Saarbruecker Zeitung

Karnevalis­ten trotzen dem Regen

Diesmal regnet es zur Sessionser­öffnung nicht nur Konfetti, doch Deutschlan­ds Karnevalis­ten lassen sich davon nicht die Laune verderben. Zwar ist es draußen nicht so voll wie sonst – gefeiert wird trotzdem.

- VON JONAS-ERIK SCHMIDT UND CHRISTOPH DRIESSEN

(dpa) Mit nassem Konfetti und Regencape überm Kostüm sind die Narren am Donnerstag in den Straßenkar­neval gestartet. Obwohl das Wetter verhangen bis regnerisch war, feierten Clowns, Batmans und Eisbären unter freiem Himmel auf Straßen und Plätzen. Nass wurden dabei auch die Kehlen – ein paar Getränke waren ebenso dabei.

Insbesonde­re Köln zog wieder Zehntausen­de an, wenn auch deutlich weniger als sonst. Polizeiprä­sident Johannes Hermanns sagte, bis zum Nachmittag sei es aus Sicht der Polizei „völlig ereignislo­s“geblieben. „Der Regen hat vermutlich dazu beigetrage­n. Es sind auch nicht so viele Menschen in der Stadt wie am 11. 11. oder im vergangene­n Jahr.“Die Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker (parteilos) erklärte sich das mit den Worten: „Die nur saufen wollen, sind eben zu Hause geblieben.“Sie

klang dabei nicht unglücklic­h.

Wie an Weiberfast­nacht üblich stürmten in vielen Städten Frauen die Rathäuser und übernahmen symbolisch die Macht. So setzten in Düsseldorf die „Möhnen“Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) gefangen, der sich als Wagenknech­t verkleidet hatte.

In Mainz versammelt­en sich etwa 7000 Narren, nach Polizei-Angaben waren das weniger als sonst. In Teilen von Baden-Württember­g nahm die schwäbisch-alemannisc­he Fastnacht Fahrt auf. So wurde in Konstanz am Bodensee der „Schmotzige Dunschtig“oder der „Gumpige“Donnerstag mit Musik, Glocken und Rätschen eingeläute­t. Dort hieß es schon um sechs Uhr: Narrenweck­en.

Bis in den Abend standen „Schulbefre­iungen“, das Narrenbaum-Stellen und Umzüge auf dem Programm. In Bayern ließ sich Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Unsinnigen Donnerstag in der Staatskanz­lei die Krawatte abschneide­n.

So sorgte die „fünfte Jahreszeit“auch unter grauem Himmel für einen Stimmungsa­ufheller. „Mal ganz im Ernst: Wenn überall nur schlechte Nachrichte­n sind, warum sollte man dann nicht mal ein bisschen Frohsinn versprühen?“, sagte Frieda,

Jungfrau im Kölner Dreigestir­n. Das gebe den Menschen dann auch wieder Kraft und Halt.

In Köln knubbelten sich die Feiernden vor allem im Studentenv­iertel „Kwartier Latäng“rund um die Zülpicher Straße. Rund 1500 Polizisten, 200 Ordnungsam­tsmitarbei­ter und mehr als 1000 private Sicherheit­skräfte standen bereit, um den Ansturm der Partytouri­sten in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken.

Erstmals lief auch eine Prävention­skampagne unter dem Motto „It`s a dress, not a yes!“: Videoclips machten darauf aufmerksam, dass bestimmte Kleidung oder ausgelasse­nes Feiern nicht als Einladung für sexuelle Übergriffe missversta­nden werden dürften.

Oberbürger­meisterin Reker, die 2015 von einem rechtsextr­emen Attentäter lebensgefä­hrlich verletzt worden war, schlug einen Bogen von den Demonstrat­ionen gegen rechts zum Karneval. Der Kölner Karneval stehe grundsätzl­ich allen Menschen offen – nicht nur den Einheimisc­hen, sagte Reker. „Im Karneval wird in Köln die Vielfalt gefeiert. Wir sind integrativ, wir sind inklusiv.“Es reiche aber nicht aus, diese Vielfalt zu beschunkel­n, sie müsse jeden Tag gelebt werden.

Karnevalsv­erweigerer können sich auf den Literaturn­obelpreist­räger und gebürtigen Kölner Heinrich Böll (1917 – 1985) berufen. Von ihm stammt der Ausspruch: „Ich kann mir keine schrecklic­here Pflicht vorstellen als die Pflicht zum Humor.“

„Im Karneval wird in Köln die Vielfalt gefeiert. Wir sind integrativ, wir sind inklusiv.“Henriette Reker Oberbürger­meisterin von Köln

 ?? FOTO: OLIVER BERG/DPA ?? Zum Auftakt des Straßenkar­nevals mussten die Narren, wie hier in Köln, vielerorts wetterfest sein. Zu Weiberfast­nacht zog es dennoch viele Menschen auf die Straßen in den deutschen Fastnachts­hochburgen.
FOTO: OLIVER BERG/DPA Zum Auftakt des Straßenkar­nevals mussten die Narren, wie hier in Köln, vielerorts wetterfest sein. Zu Weiberfast­nacht zog es dennoch viele Menschen auf die Straßen in den deutschen Fastnachts­hochburgen.

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