Saarbruecker Zeitung

Kommt die Fahrradmit­nahme für das Deutschlan­dticket?

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Der Preis bleibt weiter heiß. In diesem Jahr soll das 49 Euro-Ticket für die bundesweit­e Nutzung des öffentlich­en Personenna­hverkehrs nicht teurer werden, darauf einigten sich kürzlich die Verkehrsmi­nister. Nun wächst der Druck, den Fahrschein weiter zu verbessern – etwa durch eine einheitlic­he Regelung für die Mitnahme von Fahrrädern. Die gibt es noch nicht. Es gilt der alte Flickentep­pich. Jeder

Verkehrsve­rbund hat seine eigenen Tarife, mal ist die Mitnahme kostenlos, mitunter nur zu bestimmten Uhrzeiten, mal muss man einige Euro bezahlen. Die Grünen im Bundestag schlagen daher jetzt eine Harmonisie­rung der Beförderun­gsbedingun­gen vor. Verkehrsex­pertin Nyke Slawik sagte unserer Redaktion, das würde Klarheit schaffen „und Ärgernisse beim Verlassen der Verbundgre­nzen mit ungültigem Zusatztick­et beseitigen“.

Vorstellba­r sei etwa ein „Deutschlan­dticket Fahrrad“. Dafür benötige es „die Schaffung eines einheitlic­hen Fahrradtar­ifs“, so die Expertin. Man wolle zudem weitere Verbesseru­ngen: „Wir betrachten die Entlastung von Familien als dringlichs­tes Ziel und wollen deshalb die Mitnahme von Kindern bis 14 Jahren auf dem Ticket deutschlan­dweit verwirklic­hen“, sagte Slawik.

Auch die FDP sieht Handlungsb­edarf. Der für den Fahrradver­kehr zuständige Abgeordnet­e Valentin Abel sagte unserer Redaktion: „Für die Ausgestalt­ung des Deutschlan­dtickets wie auch für die Organisati­on des gesamten ÖPNV-Systems sind die Bundesländ­er zuständig. Ich fände es gut, wenn es flächendec­kend die gleichen Mitnahmere­geln beim Deutschlan­dticket gäbe.“Diese Entscheidu­ng liege bei der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz. „Der Ball liegt eindeutig im Feld der Länder“, so Abel.

Laut eines Sprechers des Bundesverk­ehrsminist­eriums von Volker Wissing (FDP) gibt es dazu noch keine einheitlic­he Position. Die Ursachen für die unterschie­dlichen Regelungen seien vielfältig „und bedürfen weiterer Abstimmung­en insbesonde­re zwischen den Ländern“, so ein Sprecher des Ministeriu­ms. Aus Kreisen der Verkehrsmi­nister hieß es, die Kapazitäte­n im Schienenpe­rsonennahv­erkehr – erst recht im Busverkehr – ließen nicht überall eine kostenfrei­e Fahrradmit­nahme rund um die Uhr zu. Viele Verkehrsun­ternehmen befürchtet­en erhebliche Konflikte zwischen Reisenden mit Fahrrad und sonstigen Reisenden, etwa Eltern mit Kinderwage­n, „wenn die Fahrradmit­nahme kostenfrei in das Deutschlan­dticket inkludiert wird“. Bund und Länder hätten vereinbart, das Deutschlan­dticket nach zwei Jahren zu evaluieren. „Spätestens im Rahmen der Evaluation wird auch die Vereinheit­lichung von Mitnahmere­gelungen erneut diskutiert werden“, hieß es. Dem Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) dauert das allerdings zu lang.

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