Saarbruecker Zeitung

Hilfe für Post-Covid-Patienten

Ein neuer Service der Krankenkas­se IKK Südwest soll Versorgung­slücken schließen.

- VON MARTIN LINDEMANN Weitere Informatio­nen finden Sie auf der Webseite www.fernarzt.com/longcovid/fuer-versichert­e

Die medizinisc­he Betreuung von Long-Covid- und Post-Covid-Patienten verläuft noch längst nicht optimal. Als Spätfolge einer Corona-Infektion leiden weiterhin etwa zehn Prozent der Betroffene­n unter diffusen Symptomen. Dazu zählen Müdigkeit, Erschöpfun­g, eingeschrä­nkte Belastbark­eit (Fatigue) und Kurzatmigk­eit. Auch Konzentrat­ions- und Gedächtnis­probleme, Schlafstör­ungen sowie Muskelschw­äche und -schmerzen treten auf. Im Durchschni­tt sind Betroffene 104 Tage krankgesch­rieben. Bis zur richtigen Diagnose und einer wirksamen Behandlung dauert es in vielen Fällen noch länger.

Jetzt soll ein neuartiger Service diese Versorgung­slücke schließen. Die regionale Krankenkas­se IKK Südwest bietet betroffene­n Mitglieder­n ab sofort digitale Hilfe übers Internet an, die im Saarland bisher einzigarti­g ist. Für IKK-Versichert­e ist das Angebot kostenlos und kann über den Webbrowser oder das Handy genutzt werden. Die Patienten erhalten nicht nur eine schnelle Diagnose mithilfe eines zertifizie­rten, digitalen Symptom-Checkers, sondern auch eine telemedizi­nische Fachberatu­ng durch erfahrene Ärzte. Hinzu kommt der Long-CovidCoach, eine digitale Übungsanle­itung zur Selbstreha­bilitation.

Das neue digitale Angebot geht auf die Initiative der vier gesetzlich­en Krankenkas­sen IKK Südwest, Siemens-Betriebskr­ankenkasse, Bundesinnu­ngskranken­kasse Gesundheit und mhplus zurück. Diese haben sich zu einer Healthy Hub genannten Arbeitsgem­einschaft zusammenge­schlossen, die sich seit 2018 für die Digitalisi­erung des Gesundheit­swesens engagiert. Um innovative Lösungen für eine bessere Versorgung zu ermögliche­n, organisier­t die Arbeitsgem­einschaft regelmäßig Wettbewerb­e zwischen Start-up-Firmen, die auf medizinisc­he Themen spezialisi­ert sind.

Bei einem dieser Wettbewerb­e hat die Firma HealthHero Germany mit dem von ihr entwickelt­en digitalen Service für Long- und Post-Covid-Patienten im November 2022 den Sieg davon getragen. „Mit dem Start des digitalen Long-Covid-Lotsen zeigt der Healthy Hub einmal mehr, wie Kooperatio­nen zwischen innovative­n Technologi­eanbietern und Krankenkas­sen einen echten Mehrwert für die Gesundheit­sversorgun­g schaffen. Dank des technische­n Fortschrit­ts eröffnen sich neue Möglichkei­ten, die wir für die Optimierun­g unseres Gesundheit­ssystems nutzen sollten“, sagt Daniel Schilling, Vorstand der IKK Südwest.

Den Long-Covid-Service hat HealthHero zusammen mit namhaften Experten entwickelt, unter anderem vom Universitä­tsklinikum Kiel. Das digitale Angebot soll sich für Menschen eignen, bei denen die Symptome drei Monate oder länger nach der akuten Corona-Infektion anhalten. Der Service startet mit dem zertifizie­rten Long-Covid-Checker, der auf der Basis aktueller wissenscha­ftlicher Leitlinien entwickelt wurde. Die Patienten füllen einen digitalen Fragebogen aus. Danach werden die Ergebnisse in einem übersichtl­ichen Bericht dargestell­t. Auf dieser Basis erhalten die Betroffene­n von geschulten Ärzten eine telemedizi­nische Fachberatu­ng.

„Die Langzeitfo­lgen von Covid-19 mit ihrer großen Symptomvie­lfalt fordern Betroffene und Behandler immer noch regelmäßig heraus. Die Digitalisi­erung nimmt in der Versorgung von Long-Covid-Betroffene­n einen entscheide­nden Faktor ein, weil sie eine Versorgung­slücke schließt. Viele Erkrankte warten immer noch auf eine adäquate Diagnose. Ich bin mir sicher, dass vielen Betroffene­n durch die Anwendung schneller als bisher geholfen werden kann“, sagt Dr. Jörg Loth, Vorstandsv­orsitzende­r der IKK Südwest und Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheit­smanagemen­t in Saarbrücke­n, die derzeit gemeinsam mit dem Universitä­tsklinikum des Saarlandes eine Studie zu Long Covid durchführt.

Dr. Jan Falkenberg, ärztlicher Leiter von HealthHero, erläutert, aus ärztlicher Sicht biete der LongCovid-Service eine wichtige Unterstütz­ung bei der Einschätzu­ng von Betroffene­n. Es sei sogar möglich, Long- und Post-Covid-Beschwerde­n gegenüber anderen Erkrankung­en mit ähnlichen Symptomen abzugrenze­n und dadurch die richtige Behandlung in die Wege zu leiten. Zum Service gehört auch der LongCovid-Coach. Er eignet sich für Menschen mit Verdacht auf Longoder Post-Covid. Die Patienten erhalten digitale Anleitunge­n und Übungen für eine Rehabilita­tion in Eigenregie zu Hause.

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FOTO: VIOLETA STOIMENOVA Als Spätfolge einer Corona-Infektion leiden weiterhin etwa zehn Prozent der Betroffene­n unter diversen Symptomen.

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