Saarbruecker Zeitung

Fans zünden nächste Eskalation­sstufe

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gerät im Investoren-Streit immer stärker unter Druck. Anhänger wollen eine neue Abstimmung erzwingen.

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(sid) Die Fans haben die nächste Eskalation­sstufe im Zoff um den Investoren-Einstieg gezündet. Die großen Vertretung­en der Anhänger fühlen sich von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) provoziert und haben den Ligaverban­d heftig attackiert. In einer gemeinsame­n Stellungna­hme werfen die Fans der DFL Ignoranz vor und fordern erneut eine Wiederholu­ng der Abstimmung. Die massiven Proteste in den Stadien sollen weitergehe­n.

„Wir – alle bundesweit­en Fanorganis­ationen – fordern die DFLFührung auf, endlich die Proteste in den deutschen Stadien ernst zu nehmen und eine offene und damit transparen­te Neuabstimm­ung zum DFL-Investoren-Deal einzuleite­n“, schrieben die Gruppierun­gen: „Alleine, um die konsequent­e Einhaltung und Achtung von 50+1 unter Beweis zu stellen, ist eine Neu-Abstimmung alternativ­los.“

Auslöser der Kritik war die DFLStellun­gnahme vom Donnerstag zu den Protesten. In dieser stand nichts zum Zustandeko­mmen des Investoren-Votums und den zahlreiche­n Forderunge­n einer neuen Abstimmung. „Keine Zeile zur Kritik am Zustandeko­mmen des Abstimmung­sErgebniss­es. Keine Zeile dazu, dass damit 50+1 in seinen Grundfeste­n erschütter­t wird. Keine Zeile dazu, wie die DFL auf die Kritiker zugehen will“, kommentier­ten die verärgerte­n Fans. Hans-Joachim Watzke als Sprecher des DFL-Präsidiums kritisiert­e dagegen die mangelnde Dialogbere­itschaft der Fans und meinte, ihre Kritik wäre nicht ignoriert worden.

In den vergangene­n Tagen haben bereits mehrere Clubchefs Verständni­s für die Proteste der Fans gezeigt und sich ebenfalls für eine Wiederholu­ng der Abstimmung vom 11. Dezember ausgesproc­hen. So fordern unter anderem der VfB Stuttgart, Union Berlin, Hertha BSC und der Karlsruher SC ein neues Votum. Ein „Weiter so“dürfe es laut VfB-Boss Claus Vogt nicht geben. Vogt fürchtet Spielabbrü­che und Wiederholu­ngsspiele.

Beim Votum im vergangene­n Dezember war der Investoren-Einstieg bei der Versammlun­g der 36 Erst- und Zweitligis­ten mit der exakt notwendige­n Zweidritte­l-Mehrheit von 24 Stimmen durchgewun­ken worden. Mutmaßlich soll dabei Geschäftsf­ührer Martin Kind von Hannover 96 entgegen der Anweisung seines Vereins ebenfalls zugestimmt haben – was große Fragezeich­en hinsichtli­ch der 50+1-Regel aufwerfen würde. Ohne diese Stimme wäre das Ergebnis gekippt.

Seit der Abstimmung protestier­en die Fans immer heftiger in den Stadien. „Die DFL-Führung ignoriert die Kritik aus den Kurven seit ihren Anfängen Ende vergangene­n Jahres. Es scheint, als wolle sie den Konflikt aussitzen“, ließen die Anhänger-Gruppierun­gen wissen: „Je länger die Proteste ignoriert werden, desto geschlosse­ner werden wir für eine Neu-Abstimmung einstehen.“

Durch die Proteste der Fans sowie die Einlassung­en von Vogt und Kollegen gerät die DFL unter Zugzwang. Eigentlich wollte die Spitze um die Geschäftsf­ührer Marc Lenz und Steffen Merkel das Geschäft mit einem Geldgeber schon demnächst abschließe­n – dieser Zeitplan scheint mehr und mehr fraglich.

Zwei Interessen­ten sind noch im Rennen. Die Finanzinve­storen CVC und Blackstone wollen Anteile einer DFL-Tochterges­ellschaft, in welche die kompletten Medienrech­te ausgelager­t werden, für 20 Jahre erwerben. Angedacht ist eine Minderheit­sbeteiligu­ng in Höhe von maximal acht Prozent. Damit soll eine Milliarde Euro erlöst werden.

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FOTO: PFÖRTNER/DPA Zueltzt flogen in vielen Stadien Dutzende Tennisbäll­e während der Spiele auf das Feld.

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