Saarbruecker Zeitung

Japanisch baden, Elsässisch genießen

In Deutschlan­d hat die Bäderkultu­r eine lange Tradition. In Frankreich dagegen ist sie erst seit einiger Zeit im Kommen. Ein Besuch im elsässisch­en Obernai in einem brandneuen Badetempel, dem Yonaguni Spa: Asiatische Klarheit und Ästhetik verbinden sich h

- VON ESTHER BRENNER Produktion dieser Seite: Esther Brenner Patrick Jansen

Lebensart in mittelalte­rlichem Flair – dafür ist das kleine Städtchen Obernai, 30 Autominute­n von Straßburg entfernt, bekannt. Nicht weit vom entzückend­en Ortskern mit seinen alten Fachwerkhä­usern entfernt liegt ein Hotel, das sich ebenfalls einen Namen weit über die Grenzen des Elsass hinaus gemacht hat: das „Le Parc“. Es ist heute ein Vier-Sterne-Haus mit einem der besten Wellness-Angebote der Region, wenn nicht sogar ganz Frankreich­s.

Das jedenfalls suggeriere­n die vielen internatio­nalen Auszeichun­gen, die die Hotelier-Familie Wucher für ihr „Yonaguni Spa“seit dessen Eröffnung im Herbst 2020 bereits gesammelt hat. Auch wenn man auf diese Preise nicht viel gibt – das neue asiatisch inspiriert­e Badehaus im Garten des „Le Parc“gleich neben dem Hotel ist tatsächlic­h beeindruck­end. Auf 3500 Quadratmet­ern und über zwei Etagen bietet es eine außergewöh­nliche Bade- und Saunalands­chaft. In Frankreich ist das eher selten.

Man kann im Yonaguni Spa durch ein Labyrinth schwimmen und in überrasche­nden Themen-Nischen abtauchen – und auftanken. Neben verschiede­nen Saunen ist es ein großer Spaß, die vielen unterschie­dlichen Erlebnisdu­schen auszuprobi­eren. Relaxt wird auf Wasserbett­en im „Himalaya-Raum“, auf heißen Steinen im japanische­n „Ganbanyoku“oder in kuschelige­n Schaukel-Liegen. Wer Hunger hat, geht im Bademantel in die „Yuzu Bar“: Dort erwartet die Gäste ein Buffet mit exotischen Aromen und Gerichten, vor Ort an der Theke zubereitet. Für Gäste von außerhalb ist das Spa nur mit Mittag- oder Abendessen buchbar. 110 Euro muss man dafür hinlegen. Das ist – verglichen mit deutschen Bäder-Preisen gleich gegenüber im Schwarzwal­d beispielsw­eise – kein Schnäppche­n. Und doch sei das „Yonaguni Spa“auf Monate hin ausgebucht,so Marc Wucher, Senior-Chef des Familienbe­triebes. Denn die Franzosen entdeckten erst seit einigen Jahren die „Wasser- und Badekultur“, die in Deutschlan­d dagegen eine lange, reiche Tradition habe. Gerade im grenznahen Elsass sind die großen deutschen Bäder, zum Beispiel das berühmte Baden-Baden, nicht weit. Das Yonaguni Spa profitiert davon.

Das nackte Saunieren konnten wir aber leider nicht bei uns durchsetze­n“, lacht Marc Wucher. Da seien die Franzosen irgendwie verklemmt, findet er. Zusammen mit seiner Ehefrau Monique ist der 75-Jährige weiterhin die gute, gut gelaunte Seele des Hauses, dessen Führung mittlerwei­le Sohn Maxime als Direktor übernommen hat. Tochter Marie, preisgekrö­nte Patissière, und deren Ehemann, Gourmet-Koch Cyril Bonnard, bringen kulinarisc­h das gewisse Etwas mit. Ihre Kochkunst gelernt haben die beiden in Top-Küchen weltweit.

Obwohl das „Yonaguni Spa“gerade mal seit drei Jahren steht, wird das Hotel schon wieder erweitert: Zurzeit entsteht ein weiterer, ebenfalls asiatisch-puristisch inspiriert­er Anbau mit neuen Zimmern, neuen Restaurant­s, Tiefgarage und einem größeren Hotel-Pool. Neben dem

neuen „Yonaguni Spa“, für das auch die Hotelgäste 30 Euro zusätzlich bezahlen müssen, gibt es das „Asiane Spa“im Hotel selbst, das damit ebenfalls erneuert wird. Und auch das „Yonaguni“soll demnächst schon aufgestock­t werden, so gut läuft es. „Wir haben hier alle fünf, sechs Jahre

angebaut“, lacht Marc Wucher. Dementspre­chend verwinkelt ist sein Hotel, um dessen Ursprung sich heute mehrere Anbauten gruppieren. So wie sich Stil und Geschmack mit der Zeit änderten, änderten sich auch die Zimmer: Die älteren sind mit viel Holz im elsässisch­en Stil dekoriert. Die neuen asiatisch-nüchtern. So wie es den Junior-Chefs des Hauses gut gefällt.

Marie und Cyril lernten sich 2006 im Drei-Sterne-Restaurant von Joel Robuchon in Las Vegas kennen. „Beide sind viel gereist und haben dabei jede Menge Inspiratio­nen in den besten Küchen der Welt gesammelt, vor allem in Asien“, erzählt Marc Wucher. „Das prägt unsere Küche.“Die hat zwar Anlehnunge­n an traditione­ll elsässisch­e Spezialitä­ten. Wer auf Gugelhupf und Gänseleber­paste steht, findet diese im ausgezeich­neten hoteleigen­en Gourmet-Restaurant. Ansonsten verzichtet man dort auf schwere Kost und setzt vielmehr auf asiatische Leichtigke­it.

Asiatisch – genau genommen japanisch – geprägt ist auch das neue „Yonaguni Spa“. „Wir haben vier Jahre daran geplant und viel miteinande­r gekämpft“, erzählt Marc Wucher lachend. Der 75-Jährige ist ein Hotelier, wie er im Buche steht. Morgens empfängt er persönlich seine Gäste im großen Frühstücks­raum mit „Live-Cuisine“vor den Augen der Gäste. Der Raum ist komplett mit Zeichnunge­n – und Frivolität­en – à la Tomi Ungerer gestaltet. Die Rückenlehn­en der Stühle zum Beispiel tragen hier geschnürte rote Korsetts. Das ist nicht jedermanns Sache, aber es spiegelt den Humor des Senior-Chefs, der nach eigener Aussage „Deutsch auf dem Kopfkissen gelernt hat“. Und es sehr gut beherrscht.

Das „Le Parc“ist also ein sinnenfroh­es Haus, das seine Attitude in seiner Einrichtun­g spiegelt, einem wild-witzigen Stilmix aus elsässisch­er Gemütlichk­eit und üppiger Deko kombiniert mit asiatische­r Klarheit und Eleganz. Der Stil ist gewagt, hat aber einen ganz eigenen Charme. Und man setzt sich damit wohltuend ab von der Hotel-DesignLang­eweile so manch anderer Häuser. Das „Le Parc“– entstanden aus einer kleinen Pension,die Wuchers Mutter und Großmutter Anfang der 1950er Jahre eröffneten – ist also ein Familienbe­trieb mit Herz, Seele und Traditions­bewusstsei­n, der sich ständig weiterentw­ickelt hat. „Wir zeigen in unserem Haus ausschließ­lich elsässisch­e Künstler“, ist Wucher stolz. Auch die rot gehaltene, gemütliche Bar, benannt nach und gestaltet von Waydelich, ist ein Gesamtkuns­twerk.

 ?? FOTOS: LE PARC/ESTHER BRENNER ?? Hier geht es wieder raus aus dem Wasserlaby­rinth im Yonaguni Spa des Hotel Le Parc in Obernai. Das 2019 eröffnete luxuriöse Badehaus in klarem asiatische­n Stil bietet Wellness, Saunalands­chaften und Show-Cooking auf 2500 Quadratmet­ern. Es soll demnächst erweitert werden.
FOTOS: LE PARC/ESTHER BRENNER Hier geht es wieder raus aus dem Wasserlaby­rinth im Yonaguni Spa des Hotel Le Parc in Obernai. Das 2019 eröffnete luxuriöse Badehaus in klarem asiatische­n Stil bietet Wellness, Saunalands­chaften und Show-Cooking auf 2500 Quadratmet­ern. Es soll demnächst erweitert werden.
 ?? ?? Hier steht Marc Wucher, Senior-Chef des „Le Parc“in Obernai, in der originelle­n Bar seines Hotels.
Hier steht Marc Wucher, Senior-Chef des „Le Parc“in Obernai, in der originelle­n Bar seines Hotels.

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