Saarbruecker Zeitung

Inflation fällt auf niedrigste­n Wert seit Juni 2021

Die Preise sind im Januar deutlich weniger gestiegen als noch im Dezember. In den nächsten Monaten sollte sich die Inflation weiter abschwäche­n.

- VON JÖRN BENDER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Lukas Ciya Taskiran

(dpa) Das Leben in Deutschlan­d hat sich im Januar deutlich weniger verteuert als noch im Dezember. Mit 2,9 Prozent erreichte die Inflations­rate den niedrigste­n Stand seit Juni 2021 mit seinerzeit 2,4 Prozent, wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag bestätigte. Im Dezember hatten die Verbrauche­rpreise um 3,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresm­onats gelegen.

Volkswirte rechnen mit einem weiteren Rückgang der Teuerungsr­ate im Laufe dieses Jahres, doch das Tempo könnte nachlassen. Belastungs­faktoren sind die Anhebung des CO2-Preises von 30 Euro je Tonne Kohlendiox­id (CO2) auf 45 Euro sowie die Rückkehr zum regulären Mehrwertst­euersatz auf Speisen in der Gastronomi­e zu Jahresbegi­nn. Der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht gewonnen, mahnte Commerzban­k-Chefvolksw­irt Jörg Krämer. Insgesamt erhöhte sich das Preisnivea­u von Dezember 2023 auf Januar 2024 um 0,2 Prozent.

Energie kostete im Januar nach Angaben des Bundesamte­s trotz wegfallend­er staatliche­r Preisbrems­en sowie der Anhebung des CO2Preises 2,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das dämpfte die Inflations­rate insgesamt. Günstiger als vor Jahresfris­t waren zum Beispiel Heizöl (minus 9,3 Prozent), Strom (minus 6,8 Prozent) und Erdgas (minus 6,2 Prozent). Fernwärme war im Januar 2024 dagegen 13,3 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.

Nahrungsmi­ttel verteuerte­n sich insgesamt um 3,8 Prozent, wobei sich der Preisansti­eg in dieser Kategorie seit April verlangsam­t hat. Im Vergleich zum Vorjahresm­onat waren im Januar 2024 vor allem Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren teurer (plus 10,7 Prozent). Auch für Obst (plus 10,2 Prozent), Gemüse (plus 8,0 Prozent) und Brot (plus 5,4 Prozent) mussten die Menschen in Deutschlan­d tiefer in den Geldbeutel greifen. Olivenöl war sogar 46 Prozent teurer.

Höhere Teuerungsr­aten schmälern die Kaufkraft von Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten. Die Belastung der Menschen in Deutschlan­d durch die

Inflation war im vergangene­n Jahr vergleichs­weise hoch. Zwar fiel die Rate im Jahresschn­itt mit 5,9 Prozent niedriger aus als 2022 mit damals 6,9 Prozent. Es war aber immer noch der zweithöchs­te Jahreswert seit der Wiedervere­inigung. Nach Beginn des russischen Angriffskr­ieges gegen die Ukraine im Februar 2022 hatten sich vor allem Energie

und Lebensmitt­el sprunghaft verteuert und die Teuerung insgesamt angeschobe­n.

Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) strebt für den Euroraum mittelfris­tig stabile Preise bei 2,0 Prozent Inflation an. Im Januar des laufenden Jahres lag der sogenannte HVPI, den die EZB für ihre Geldpoliti­k heranzieht, in Europas größter Volkswirts­chaft Deutschlan­d nach Berechnung­en des Statistisc­hen Bundesamte­s bei 3,1 Prozent. HVPI steht für Harmonisie­rter Verbrauche­rpreisinde­x und dient dazu, Preisänder­ungen in der Eurozone internatio­nal vergleichb­ar zu machen.

Im Kampf gegen die hohe Teuerung haben die Euro-Währungshü­ter die Leitzinsen seit Sommer 2022 zehnmal in Folge erhöht. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflations­raten entgegenwi­rken kann. Weil steigende Kreditzins­en jedoch zugleich Investitio­nen verteuern und dies die derzeit ohnehin schwächeln­de Wirtschaft bremsen kann, wurden zuletzt Forderunge­n nach Zinssenkun­gen lauter.

EZB-Präsidenti­n Christine Lagarde hatte nach der jüngsten Zinssitzun­g der Notenbank am 25. Januar eine Diskussion über Zinssenkun­gen als „verfrüht“bezeichnet. Etliche Volkswirte rechnen mit einem ersten Zinsschrit­t nach unten frühestens im Juni dieses Jahres.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Olivenöl war einer der größten Preistreib­er im Januar.

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