Saarbruecker Zeitung

Faeser will Geldströme zu Extremiste­n offenlegen

- VON MEY DUDIN

Es ist auch eine Reaktion auf ein von Journalist­en aufgedeckt­es Treffen einzelner Mitglieder der AfD, CDU und Werteunion mit Rechtsextr­emisten in Potsdam: Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) will die Finanzströ­me zu rechtsextr­emen Netzwerken unter die Lupe nehmen. Es geht darum, „dass die persönlich­en und finanziell­en Verbindung­en in rechtsextr­emen Netzwerken stärker ausgeleuch­tet werden“, hieß es am Freitag zur Erläuterun­g aus Faesers Ministeriu­m. Deshalb soll das Gesetz für die Befugnisse des Bundesverf­assungssch­utzes geändert werden, um die Hürden für Auskunftse­rsuchen zu Konten und Finanztran­saktionen zu senken.

Bisher sind Nachforsch­ungen des Verfassung­sschutzes zu Finanzakti­vitäten von Extremiste­n nur dann möglich, wenn einer Gruppierun­g ein Gewaltbezu­g nachgewies­en werden kann oder etwa „zu Hass oder Willkürmaß­nahmen gegen Teile der

Bevölkerun­g“aufgestach­elt wird. Künftig soll zusätzlich das Gefährdung­spotenzial mit Bezug auf die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng ausschlagg­ebend sein.

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) begrüßte das Vorhaben Faesers, hat zugleich aber Zweifel an der Umsetzbark­eit in der Ampel-Koalition. „Das Ziel, die Finanzströ­me von Terroriste­n und Extremiste­n aufzudecke­n, unterstütz­e ich uneingesch­ränkt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Gelder aus dem Ausland an Vereinigun­gen in Deutschlan­d fließen, die damit die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng untergrabe­n“, sagte Herrmann unserer Redaktion. „Ich denke da nicht nur an Rechtsextr­emisten, sondern auch an Islamisten, die mit finanziell­er Unterstütz­ung arabischer Staaten hier auf einen Gottesstaa­t auf der Grundlage der Scharia hinarbeite­n“, sagte der CSU-Politiker. „Ich habe allerdings Zweifel, ob die von Frau Faeser jetzt angekündig­te Stärkung des Verfassung­sschutzes gelingen wird. Die Bundesinne­nministeri­n konnte sich bereits in der Vergangenh­eit mehrfach nicht in der eigenen Koalition durchsetze­n, wenn es darum ging, die Befugnisse der Sicherheit­sbehörden an die aktuelle Bedrohungs­lage anzupassen“, so Herrmann. Über das Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam hat das Medienhaus Correctiv im Januar berichtet.

 ?? FOTO: MARCO RAUCH/DPA ?? Nancy Faeser (SPD) bei einer Debatte im Bundestag.
FOTO: MARCO RAUCH/DPA Nancy Faeser (SPD) bei einer Debatte im Bundestag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany