Eine alte Kapelle mit viel Charme und Rätsel
Das genaue Alter der St.-Barbara-Kapelle in Saarfels ist fraglich: Sie wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut.
Der kleine rund 800 Einwohner zählende Beckinger Ortsteil Saarfels macht seinem Namen alle Ehre. Er liegt an der Saar, wenn auch nicht direkt. Es geht erst noch eine steile Straße den Fischerberg hinauf, bis man den Ortskern erreicht. Hier, unmittelbar neben dem Vereinshaus, steht etwas erhöht die St.-Barbara-Kapelle, die offiziell Wendelinus-Kapelle heißt, nicht weit entfernt von der Katholischen Kirche St. Barbara aus den 1960er-Jahren.
Gerade hat der Ort beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“den fünften Preis gewonnen. Zudem wurden kürzlich gleich zwei Jubiläen gefeiert, der 800. Geburtstag und der 100. Orts-Namenstag, denn seit 1923 heißt der Ort Saarfels, zuvor Fuckingen und später Fickingen.
Es lohnt sich, der historischen, spätgotischen St.-Barbara-Kapelle einmal einen Besuch abzustatten und in ihre Geschichte einzutauchen. Dazu kann Ewald Preuß, der sich mit viel Herzblut um die Kapelle kümmert, umfangreiche Informationen geben.
Demnach ist das genaue Alter des kleinen Gotteshauses nicht bekannt, dennoch gibt es wegen des eigenartigen Baustils verschiedene Hinweise, die auf ein hohes Alter hindeuten. Dabei fällt vor allem der wuchtige Turm mit seinem hohen, achteckigen Spitzhelm ins Auge. „Nachweisen lässt sich, dass schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts die Filialkirche in Fickingen genannt wird, die der heiligen Barbara geweiht ist“, stellt Dr. Benno König in seinem Buch „Kapellen im Saarland“fest.
Nach Wolfgang Jacobs, der über die Geschichte der Gemeinde und der Pfarrei Beckingen geschrieben hat und im Text über die Entstehung der Kapelle im Buch von Dr. König erwähnt ist, gilt Folgendes: „Die Erbauungszeit der Saarfelser St.-Barbara-Kapelle dürfte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts liegen. Der Umstand, dass hier schon im 16. Jahrhundert Mönche aus Mettlach Gottesdienste hielten, spricht für dieses sehr wahrscheinliche Entstehungsdatum, wie auch die Annahme, dass das Patrozinium noch von dem Trierer Frauenkloster St. Barbara beeinflusst wurde, welches 1556 aufgelöst wurde. Somit dürfte der Turm noch weit vor diesem Datum entstanden und somit der älteste Teil der Kapelle sein“, schreibt Jacobs. Aber welchen Sinn erfüllt ein alleinstehender Turm?
Über den baulichen Zustand der Kapelle heißt es 1739, „dass das Gemäuer so ruinös sei, dass das Allerheiligste in der Kapelle nicht mehr aufbewahrt werden könne. Drei Jahre später wurde der Zustand als so ,miserabel` bezeichnet, dass der Pastor bei der Feier der heiligen Messe gefährdet sei“. Unter Androhung eines Interdikts erhielt die Gemeinde die Aufforderung, ohne Verzug das Gotteshaus wieder herzurichten und in einen würdigen Zustand zu versetzen. 1821 erfolgten die Umbauarbeiten, eine Gesamtrenovierung erfuhr das Gebäude 1838. Die Gründung eines Kapellenverschönerungsvereins im Jahre 1900 ermöglichte in den kommenden Jahren die Erneuerung und Ausschmückung der Kapelle.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ort Saarfels stark beschädigt, und auch die St.-Barbara-Kapelle blieb nicht verschont. Durch große Opferbereitschaft der Bevölkerung, Hilfen des Bistums, der Zivilgemeinde und der Regierung konnte der Wiederaufbau umgesetzt werden. Auch in den folgenden Jahrzehnten waren zum Erhalt des Gebäudes immer wieder Renovierungen erforderlich, so auch Ende der 1970er-Jahre, als die Kapelle wegen umfangreicher Arbeiten geschlossen werden musste und erst 1979 wieder öffnete.
Auf den Besucher wirkt die Barbara-Kapelle innen harmonisch und einladend. Rund 25 Gläubige finden Platz. „Heilige Barbara, bitte für uns“steht auf der Altardecke geschrieben. Der neogotische Altar von 1908, hinter dem sich der Zugang zu einer kleinen Sakristei befindet, ist ein Werk des Schreinermeisters Huckert aus Beckingen. In der Mitte des Altars thront die Figur der heiligen Barbara, ihr zur Seite stehen die Heiligen Sebastian mit Brustpanzer, Pfeilen und Palme sowie Wendelin mit Hirtenstab und Schaf. Sehr schön sind auch die Statuen der heiligen Maria links und des Heiligsten Herzens Jesu rechts. In der Nische über dem Tabernakel steht ein 56 Zentimeter hohes Kruzifix.
Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.
Produktion dieser Seite: Michaela Heinze
Oliver Spettel