Saarbruecker Zeitung

Abstimmung über EU-Lieferkett­engesetz vertagt

- VON GREGOR MAYNTZ

Die belgische Ratspräsid­entschaft hat das Zustimmung­sverfahren zum neuen europäisch­en Lieferkett­engesetz gestoppt, weil sich in den Vorverhand­lungen keine Mehrheit für das Okay der Mitgliedst­aaten abzeichnet­e. Offensicht­lich war es den Gegnern des Vorhabens gelungen, neben Deutschlan­d auch weitere Länder von einem positiven Votum abzubringe­n. Damit der zwischen Parlament, Kommission und Ministerra­t ausgehande­lte Kompromiss in Kraft treten kann, müssen dem Schlusspap­ier sowohl das Parlament als auch mindestens 15 der 27 Mitgliedst­aaten zustimmen, die zusammen wenigstens 65 Prozent der Bevölkerun­g präsentier­en.

SPD, Grüne und FDP haben sich in ihrem Koalitions­vertrag darauf festgelegt, dass der deutsche Vertreter bei der EU mit Enthaltung stimmen muss, wenn sich die Koalition nicht einig ist. SPD und Grüne betonen, in den Schlussver­handlungen seien auch auf deutschen Druck hin alle Forderunge­n der FDP bei der Überarbeit­ung des Lieferkett­enentwurfe­s berücksich­tigt worden. Deutschlan­ds Ansehen und Zuverlässi­gkeit würden nun schwer beschädigt, wenn es nun nicht mehr zu dem mitgetrage­nen Verhandlun­gsergebnis stehe. Dagegen verweist die FDP darauf, dass die Regierungs­vertreter ihr Mandat verlassen und dem Parlament zu viele Zugeständn­isse gemacht hätten. Dadurch drohten den Unternehme­n nun übermäßige bürokratis­che Belastunge­n, wenn sie für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstan­dards entlang der gesamten Lieferkett­e ihrer Produkte weltweit haftbar gemacht werden.

Mit ihrer Blockade des Lieferkett­engesetzes habe die FDP die Glaubwürdi­gkeit Deutschlan­ds als Verhandlun­gspartner „zutiefst erschütter­t“, kritisiert­e Tiemo Wölken, Rechtsexpe­rte der Europa-SPD. Wer künftig Mehrheiten für ein Vorhaben in der EU finden wolle, werde dies ohne Deutschlan­d tun.

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