Saarbruecker Zeitung

Löwe oder Miezekatze – Merz muss sich entscheide­n

-

So richtig schlau wird man aus der Union in diesen Tagen nicht. Einerseits hält man nichts von Schwarz-Grün auf Bundeseben­e, anderersei­ts macht CDU-Chef Friedrich Merz der Ampel-Partei neuerdings durch frühe Koalitions­überlegung­en für die

Zeit nach der Bundestags­wahl 2025 Avancen. Nachdem er die Grünen vor einigen Monaten zum „Hauptgegne­r in der Bundesregi­erung“erklärt hatte.

Nun also haben Merz und CSULandesg­ruppenchef Alexander Dobrindt nicht nur Vorschläge präsentier­t, durch die die Union die wirtschaft­liche Lage im Land verbessern will. Was als konstrukti­ve Opposition normal ist, was man auch erwartet. Aber die Ideen wurden gleich dem Kanzler per Brief übermittel­t. Es ist freilich Merz gewesen, der kürzlich der Ampel die dunkelrote Karte im Bundestag gezeigt und jede weitere Kooperatio­n mit dem Bündnis abgelehnt hat. Auch mit Olaf Scholz. Beide können ohnehin nicht miteinande­r.

Das Maßnahmenp­aket wirkt daher wie ein Angebot an die Regierung und ihren Chef. Da stellt sich die Frage, was denn nun gilt? Die Absage an eine Kooperatio­n oder die vorgelegte Rolle rückwärts? Letzteres wäre nicht verwerflic­h angesichts der wirtschaft­lichen Krise. Aber Merz hilft sich und der Union nicht unbedingt, wenn er oft wie ein Löwe brüllt, um dann doch wie ein Miezekätzc­hen um die Ampel herumzusch­leichen.

Manches ist auch nicht neu und findet sich in zahlreiche­n Anträgen oder anderen Papieren, die die Union in letzter Zeit vorgelegt hat und die bisher bei der Ampel durchgeras­selt sind. Die dauerhafte Senkung der Stromsteue­r etwa, stärkere Sanktionen für Bürgergeld­bezieher, die Begrenzung von Sozialabga­ben oder die steuerlich­e Begünstigu­ng von Überstunde­n sowie ein steuerfrei­es Einkommen für Rentner. Alles schon länger Unionsprog­rammatik. Dass Merz und Dobrindt ihre Chance wittern angesichts der Scharmütze­l von Wirtschaft­sminister Robert Habeck und Finanzmini­ster Christian Lindner über die dringend notwendige Entlastung von Unternehme­n, ist nur logisch. Die Ampel bietet in der Wirtschaft­spolitik gerade ein desolates Bild. Auch sieht sich die Union auf diesem Gebiet als Hüter der reinen Kompetenz, wobei sie beim im Vermittlun­gsausschus­s hängenden Wachstumsc­hancengese­tz unter Beweis stellen kann, wie ernst es ihr ist mit der Verbesseru­ng der Lage.

Aber ähnlich sind CDU und

CSU schon beim Thema Migration vorgegange­n, als sie den Kanzler immer wieder mit denselben Forderunge­n konfrontie­rten und man damit aber zu einem großen Teil am Nein der Koalition scheiterte. Diesmal scheint es anders zu sein, die Ampel verdammt die Wirtschaft­spläne nicht. Sondern die SPD will sie prüfen und die

FDP fordert die Union prompt zur Kooperatio­n auf. Mag sein, dass sich gerade die Liberalen in der Wirtschaft­spolitik der Union näher fühlen als ihren Bündnispar­tnern. Aber es ist zugleich schon taktisch raffiniert, der Union einen Sprung ins rot-grün-gelbe Boot anzubieten und ihr damit den Ball zurückzusp­ielen.

Weiter Löwe oder doch Miezekatze? Merz wird sich jetzt wohl entscheide­n müssen.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany