Karnevalisten trotzen dem Regen
Diesmal regnet es zur Sessionseröffnung nicht nur Konfetti, doch Deutschlands Karnevalisten lassen sich davon nicht die Laune verderben. Zwar ist es draußen nicht so voll wie sonst – gefeiert wird trotzdem.
(dpa) Mit nassem Konfetti und Regencape überm Kostüm sind die Narren am Donnerstag in den Straßenkarneval gestartet. Obwohl das Wetter verhangen bis regnerisch war, feierten Clowns, Batmans und Eisbären unter freiem Himmel auf Straßen und Plätzen. Nass wurden dabei auch die Kehlen – ein paar Getränke waren ebenso dabei.
Insbesondere Köln zog wieder Zehntausende an, wenn auch deutlich weniger als sonst. Polizeipräsident Johannes Hermanns sagte, bis zum Nachmittag sei es aus Sicht der Polizei „völlig ereignislos“geblieben. „Der Regen hat vermutlich dazu beigetragen. Es sind auch nicht so viele Menschen in der Stadt wie am 11. 11. oder im vergangenen Jahr.“Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) erklärte sich das mit den Worten: „Die nur saufen wollen, sind eben zu Hause geblieben.“Sie
klang dabei nicht unglücklich.
Wie an Weiberfastnacht üblich stürmten in vielen Städten Frauen die Rathäuser und übernahmen symbolisch die Macht. So setzten in Düsseldorf die „Möhnen“Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) gefangen, der sich als Wagenknecht verkleidet hatte.
In Mainz versammelten sich etwa 7000 Narren, nach Polizei-Angaben waren das weniger als sonst. In Teilen von Baden-Württemberg nahm die schwäbisch-alemannische Fastnacht Fahrt auf. So wurde in Konstanz am Bodensee der „Schmotzige Dunschtig“oder der „Gumpige“Donnerstag mit Musik, Glocken und Rätschen eingeläutet. Dort hieß es schon um sechs Uhr: Narrenwecken.
Bis in den Abend standen „Schulbefreiungen“, das Narrenbaum-Stellen und Umzüge auf dem Programm. In Bayern ließ sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Unsinnigen Donnerstag in der Staatskanzlei die Krawatte abschneiden.
So sorgte die „fünfte Jahreszeit“auch unter grauem Himmel für einen Stimmungsaufheller. „Mal ganz im Ernst: Wenn überall nur schlechte Nachrichten sind, warum sollte man dann nicht mal ein bisschen Frohsinn versprühen?“, sagte Frieda,
Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Das gebe den Menschen dann auch wieder Kraft und Halt.
In Köln knubbelten sich die Feiernden vor allem im Studentenviertel „Kwartier Latäng“rund um die Zülpicher Straße. Rund 1500 Polizisten, 200 Ordnungsamtsmitarbeiter und mehr als 1000 private Sicherheitskräfte standen bereit, um den Ansturm der Partytouristen in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken.
Erstmals lief auch eine Präventionskampagne unter dem Motto „It`s a dress, not a yes!“: Videoclips machten darauf aufmerksam, dass bestimmte Kleidung oder ausgelassenes Feiern nicht als Einladung für sexuelle Übergriffe missverstanden werden dürften.
Oberbürgermeisterin Reker, die 2015 von einem rechtsextremen Attentäter lebensgefährlich verletzt worden war, schlug einen Bogen von den Demonstrationen gegen rechts zum Karneval. Der Kölner Karneval stehe grundsätzlich allen Menschen offen – nicht nur den Einheimischen, sagte Reker. „Im Karneval wird in Köln die Vielfalt gefeiert. Wir sind integrativ, wir sind inklusiv.“Es reiche aber nicht aus, diese Vielfalt zu beschunkeln, sie müsse jeden Tag gelebt werden.
Karnevalsverweigerer können sich auf den Literaturnobelpreisträger und gebürtigen Kölner Heinrich Böll (1917 – 1985) berufen. Von ihm stammt der Ausspruch: „Ich kann mir keine schrecklichere Pflicht vorstellen als die Pflicht zum Humor.“
„Im Karneval wird in Köln die Vielfalt gefeiert. Wir sind integrativ, wir sind inklusiv.“Henriette Reker Oberbürgermeisterin von Köln