In Großrosseln regieren nun die Narren
Diskutieren wollte man nicht – und so haben die ausgekochten Fastnachter am Freitag das Rathaus mit einer List erobert.
Start der tollen Tage soll am Freitagnachmittag das Großrosseler Rathaus im Handstreich eingenommen werden. Je schneller der begehrte Schlüssel den Besitzer wechselt, umso früher kann gefeiert werden. Während Petrus den Himmel in tristes Einheitsgrau kleidet, bringen die Kostüme der Faasebooze Farbe ins Spiel. Die Karnevalisten von Doll Doll, Hinne Hott und den Warndtkatern, die sich am Klosterplatz zusammenrotten, sind siegessicher. Schließlich haben sie es bisher noch immer geschafft, die müden Beamten aus ihren verstaubten Amtsstuben zu vertreiben.
Aufgebrachte Bürger unterstüt
„Mir hann de Schlüssel ball, aus dem Rossler Rathausstall.“Das Motto der schunkelnden Menge vor dem Rathaus in Großrosseln
zen die Narrenarmee, und auch die Marching Band Völklingen bläst der Verwaltung ordentlich den Marsch. Doch die Gegner sind nicht zu unterschätzen: Als ehemaliger Karnevalsprinz kennt Bürgermeister Dominik Jochum die Tricks der Jecken. Und mit dem Ersten Beigeordneten Michael Krewer steht ihm ein erfahrener Büttenredner zur Seite. „Mir hann de Schlüssel ball, aus dem Rossler Rathausstall“, lautet das Motto der schunkelnden Menge.
Jochum und Krewer sind als Bauern verkleidet. Womöglich sind sie ja doch einsichtig, misten ihren Stall aus und jagen den Amtsschimmel zum Teufel? Doch von Bürokratieabbau halten die beiden nichts. Sie bleiben stur und wollen den Schlüssel nicht rausrücken. Warum auch? Schließlich sitzen sie im Gegensatz zu den Angreifern im Warmen. Allerdings nicht auf dem Trockenen:
Durch die geöffneten Fenster erkennt die empörte Menge, dass im Rathaus schon mit der einen oder anderen Bierflasche auf die erfolgreiche Verteidigung angestoßen wird. Anscheinend fühlt sich die Verwaltungstruppe hinter den dicken Mauern sehr sicher.
Doch auch die Rädelsführer der Angreifer sind mit allen Wassern gewaschen. Doll-Doll-Präsident Steven Hahn und Hinne-Hott-Chefin Simone Brück führen bei den Narren das Wort. „Mir wollen nid
lang fackeln“, verkündet Hahn. Zunächst aber verhandeln die beiden mit dem Bürgermeister, dann wird mit seinem Stellvertreter diskutiert. Ohne Erfolg. Zu hören bekommen sie mal wieder die alte Leier: kein Geld in der Kasse, nicht zuständig. Und ohne korrekt ausgefüllte Formulare gibt es sowieso nichts. „Mir hann kän Geld, ihre brauche gar nidd zu demonschdriere“, ruft Bürgermeister Jochum.
Jetzt reißt den Narren der Geduldsfaden – wer nicht hören will,
muss fühlen: Attacke! Steven Hahn wird zum menschlichen Rammbock. Die massive Rathaustür ist allerdings härter als sein Kopf. Autsch, das gibt einen kräftigen Brummschädel. Doch die Angreifer haben ihr Pulver noch nicht verschossen. Vielleicht klappt es mit einer List. Die Rathauschefs sind bereit, ihre Kräfte mit den Narren im sportlichen Wettkampf zu messen – bei einem Huckepack-Rennen.
Während sie ihre Mitarbeiter vor die Tür rufen, schleichen sich
Doll-Doll-Prinz Marc I. und sein Hofnarr Jakob zum unbewachten Nebeneingang und kapern den verwaisten Verwaltungssitz. Wenig später präsentieren sie ihre fette Beute – den begehrten Schlüssel. Kurz vor 16 Uhr wird vor dem Rathaus die Narrenfahne gehisst. Erst mal losgelassen, sind die Großrosseler Karnevalisten nicht mehr zu bremsen: Bis zum Sessionshöhepunkt, dem großen Umzug am Faasenddienstag, wird nun durchgefeiert.