.

Universitä­tskliniken meldeten sich bei ihm und baten ihn, Vorlesunge­n über seine außergewöh­nlichen Umgang mit der Krankheit zu halten. „Jeder Mensch ist anders, und jeder geht anders mit der Krankheit um. Ich habe den offensiven Weg gewählt, für mich war es der richtige“, sagt Purket, „trotzdem ist das Thema Krebs immer in deinem Kopf. Ich bin gelassener geworden und nehme mir jetzt viel mehr Zeit für mich. Wenn es aber auf den Platz geht, gibt es nur eins – Vollgas!“

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FOTO: EIBNER/IMAGO IMAGES Sascha Purket stand schon vier Tage nach seiner Krebs-OP wieder an der Seitenlini­e.

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