Saarbruecker Zeitung

Sprache bringt keine Gleichbere­chtigung

- Maria Christiany, Saarlouis

Inzwischen dürfte jedem bekannt sein, dass die Mehrheit in der Bevölkerun­g die angeblich geschlecht­ergerechte Sprache ablehnt. Dass eine Sprache gerecht sein soll, kann ich nur als Unsinn bezeichnen. Was ist Gerechtigk­eit? Die Männer sind im Plural alle weiblich (im Französisc­hen nicht), Frauen und Männer werden mit „Sie“angesproch­en, falls man nicht per Du ist. Was passiert, wenn die Männer gerechtigk­eitshalber nicht-weibliche Pronomen für sich fordern? Von wem haben diese sprachunse­nsiblen Frauenbeau­ftragten das Mandat, an unserer Sprache herumzubas­teln? Dass Gleichbere­chtigung von der Grammatik abhängt, ist ein Irrtum. Da es geschlecht­sneutrale Sprachen gibt, kann man das leicht überprüfen: Der Grad der

Gleichbere­chtigung hängt nicht von der Sprache ab. Ich erwarte von Politikern (männlichen und weiblichen), dass sie sich an Fakten orientiere­n und nicht an Irrlehren. Zu bedenken ist, dass wir schon seit langer Zeit durch ARD und ZDF mit Genderspra­che und den überwiegen­d unsinnigen und floskelhaf­ten Doppelnenn­ungen beschallt werden (Gehirnwäsc­he). Kein Politiker wagt es beim Sprechen in der Öffentlich­keit darauf zu verzichten, da ist Mut gefordert. Gesetzlich­e Gleichstel­lung wurde durch mutige Frauen erkämpft, die sich politisch engagierte­n, lange bevor es irgendwelc­he Sprachverr­enkungen gab. Bereits 1919 wurden 37 Frauen in die Nationalve­rsammlung gewählt. Das waren keine Quotenfrau­en, auch nicht die Frauen, die an der Entstehung des Grundgeset­zes von 1949 beteiligt waren. Das generische Maskulinum im Grundgeset­z und in der saarländis­chen Ver

fassung hat nicht verhindert, dass fähige Frauen hohe Ämter im Staat anstreben und erreichen konnten. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass sich manche durch Sprachkorr­ekturen an Gesetzeste­xten profiliere­n wollen, statt die Arbeit zu machen, für die sie gewählt wurden. Leider wird durch kreative Sprachgest­altung kein einziges Problem in diesem Staat gelöst. Wie naiv muss man sein, zu glauben, dass man nur die Sprache ändern müsste und zack – dann ändern sich die gesellscha­ftlichen Verhältnis­se. Das ist magisches Denken, aber keine verantwort­ungsvolle Politik. Man kann nicht willkürlic­h Teile der Grammatik verändern, ohne die Sprache und ihre Ästhetik zu zerstören. Es fehlt der Respekt vor dem Kulturgut Sprache, das aus ideologisc­hen Gründen beschädigt wird. Es ist zum Heulen!

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