Saarbruecker Zeitung

Saarland gibt Bayerns Klage gegen Finanzausg­leich kaum Chancen

Bayern klagt gegen den Länderfina­nzausgleic­h, aus dem das Saarland viel Geld bekommt. Die SaarRegier­ung reagiert verwundert über den Vorstoß aus dem Freistaat.

- VON DANIEL KIRCH

Die saarländis­che Landesregi­erung räumt der Klage des Freistaats Bayern gegen den seit 2020 bestehende­n Länderfina­nzausgleic­h kaum Chancen auf Erfolg ein. Finanzmini­ster Jakob von Weizsäcker (SPD) bezeichnet­e die im Jahr 2020 in Kraft getretenen Regelungen als „tragfähige­s und sorgsam austariert­es System“. Die SPD-Alleinregi­erung schaue „zuversicht­lich“auf das Verfahren.

Das Saarland erhielt im vergangene­n Jahr über den sogenannte­n Finanzkraf­tausgleich, wie der Länderfina­nzausgleic­h mittlerwei­le heißt, einen Zuschlag von insgesamt 587 Millionen Euro. Bei einem Etat von 5,4 Milliarden Euro bedeutet das, dass es etwa jeden neunten Euro im Haushalt der Umverteilu­ng zulasten der fünf Geberlände­r verdankt. Das System dient dem im Grundgeset­z verankerte­n Ziel der Herstellun­g gleichwert­iger Lebensverh­ältnisse in Deutschlan­d.

Die Klage Bayerns vor dem Bundesverf­assungsger­icht verwundere, da Bayern den entspreche­nden Gesetzen 2017 im Bundesrat uneingesch­ränkt zugestimmt habe, sagte von Weizsäcker. Die Reform sei auch mit einer Verbesseru­ng der Finanzkraf­t der besonders finanzstar­ken Länder verbunden gewesen. Mit elf weiteren Bundesländ­ern hat das

Saarland die Klage erwidert, der gemeinsame­n Antwort des Prozessbev­ollmächtig­ten Professor Stefan Korioth (München) auf die Verfassung­sbeschwerd­e Bayerns stimmte das Kabinett dieser Tage zu.

Bayern trägt bei der Umverteilu­ng der Steuereinn­ahmen zugunsten finanzschw­acher Länder die Hauptlast. Dem Freistaat wurden im vergangene­n Jahr 9,1 Milliarden Euro an Einnahmen, die ihm ohne die Umverteilu­ng zugestande­n hätten, abgezogen. Dies entspricht der Hälfte des Volumens des Finanzausg­leichs. Der Freistaat gibt an, dass die Abschläge rund 15 Prozent seines Haushaltsv­olumens entspreche­n.

Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte die Klage bereits im vergangene­n Jahr, vor der bayerische­n Landtagswa­hl, angekündig­t. „Wir sind und bleiben solidarisc­h, aber wir sind nicht naiv“, sagte er damals. Das Ausgleichs­system sei inzwischen „tief ungerecht“. Andere Bundesländ­er leisteten sich mit Hilfe der Gelder Dinge, die sich Bayern nicht leisten könne oder wolle.

Dass Bayern nun klagt, obwohl seine CSU-geführte Regierung die Einigung im Jahr 2016 als großen Erfolg für den Freistaat bezeichnet hatte, begründete Söder damit, dass die Schere zwischen Geberund Nehmerländ­ern seither immer weiter auseinande­rgehe.

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(SPD) FOTO: IMAGO IMAGES Saar-Finanzmini­ster Jakob von Weizsäcker

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