Schäden durch Arznei vermeidbar
Medikamente sollen Patienten helfen, wieder gesund zu werden oder zumindest ihre Erkrankung in Schach zu halten. Doch Medikamente können genau das Gegenteil bewirken, wenn sie falsch angewendet werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Menschen mit mehreren Erkrankungen verschiedene Arzneimittel einnehmen, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Das kann zu gefährlichen Wechselwirkungen führen, die von Schwindel, Sehstörungen und Ohnmacht über innere Blutungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Herztod reichen können.
Bei einem neuen Patienten weiß ein Arzt häufig gar nicht, wie viele und welche Arzneimittel andere Ärzte bereits verschrieben haben. Zudem können viele Patienten nicht genau sagen, welche Arzneimittel sie regelmäßig einnehmen. Allerdings lassen sich solche Probleme lösen. Es gibt Computerprogramme, die blitzschnell ermitteln können, welche schädlichen Wechselwirkungen möglich sind, wenn Patienten unterschiedliche Arzneimittel einnehmen oder ein neues Präparat hinzukommt. Die Krankenkasse Barmer hat unter anderem im Saarbrücker Winterberg-Klinikum eine Software der Saarbrücker Firma RpDoc Solutions erproben lassen, die die Medikamenten-Verordnungen eines Patienten dokumentiert und sofort erkennt, ob sich verschiedene Medikamente bei gleichzeitiger Einnahme vertragen oder ob dem Patienten Schäden drohen.
Der Nutzen einer solchen Software ist zweifelsfrei nachgewiesen. Doch sie gehört noch längst nicht zur Ausstattung in Arztpraxen, Kliniken und Apotheken. Zu Recht drängt die Barmer darauf, die Software ins medizinische Leistungsspektrum, das von den Krankenkassen bezahlt wird, aufzunehmen. Doch leider mahlen die Mühlen auch im Gesundheitswesen sehr langsam – oder stehen sogar still.