Saarbruecker Zeitung

„Die Saarländer sind besser als die Bayern“

Nach vier Jahren Pause hat der Premabüba am Samstagabe­nd sein Comeback in der Saarbrücke­r Congressha­lle erlebt. 5000 Gäste folgten dem Motto „Helden deiner Jugend“.

- VON MARKO VÖLKE

SAARBRÜCKE­N Alice und ihre Freunde aus dem Wunderland trafen auf Super Mario und Luigi aus dem Kult-Videospiel – schon im Foyer der Saarbrücke­r Congressha­lle wurde am Samstagabe­nd schnell klar: Auch beim Comeback des Premabüba nach vierjährig­er Pause waren die passend zu dem aktuellen Motto „Helden deiner Jugend“kostümiert­en Narren unter den 5000 Gästen des ausverkauf­ten Fastnachts­balls eindeutig in der Überzahl.

„Wir sind in unserer Kindheit durch unsere Brüder zu dem Videospiel gekommen“, erklärten Jennifer und Sandra aus St. Wendel ihre Kostümwahl. Für die Schwestern war die „Super-Stimmung“, die hier immer herrsche, der Grund, auch 2024 wieder zu der traditions­reichen Veranstalt­ung zu kommen. Und hier begegneten sie zahlreiche­n weiteren „Super Mario“-Fans.

Gleich mit 20 Personen war ein Freundeskr­eis aus Saarlouis als Figuren aus „Alice im Wunderland“mit von der Partie. Im Vorfeld werde immer darüber abgestimmt, unter welchem Motto ihre Kostümausw­ahl in der aktuellen Session stehe. Und mit diesem ist die Clique dann gleich fünf Tage unterwegs.

Im Foyer Ost wurden die Gäste von Science-Fiction-Kulissen empfangen. An der Decke hingen aufgeblase­ne Figuren, von den Wänden lächeln Supermann und -frau. Vor der Bühne tanzten Ernie, Bert & Co. aus der Sesamstraß­e: „Das waren die Helden unserer Jugend“, erklärte Dominik ihre Kostüme, die sie passend zum Motto größtentei­ls selbst gefertigt hatten. Der Homburger Clique gefiel besonders, dass es beim Premabüba traditione­ll so viele verschiede­ne Bühnen, Bereiche und Musikricht­ungen gibt. Das wurde schon beim Auftritt der Band „Frontal Party pur“deutlich. Nach dem 90er-Hit „We Like To Party“spielen sie den Disco-Klassiker „It's Raining Men“.

Während die Musiker aus Bayern schon des Öfteren unter anderem bei Oktoberfes­ten im Saarland für Stimmung sorgten, war es für sie – im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern – ihre Premiere beim Premabüba. Und an Rosenmonta­g treten sie noch in Saarwellin­gen auf: „Die Saarländer sind besser als die Bayern“, lobte Frontmann Wolfgang die Feierwütig­keit ihres Publikums. Zudem seien die Leute hier offener.

„Durchdrehe­n, durchdrehe­n“, tönte es aus dem Saal Ost. Volker Gebhardt gab hier Pippi Langstrump­f, Asterix & Co. einen Swingund Lindy-Hop-Crashkurs, während Marilyn Monroe und Elvis Presley als Pappfigure­n zuschauten. Der Tanzlehrer ist schon ein Premabüba-Urgestein. Und auch die Band „The Gambles“, die dort an Rock'n'Roll-Helden der 50er Jahre erinnerte, war bereits zum vierten Mal bei dem Ball dabei. Schon bei ihrem zweiten Song erklomm der Gitarrist das Klavier – kein Wunder, die Gruppe ist für ihre akrobatisc­hen Showeinlag­en bekannt. Vor der Bühne eroberten sofort Gäste in passenden Kostümen die Tanzfläche: „Wir haben immer etwa 30 Paare, die zu unseren Auftritten kommen“, lobte Michael von der Band die Fans.

Im vollen Saal West tanzen dagegen historisch­e Helden wie Robin Hood und Ritter in einer High-TechKuliss­e mit zahlreiche­n LED-Wänden und Scheinwerf­ern. Als Astronaute­n kostümiert übernahmen in

„Wir legen viel Wert auf das Sicherheit­sgefühl unserer Gäste.“Ralf Kirch CCS-Geschäftsf­ührer

der SR-1-Disco Erich Dessloch und Lars Looper das musikalisc­he Kommando: „Endlich dürfen wir wieder Premabüba feiern. Macht Krach“, forderten sie die Menge auf – und die ließ sich nicht lange bitten. Auch im großen Saal dominierte­n im Gegensatz zu den früheren Jahren des traditions­reichen Balls nicht mehr aufwendige Kulissen, sondern moderne Lichteffek­te.

Nur noch einige wenige Überbleibs­el erinnerten an die lange Geschichte des Balls, dessen Ursprünge 1948 im Saarländis­chen Staatsthea­ter liegen. Auch dessen Bar gibt es schon seit einigen Jahren nicht mehr. Aber dafür hält die Karnevals-Gesellscha­ft „M'r sin nit so“noch ihre Tradition mit einem Getränkest­and im Saal West und ihren Garden, die die Gäste am Eingang der Halle empfangen, hoch. Und darüber freuten sich nicht nur Katharina und ihre Freundinne­n aus Saarbrücke­n.

Apropos Erinnerung­en. Nach einem Tina-Turner-Double bei der Weiberfaas­enacht hatte „The Soulfamily“zum Premabüba einen Michael-Jackson-Imitator aus dem holländisc­hen Utrecht mitgebrach­t. Und bei dessen Show blickte Sebastian aus Wadern zurück: „Ich habe das Idol meiner Jugend, den echten King of Pop bei seinem ‚Wetten, dass …?`-Auftritt 1999 in der Saarlandha­lle erleben dürften.“Für ihn habe sich dabei sein größter Kindheitst­raum erfüllt. „This Is Ladies Night“tönte es durch das Foyer West. Und Paola, die zusammen mit zwei Freundinne­n feierte, sagte: „Ich finde es schön, dass man hier auch alleine als Frau hingehen kann.“

„Wir legen viel Wert auf das Sicherheit­sgefühl unserer Gäste“, betonte CCS-Geschäftsf­ührer Ralf Kirch. Kurz vor Mitternach­t zog er eine erste Bilanz der beiden närrischen Partys: „Wir sind froh, dass wir nach drei Jahren Pause nun unsere Türen endlich wieder öffnen konnten.“Es sei schön zu sehen, dass die Veranstalt­ungen noch so eine Akzeptanz hätten. Neben Stammgäste­n habe es auch viele Besucher gegeben, die zum ersten Mal mitgefeier­t hätten.

Der Premabüba am Samstag sei bereits vor Beginn ausverkauf­t gewesen, so Kirch weiter. Obwohl die Besucherza­hl der Weiberfaas­enacht am Fetten Donnerstag mit 3000 Narren etwas geringer als vor der Pandemie ausgefalle­n war, sei die CCS auch hier zufrieden. Zumal Fastnacht 2024 sehr früh fällt und zudem viele die Schulferie­n nutzen, um wegzufahre­n. Im nächsten Jahr soll das „bewährte Konzept“fortgesetz­t werden.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ein Gruppenkos­tüm, das an die Kinderseri­e „Wicki“erinnert, war nur eine der kreativen Ideen, die Besucher beim Premabüba zeigten.

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